Diese Woche in der Russischen Revolution

20.–26. März: Doppelherrschaft in Russland

Als der „Karren der blut- und schmutzbesudelten Romanowschen Monarchie“ (um Lenins Worte zu benutzen) in der schroffen Wendung des Februaraufstands schlagartig umstürzte, entstand in dem Vakuum, das er in Petrograd hinterließ, eine prekäre Doppelherrschaft. Zwei politische Gravitationszentren bildeten sich im Umfeld konkurrierender Gesellschaftskräfte. Auf der einen Seite stand die Provisorische Regierung: ein hastig zusammengeschustertes Arrangement von liberalen Demokraten, Reformisten und Populisten, welche die ausländischen imperialistischen Mächte sofort anerkannten. Auf der anderen Seite stand der Petrograder Sowjet. Er bestand aus gewählten Fabrik- und Regiments-Deputierten, die Massenunterstützung genossen, besonders unter den ärmsten Gesellschaftsschichten. Während die Provisorische Regierung den Krieg fortsetzen und die kapitalistischen Privilegien beibehalten wollte, wurde der Petrograder Sowjet zum Anziehungspunkt für die Forderung der Massen nach Frieden und radikaler gesellschaftlicher Veränderung. Außerhalb dieser Gremien hatten die Kräfte der Reaktion – die Staatskirche, die Aristokratie, die alte zaristische Bürokratie, die Großgrundbesitzer und die militärische Elite – einen schweren Schlag erlitten, aber der Sieg war keineswegs gesichert.

Differenzen zeigten sich in der Bolschewistischen Partei, als Kamenew und Stalin, die aus der Verbannung zurückkehrten, versuchten, die Parteilinie an die Provisorische Regierung anzupassen. An der Parteibasis waren viele alarmiert. Inzwischen schrieb Lenin seine „Briefe aus der Ferne“. Weitsichtig warnte er darin, dass man der neuen bürgerlichen Regierung kein Vertrauen schenken dürfe, denn sie werde sich letztlich auf die Seite der Reaktionäre gegen die Arbeiterklasse schlagen. Er schrieb: „Wer sagt, dass die Arbeiter die neue Regierung im Interesse des Kampfes gegen die zaristische Reaktion unterstützen sollen …, der ist ein Verräter der Arbeiter, ein Verräter an der Sache des Proletariats, an der Sache des Friedens und der Freiheit.“

22.–26. März: Lenins „Briefe aus der Ferne“

Noch im Exil in der Schweiz, schreibt Lenin den ersten seiner vier einflussreichen „Briefe aus der Ferne“. In ihnen entwickelt er seine Analyse der Februarrevolution und erklärt, dass sie das Ergebnis eines ganz besonderen Zusammentreffens unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Interessen ist.

Wenn die Revolution so rasch und – dem Anschein nach, bei erster, oberflächlicher Betrachtung – so radikal gesiegt hat, dann nur deshalb, weil sich dank einer außerordentlich originellen historischen Situation völlig verschiedene Ströme, völlig ungleichartige Klasseninteressen, völlig entgegengesetzte politische und soziale Bestrebungen vereinigten, und zwar bemerkenswert „einmütig“ vereinigten: Einerseits nämlich die Verschwörung der englisch-französischen Imperialisten, die die Miljukow, Gutschkow und Co. dazu drängten, die Macht zu ergreifen, damit der imperialistische Krieg fortgesetzt werden kann, damit er noch erbitterter und hartnäckiger weitergeführt wird, damit neue Millionen russischer Arbeiter und Bauern hingeschlachtet werden, und das … damit die Gutschkow Konstantinopel, die französischen Kapitalisten Syrien, die englischen Kapitalisten Mesopotamien usw. erhalten. Und anderseits eine tiefgehende Bewegung revolutionären Charakters, eine Bewegung des Proletariats und der Volksmassen (der gesamten armen Bevölkerung in Stadt und Land) für Brot, für Frieden, für wahre Freiheit. (Lenin Werke, Bd. 23, S.316–317, Hervorhebungen im Original)

Weil diese wesentlich feindlichen Kräfte für kurze Zeit aufeinandertreffen, trägt das gegenwärtige Stadium der Revolution einen Übergangscharakter und ist von dem Phänomen der Doppelherrschaft bestimmt: Auf der einen Seite steht die bürgerliche Provisorische Regierung, die den Krieg weiterführen und das Privateigentum retten will, auf der andern Seite der Sowjet, den Lenin als „Keimzelle der Arbeiterregierung“ bezeichnet.

