133. Innerhalb der Socialist Workers Party wandte sich eine Minderheitstendenz unter Führung von Tim Wohlforth gegen die zunehmend opportunistische Orientierung der SWP und unterstützte die Kritik von Seiten der Socialist Labour League. Die große Stärke dieser Tendenz war ihre Einsicht, dass die politische Krise der SWP als internationales Problem verstanden werden musste. Die Auseinandersetzung innerhalb der SWP konnte daher nicht von dem Standpunkt aus geführt werden, einen taktischen Vorteil bei der Diskussion der einen oder anderen politischen Frage zu erlangen. Stattdessen war das grundlegende Ziel der Diskussion, politische und theoretische Klarheit bezüglich der zentralen Probleme der revolutionären Perspektive in der Vierten Internationale zu gewinnen. Die britische SLL riet ihren amerikanischen Unterstützern, soweit möglich Fraktionskonflikte über zweitrangige politische Differenzen und Organisationsfragen zu meiden und alles zu geben, um eine politische Klärung im SWP-Kader zu erreichen. Diese prinzipielle Herangehensweise unterschied sich deutlich von dem Vorgehen einer anderen Minderheitstendenz unter Führung von James Robertson, die ihre nationalen Fraktionsinteressen höher bewerteten als die Klärung auf internationaler Ebene.
134. Die von Wohlforth geführte Minderheit arbeitete von 1961 bis 1964 in der SWP. Auch nach dem Vereinigungskongress 1963 strebte die Minderheit weiterhin eine prinzipielle politische Diskussion innerhalb der Socialist Workers Party an. Die Ereignisse in Ceylon spitzten den Kampf in der SWP jedoch enorm zu. Die Pro-IKVI-Minderheit veröffentlichte einen Brief an die SWP-Mitgliedschaft und forderte darin eine Diskussion über die Hintergründe des Verrats der LSSP. In der Erklärung der Minderheit vom Juni 1964 heißt es:
„In der ganzen Periode von 1961 bis 1963 haben wir in politischer Übereinstimmung mit dem IKVI ständig darauf hingewiesen, dass eine Wiedervereinigung der Vierten Internationale ohne eine sehr ausführliche Diskussion vor der eigentlichen Wiedervereinigung nur zu einer Katastrophe und weiteren Desintegration der Internationale und der hiesigen Partei führen könne. Unsere Position ist auf der ganzen Linie bestätigt worden...
Es darf jetzt keine Weigerung mehr geben, sich mit der politischen, theoretischen und methodologischen Krise zu konfrontieren, die unsere Partei und den internationalen Verband, mit dem sie zurzeit in politischer Solidarität steht, zerreißt. Um das Überleben der Partei zu sichern, muss sofort in allen Zellen eine gründliche Diskussion über diese Fragen organisiert werden.„[85]
135. Nach der Herausgabe dieses Briefes wurden alle neun Unterzeichner aus der Partei ausgeschlossen. Die Minderheit gründete das Amerikanische Komitee der Vierten Internationale (ACFI) und nahm die umfassenden Vorbereitungen für die Umwandlung des ACFI in eine trotzkistische Partei in Angriff, die politisch mit dem Internationalen Komitee verbunden sein sollte.
ebenda, Seite 396