Die Provisorische Regierung ist in der Krise, weil ein geheimes Telegramm an die alliierten imperialistischen Regierungen an die Öffentlichkeit gelangt ist. Die Regierung appelliert an die Führer der Menschewiki und Sozialrevolutionäre im Sowjet, sich an einer Koalitionsregierung zu beteiligen, um die kapitalistische Herrschaft in Russland zu retten.
Inzwischen geht Lenins Kampf innerhalb der bolschewistischen Partei weiter. Auf der Gesamtrussischen Konferenz der Bolschewiki trägt er einen wichtigen Sieg davon. Eine Mehrheit unterstützt die von ihm verfassten Resolutionen über die Haltung der Partei zur Provisorischen Regierung und zum Krieg.
9. Mai (26. April): Der von den Menschewiki geführte Petrograder Sowjet ruft zu einer internationalen Friedenskonferenz auf
Die menschewistischen Führer des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten rufen zu einer „Internationalen Friedenskonferenz“ auf, um einen Frieden ohne Annexionen und Kontributionen zu fordern. Eine Delegation wird beauftragt, in die neutralen und alliierten Länder zu fahren, um Kontakte zu knüpfen. Der menschewistische Führer Matwei Skobelew erklärt, er sei bereit, mit jedermann, selbst mit dem Teufel und seiner Großmutter, zu verhandeln. Die Friedenskonferenz wird auf den 1. Juni in Stockholm anberaumt, und vollmundig wird versichert, diese werde bis zum Ende des Sommers den allgemeinen Frieden herbeiführen.
Diesen Manövern ist die Veröffentlichung eines Geheimtelegramms des Außenministers Pawel Miljukow an die alliierten imperialistischen Regierungen vorangegangen. Darin hat sich die Provisorische Regierung verpflichtet, die Abmachungen des Zaren über Annexionen und eroberte Gebiete strikt einzuhalten. Als dieses Telegramm bekannt wird, kommt es zu Massendemonstrationen und Protesten, die als „Aprilkrise“ in die Geschichte eingehen. Die einseitige Ankündigung einer unbestimmten künftigen „Friedenskonferenz“ zielt darauf ab, den Widerstand der Massen gegen den Krieg zu zerstreuen und den diskreditierten Menschewiki, die den Krieg und die Provisorische Regierung unterstützen, neue Glaubwürdigkeit zu verschaffen.
Lenin weist das Konzept zurück, man könne den Krieg durch einen Friedensvertrag der kapitalistischen Regierungen beenden. In der Prawda schreibt am 6. Mai:
Zwischen den Arbeitern aller Länder besteht ein anderer Vertrag, nämlich das Baseler Manifest von 1912 … Dieser „Vertrag“ der Arbeiter bezeichnet es als „Verbrechen“, wenn die Arbeiter der verschiedenen Länder um der Kapitalistenprofite willen aufeinander schießen … Die internationalistischen Arbeiter der ganzen Welt sind für den Sturz aller kapitalistischen Regierungen, für die Ablehnung jedes Paktierens oder jeder Verständigung mit jeglichen Kapitalisten, für einen allgemeinen, von den revolutionären Arbeitern aller Länder zu schließenden Frieden, der wirklich geeignet ist, „jedem“ Volk die Freiheit zu sichern.
Das menschewistische Projekt einer internationalen Friedenskonferenz ist ein totgeborenes Kind, da die alliierten imperialistischen Regierungen sich rundheraus weigern, unter solchen Bedingungen den Krieg einzustellen.