Lenin warnt entschieden davor, die bürgerliche Provisorische Regierung in irgendeiner Weise zu unterstützen. Stattdessen müssen sich die russischen Arbeiter Verbündete im Proletariat der andern kriegführenden Länder suchen. Sie müssen „zur Eroberung der demokratischen Republik und des vollen Sieges der Bauern über die Gutsbesitzer – anstatt der Halbmonarchie der Gutschkow und Miljukow – und dann zum Sozialismus schreiten, der allein den vom Krieg gemarterten Völkern Frieden, Brot und Freiheit geben wird“ (S. 322).

Berlin, 20. März: Arbeiter wählen den Marxisten Franz Mehring als Abgeordneten in den Preußischen Landtag

Für die Parlamentssitze von Karl Liebknecht im Reichstag und im Preußischen Landtag finden Nachwahlen statt. Sie sind notwendig geworden, weil ein Militärgericht Karl Liebknecht zu vier Jahren Kerkerhaft verurteilt hatte, wodurch er seine Mandate verlor. Liebknecht hatte am Ersten Mai 1916 auf dem Potsdamer Platz in Berlin eine Demonstration unter dem Motto: „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“ organisiert. Am Tag seiner Verurteilung, am 28. Juni 1916, waren in Berlin 55 000 Metallarbeiter in einen Proteststreik getreten, um Liebknechts Freilassung zu fordern.

Liebknecht hatte dazu aufgerufen, seinen Mitstreiter Franz Mehring als Nachfolger für die Parlamentssitze aufzustellen, damit er im Parlament gegen die bürgerlichen Kriegsparteien SPD, Fortschrittspartei und andere Parteien auftreten konnte. Franz Mehring steht gemeinsam mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (beide zu der Zeit im Gefängnis) an der Spitze der „Internationale“, einer marxistischen Tendenz in der SPD, auch bekannt als „Gruppe Spartakus“ nach den von Luxemburg herausgegebenen „Spartakusbriefen“.

Seit Kriegsbeginn führt diese Gruppe einen prinzipiellen und mutigen Kampf gegen die SPD-Führung unter Philipp Scheidemann, Friedrich Ebert und dem Gewerkschaftsführer Carl Legien, welche die kaiserliche Regierung und ihren Krieg unterstützen. Spartakus kämpft für ein revolutionäres Programm zur Mobilisierung der proletarischen Massen für den Sturz der imperialistischen Regierung, um den Krieg zu beenden und eine sozialistische Gesellschaft zu errichten.

Aufgrund dieses Programms gewinnt Franz Mehring bei der Nachwahl zum Preußischen Landtag 341 Wahlmännerstimmen für den 11. Wahlkreis von Berlin. Der SPD-Kandidat, der den Krieg unterstützt, erhält dagegen nur 48 Stimmen, und der Kandidat der bürgerlich-nationalistischen Fortschrittspartei nur 44 Stimmen. Für den Sitz im Reichstag schließen sich SPD und Fortschrittspartei hinter einem gemeinsamen sozialpatriotischen Kandidaten (SPD) zusammen und gewinnen mit diesem Manöver in dem eher ländlichen Wahlbezirk Potsdam/Havelland gegen Franz Mehring.

Das Ergebnis in Berlin ist ein Indiz für die wachsende Opposition gegen den Krieg unter klassenbewussten, sozialistisch gesinnten Arbeiterschichten in den Industriezentren Deutschlands. Sie fühlen sich zweifellos von den revolutionären Umwälzungen in Russland ermutigt. Ein Polizeispitzel in Hamburg, der sich unter die Frauen in den Warteschlangen vor den Lebensmittelgeschäften gemischt hatte, berichtet:

Die Vorgänge in Russland scheinen ihre Wirkung auf die Masse nicht verfehlt zu haben, denn an verschiedenen Stellen sind Äußerungen laut geworden: „Wir müssen es nur machen wie in Russland, dann wird es auch bald anders werden“.

London, 20. März: Das Kriegskabinett des Empire tritt zusammen

Führende Politiker des Vereinigten Königreichs treten erstmals zum gemeinsamen Kriegskabinett mit Vertretern der Dominions (Australien, Kanada, Neufundland, Neuseeland und Südafrika) zusammen, um den Fortgang des Kriegs zu diskutieren. Auch Vertreter der Kolonialverwaltung Indiens sind zugegen. Der britische Premierminister David Lloyd George begründete die Notwendigkeit eines solchen Treffens im Dezember 1916 vor dem britischen Unterhaus mit den Worten: „Wir sind der Meinung, dass die Zeit gekommen ist, die Dominions offizieller über den Fortschritt und den Verlauf des Krieges zu konsultieren und über die Schritte zu beraten, die für den Sieg notwendig sind, und über die besten Methoden, die Früchte ihrer wie unserer Anstrengungen zu ernten.“

Seit Jahren fordern die Regierungen der Dominions (der selbstverwalteten Kolonien) ein solches gemeinsames Kriegskabinett des Empire. Dass die britische Regierung dieser Forderung nachkommt, ist Ausdruck der wachsenden Stärke der Kapitalistenklasse in den Dominions, während der britische Imperialismus selbst schwächer wird. Dennoch behält die britische Regierung die Vorherrschaft über die politischen Entscheidungen. Sie führt eigene Treffen des Kriegskabinetts durch, das seine eigenen separaten Entscheidungen über die Kriegsziele trifft. Die Treffen des imperialen Kriegskabinetts werden bis Anfang Mai fortgesetzt, um dann erst gegen Ende des Krieges in Paris wieder aufgenommen zu werden.

Washington, 22. März (9. März): USA erkennen Provisorische Regierung offiziell an

In einer offiziellen Zeremonie gewährt der US-Botschafter beim russischen Reich, David Francis, der neuen Provisorischen Regierung die Anerkennung der USA als des ersten Landes. Ihn empfängt der Ministerrat der Provisorischen Regierung unter Führung von Außenminister Pawel Miljukow.

Wie Francis in zwei Telegrammen am gleichen Tag berichtet, weiß Miljukow wohl zu schätzen, welchen „moralischen Effekt“ die amerikanische Anerkennung auf Russland haben werde. „Die Arbeiter kehren an ihren Arbeitsplatz zurück, die Straßenbahnen fahren wieder“, schreibt Francis nach Washington.

Petrograg, 23. März (10. März): Einführung des Achtstundentags

Der Sowjet und die Vereinigung der Fabrikbesitzer einigen sich auf die Einführung des Achtstundentags. Dadurch wird offiziell festgelegt, was in zahlreichen Fabriken und Unternehmen, z.B. in den Putilow-Werken, den Metall- und den Kabel-Werken und in der Neuen Lessner-Fabrik, schon gängige Praxis ist.

Seit der Geburt der Arbeiterbewegung spielte die Forderung nach einem kürzeren Arbeitstag in den Arbeiterkämpfen Russlands eine zentrale Rolle. 1896, als der Arbeitstag oft länger als vierzehn Stunden dauerte, war ein kürzerer Arbeitstag die Hauptforderung eines Streiks von 30 000 Textilarbeitern in St. Petersburg. Wie der Historiker Allan Wildman berichtet, sind die Arbeiter bei ihrer Forderung nach einem Zehnstundentag in St. Petersburg von der Broschüre “Rabotschi den” (Arbeitstag) beeinflusst. Diese Broschüre wurde anfangs 1896 von der Gruppe „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“ herausgegeben, die der junge Lenin anführte. Von dem Streik erschreckt, sah sich die Autokratie 1897 gezwungen, erstmals überhaupt die Arbeitszeit einzuschränken. Der Arbeitstag wurde offiziell auf 11,5 Stunden begrenzt. In der Revolution von 1905 war die Forderung nach dem Achtstundentag eine der Hauptparolen, um die sich die revolutionären Massen scharten. Die Forderung blieb allerdings unerfüllt.