11. Mai (28. April): Lenin ruft die Soldaten zur Verbrüderung auf
Gegen die versöhnlerische Kollaborationspolitik der Menschewiki und Sozialrevolutionäre begrüßt Lenin offen die Verbrüderung unter den Soldaten der kriegführenden Armeen, die immer häufiger vorkommt. In einem Artikel mit der Überschrift: „Die Bedeutung der Verbrüderung“ schreibt er:
Die klassenbewussten Arbeiter und, aus dem sicheren Instinkt der unterdrückten Klassen heraus, mit ihnen auch die Masse der Halbproletarier, die Masse der armen Bauern, bringen der Verbrüderung die stärksten Sympathien entgegen. Es ist klar, dass die Verbrüderung der Weg zum Frieden ist. Es ist klar, dass dieser Weg nicht über die kapitalistischen Regierungen führt, dass man ihn nicht im Bunde mit ihnen, sondern nur gegen sie gehen kann. Es ist klar, dass dieser Weg das brüderliche Vertrauen zwischen den Arbeitern der verschiedenen Länder fördert, stärkt und festigt. Es ist klar, dass dieser Weg die verdammte Zuchthausdisziplin des Kasernenhofes zu brechen beginnt, die Disziplin des Kadergehorsams der Soldaten gegenüber „ihren“ Offizieren und Generalen, gegenüber ihren Kapitalisten (denn die Offiziere und Generale gehören größtenteils zur Kapitalistenklasse, oder aber sie vertreten deren Interessen). Es ist klar, dass die Verbrüderung die revolutionäre Initiative der Massen verkörpert, das Erwachen des Gewissens, der Vernunft, der Kühnheit der unterdrückten Klassen, dass sie, mit anderen Worten, ein Glied ist in der Kette der Schritte zur sozialistischen, proletarischen Revolution …
Es ist notwendig, dass die Soldaten jetzt zu einer Verbrüderung übergehen, bei der ein klares politisches Programm besprochen wird. Wir sind keine Anarchisten. Wir sind nicht der Ansicht, dass der Krieg durch bloße „Dienstverweigerung“, durch die Weigerung von Personen, Gruppen oder zufälligen „Haufen“ beendet werden könne. Wir sind der Meinung, dass die Revolution in einer Reihe von Ländern, d.h. die Eroberung der Staatsmacht durch eine neue Klasse, nämlich durch die Proletarier und Halbproletarier, und nicht durch die Kapitalisten, nicht durch die Kleinbesitzer (die stets zur Hälfte von den Kapitalisten abhängig sind), den Krieg beenden soll und beenden wird …
Genossen Soldaten! Besprecht dieses Programm in eurem Kreis und zusammen mit den deutschen Soldaten!
Die Menschewiki betrachten die Verbrüderung als „Schmach“ und „Betrug“, und sie sind vehement gegen jeden Gedanken an einen Separatfrieden mit Deutschland. „Würden wir den Völkern der Mittelmächte jetzt eine Bruderhand entgegenstrecken, um einen Separatfrieden abzuschließen, dann würden wir uns mit ewiger Schmach bedecken. Es würde unvermeidlich zum Sturz und zur Vernichtung Russlands führen“, erklärt der Führer der Menschewiki, Irakli Zeretelli. „Wir werden unsere Verpflichtungen den Alliierten gegenüber nicht brechen.“
In einer Rede vom 11. Mai am Sitz der Provisorischen Regierung weist auch der bürgerliche Führer Michail Rodsjanko jede Vorstellung eines Separatfriedens zurück. „Der Krieg, der uns aufgezwungen wurde, den wir nicht gewollt haben, und für den wir in keiner Weise verantwortlich sind, muss zum erfolgreichen Abschluss geführt werden, so dass die Integrität unseres Landes und die nationale Ehre Russlands vollkommen erhalten bleiben“; erklärt Rodsjanko. „Nur die vollständige Niederlage des deutschen Militarismus wird das Glück der Welt sichern.“ 1913 hatte Rodsjanko dem Zaren noch gesagt: „Man wird den Krieg freudig begrüßen, und er wird das Prestige der Regierung erhöhen.“
Petrograd, 8.–12. Mai (25.–29. April): Gesamtrussische Konferenz der Bolschewiki wählt neues Zentralkomitee und nimmt Resolutionen zum Krieg und zur Provisorischen Regierung an
Im Zentrum der Gesamtrussischen Konferenz der Bolschewiki steht Lenins Kampf, die Partei für die Positionen zu gewinnen, die er in seinen Aprilthesen vorgelegt hat. Als die Resolutionen über den Krieg und über die Provisorische Regierung, beide von Lenin entworfen, angenommen werden, ist dies für ihn ein wichtiger Sieg. Besonders die Resolution über den Krieg versetzt den Tendenzen in der Partei, die sich nach dem Zarensturz an Vaterlandsverteidigung und Klassenkollaboration angepasst haben, einen herben Schlag. In der Resolution heißt es:
Unsere Partei wird geduldig, aber beharrlich, dem Volke die Wahrheit erklären, dass Kriege von Regierungen geführt werden, dass Kriege immer untrennbar mit der Politik bestimmter Klassen verknüpft sind, dass dieser Krieg nur dann durch einen demokratischen Frieden beendet werden kann, wenn die gesamte Staatsgewalt wenigstens in einigen kriegführenden Ländern in die Hände der Klasse der Proletarier und Halbproletarier übergeht, die wirklich imstande ist, dem kapitalistischen Joch ein Ende zu setzen.