Seit dem Sturz des Zaren in der Februarrevolution 1917 schießen im ganzen Land die Fabrikkomitees wie Pilze aus dem Boden. Sie übernehmen die Führung im Kampf für den Achtstundentag. In Petrograd führt die Einführung des Achtstundentags zu einer effektiven Verminderung des Arbeitstags von 10,2 auf 8,4 Stunden. Aber der Achtstundentag ist nicht für alle Unternehmer bindend festgelegt. In kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben beträgt die Arbeitszeit immer noch durchschnittlich mehr als zehn Stunden. Auch Überstunden sind nach der Revolution noch weit verbreitet, weil die Fabrikkomitees immer noch von den Menschewiki und den Sozialrevolutionären dominiert werden. Diese stimmen Überstunden zu, um die Versorgung der Front mit Nachschub zu garantieren.

Paris, London und Rom, 24. März (11. März): Die Alliierten erkennen die Provisorische Regierung an

Nach der Anerkennung der Provisorischen Regierung durch Washington folgen auch Paris, London und Rom diesem Beispiel und anerkennen die Provisorische Regierung gleichzeitig. Ihre Initiative bestätigt Lenins Analyse in seinem ersten „Brief aus der Ferne“. Dort betont Lenin, dass der britische und der französische Imperialismus sich mit führenden russischen Liberalen verschwören hätten, um das zaristische Regime durch eine bürgerliche Regierung zu ersetzen, die den Krieg wirkungsvoller führen könne. Den Alliierten ist dringend daran gelegen, dass Russland die Ostfront halten kann, damit Deutschland und Österreich Truppen aus dem Westen und den Alpen abziehen müssen.

Der britische Botschafter George Buchanan telegraphiert später besorgt nach London, dass die Provisorische Regierung nicht entschlossen genug gegen die Sowjets vorgehe. Er berichtet über Gespräche mit Fürst Georgi Lwow, dem Chef der Provisorischen Regierung:

Lwow befürwortet nicht die Vorstellung eines harten Durchgreifens zum jetzigen Zeitpunkt, weder gegen die Sowjets, noch gegen sozialistische Propaganda in der Armee. Als ich ihm sagte, die Regierung werde die Situation niemals unter Kontrolle bringen, solange sie das Diktat einer rivalisierenden Organisation zulasse, antwortete er, dass die Sowjets eines natürlichen Todes sterben würden, dass die aktuelle Situation in der Armee vorübergehen werde, und dass die Armee danach besser als je unter dem alten Regime in der Lage sein werde, den Alliierten zu helfen, den Krieg zu gewinnen.

Rechte Sozialisten in den USA fordern Aufrüstung und unterstützen Wilson

Während die US-Regierung sich auf den Eintritt in den europäischen Krieg vorbereitet, spaltet sich die amerikanische Sozialistische Partei in mehrere Fraktionen. Ein linker Flügel um den langjährigen Führer Eugene Debs lehnt den Krieg bedingungslos ab. Der Parteiapparat wird aber von einem reformistischen Element unter Morris Hillquit beherrscht, das sich zwar in Worten gegen den Krieg ausspricht, sich aber in Wirklichkeit an den nationalen Patriotismus anpasst.

Dem rechten Flügel geht das nicht weit genug. Er fordert in zwei Resolutionen militärische Vorbereitung und politische Unterstützung für Wilson. Zu den Unterzeichnern dieser Resolutionen zählen: der Romanschreiber Upton Sinclair; der reiche Philanthrop James Graham Stokes und seine Frau Rose Pastor Stokes; Charmian London, Witwe des Autors Jack London; der Autor William English Walling; der Journalist Charles Edward Russell; der Dichter und Stückeschreiber George Sterling und die feministische Autorin Charlotte Perkins Gilman.

Petrograd, 25. März (12. März): Rückkehr Lew Kamenews und Josef Stalins aus der Verbannung

Lew Kamenew und Josef Stalin, beide 1917 Mitglied des bolschewistischen Zentralkomitees, kehren aus der Verbannung nach Petrograd zurück und nehmen rasch die bolschewistische Zeitung „Prawda“ (Wahrheit) in ihre Hände. In dieser Funktion passen sie sich stark an das menschewistische Konzept der russischen Revolution in zwei Stadien an. Dieser Vorstellung zufolge mündet der Zarensturz in eine langanhaltende, bürgerlich-demokratische Phase der Revolution. So schreibt die „Prawda“ in ihrer ersten Nummer nach dem Sturz des Zaren: „Die Grundaufgabe ist … Einführung des demokratisch-republikanischen Regimes.“

Gerade wie die Menschewiki rufen sie dazu auf, die Provisorische Regierung bei der Fortsetzung des Kriegs gegen Deutschland zu unterstützen, „um die Revolution zu verteidigen“. Ihre Linie widerspiegelt die Stimmung, die zu der Zeit unter nicht wenigen Bolschewiki in Russland vorherrscht. Darüber wird der Bolschewik Alexander Schljapnikow später schreiben: „Wir waren mit den Menschewiki darin einig, dass wir den Moment eines revolutionären Bruches der Feudal- und Leibeigenschaftsverhältnisse durchleben, und dass diese durch verschiedene, den bürgerlichen Verhältnissen eigene ‚Freiheiten‘ abgelöst werden.” Trotzki kommentierte dies in seiner „Geschichte der Russischen Revolution“ mit den Worten: „Die Befürchtung, die Grenzen der demokratischen Revolution zu überschreiten, diktierte die Politik des Abwartens, der Anpassung und des faktischen Rückzuges vor den Versöhnlern.“ (Band 1, S. 243)

Dieser Linie widersprechen jedoch nicht nur Lenin und Trotzki, sondern auch das einflussreiche Wyborger Bezirkskomitee in Petrograd und viele andere örtliche Parteiorganisationen. In den kommenden Wochen und Monaten entbrennt ein erbitterter innerparteilicher Kampf über die Strategie und Perspektive der Bolschewistischen Partei in der Revolution.

New York, 26. März: Amerikanische Sozialisten verabschieden Trotzki

Mehr als achthundert Sozialisten nehmen an einer Abschiedsfeier für Leo Trotzki im Harlem River Casino in der 127. Straße teil. Eine Sammlung ergibt über 800 Dollar, um die Revolution in Petrograd zu unterstützen.

In seinem kaum zehnwöchigen Aufenthalt in New York „hat Trotzki sich eine große und begeisterte persönliche Gefolgschaft aufgebaut“, schreibt der frühe amerikanische Kommunist Ludwig Lore. „Er hatte eine Bewegung, eine politische Fraktion aufgebaut, die man nicht ignorieren konnte, und die kampfbereit war“, schreibt der Biograph Kenneth D. Ackerman. „Nun, da die Russische Revolution begonnen hatte, trat er als einigende Kraft auf der revolutionären Linken auf.“

Trotzki spricht zwei Stunden lang. Er hält erst eine Rede auf Russisch, und dann wiederholt er sie auf Deutsch. Die Anarchistin Emma Goldman, die dabei ist, wird seine Ausführungen als „kraftvoll und elektrisierend“ schildern.

Trotzki äußert sein Bedauern, die USA wieder verlassen zu müssen, aber er erklärt: „Wenn die Revolution ruft, dann folgen die Revolutionäre.“ Ein Spion der New Yorker Polizei gibt folgendermaßen wider, was Trotzki gesagt habe: „Ich gehe nach Russland zurück, um die Provisorische Regierung zu stürzen … Und von euch hier erwarte ich, dass ihr die verdammte, verrottete kapitalistische Regierung dieses Landes stürzt.“

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