In einer weiteren Resolution kommt die Konferenz zum Schluss, dass jede Einheit mit dem „kleinbürgerlichen Block der Vaterlandsverteidiger“ – d.h. mit den Menschewiki und Sozialrevolutionären, die den fortgesetzten imperialistischen Krieg und die Provisorische Regierung unterstützen – absolut unmöglich sei. Mit dieser Resolution beschließt die Konferenz außerdem, „die Annäherung und Vereinigung mit den Gruppen und Strömungen, die wirklich auf dem Boden des Internationalismus stehen, auf der Basis des Bruchs mit der Politik des kleinbürgerlichen Verrats am Sozialismus für notwendig zu erklären“.
Die Partei beschließt außerdem eine Revision ihres Parteiprogramms. Dennoch ist der innerparteiliche Konflikt alles andere als gelöst. Wie der Historiker Alexander Rabinowitch erläutert, vermeiden es alle Konferenzresolutionen, zu erwähnen (wovon Lenin überzeugt ist), dass die bürgerlich-demokratische Revolution in Russland beendet ist. Darüber hinaus reflektiert die Zusammensetzung des neu gewählten Zentralkomitees den anhaltenden Einfluss des rechten Flügels um Kamenew, der fünf der neun ZK-Mitglieder stellt.
Während Lenins gesamtem Kampf innerhalb der bolschewistischen Partei tritt er ständig für den Aufbau einer Dritten Internationale ein und fordert den definitiven Bruch mit der Politik der Vaterlandsverteidigung und der Klassenkollaboration mit der Bourgeoisie. Wie gespalten die Partei in dieser Frage noch ist, zeigt sich an einer Resolution, in der die Konferenz – gegen die Stimme Lenins – beschließt, dass die Bolschewiki an der internationalen Konferenz der Zimmerwalder Linken am 1. Juni (18. Mai) teilnehmen sollen. Lenin ist gegen diese Resolution und nennt sie später ausdrücklich einen Fehler, denn das Zimmerwalder Komitee befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen in der Hand zentristischer Kräfte wie Karl Kautsky.
In einer Artikelserie mit dem Titel „Die Aufgaben des Proletariats in unserer Revolution“ hat Lenin bereits einige Wochen zuvor geschrieben:
Der Zimmerwalder Sumpf darf nicht länger geduldet werden. Es geht nicht an, der Zimmerwalder „Kautskyaner“ wegen die halbe Verbindung mit der chauvinistischen Internationale der Plechanow und Scheidemänner länger aufrechtzuerhalten. Man muss unverzüglich mit dieser Internationale brechen. Man soll nur zur Information in Zimmerwald bleiben. Gerade wir müssen, gerade jetzt, ohne Zeit zu verlieren, eine neue, revolutionäre, proletarische Internationale gründen, oder richtiger gesagt, wir dürfen uns nicht fürchten, vor aller Welt zu erklären, dass sie schon gegründet ist und wirkt …
Unsere Partei darf nicht „warten“, sondern muss sofort die dritte Internationale gründen, und Hunderte von Sozialisten in den Kerkern Deutschlands und Englands werden erleichtert aufatmen, Tausende und aber Tausende deutscher Arbeiter, die heute zum Entsetzen des Halunken und Räubers Wilhelm Streiks und Demonstrationen veranstalten, werden in illegalen Flugblättern von unserem Entschluss lesen, von unserem brüderlichen Vertrauen zu Karl Liebknecht und nur zu ihm, von unserem Entschluss, auch jetzt gegen die „revolutionäre Vaterlandsverteidigung“ zu kämpfen, sie werden das lesen und in ihrem revolutionären Internationalismus gestärkt werden.
12. und 13. Mai: Gutschkow und Kornilow treten zurück
Am 12. Mai (29. April) tritt der Kriegsminister der Provisorischen Regierung Alexander Gutschkow zurück, kurz nachdem Miljukows Telegramm durchgesickert ist. Die Provisorische Regierung kämpft um ihre Glaubwürdigkeit, während das Prestige der Bolschewiki steigt.
Auf Gutschkows Rücktritt folgt am nächsten Tag der Rücktritt des Generals Lawr Kornilow, des Kommandanten der Petrograder Garnison. Der frühere zaristische Armeeoffizier erklärt, er sei nicht länger bereit, seine Befehle dem Sowjet zur Bestätigung vorzulegen, da ihn dies in eine „unmögliche Lage“ bringe. Mit unfreiwilliger Ironie wendet Kornilow ein, wenn die Arbeiter und Soldaten so erpicht darauf seien, die Kontrolle zu übernehmen, „dann gut, dann lasst sie die Verantwortung übernehmen“.
Am 6. Mai (23. April) hat Kornilow einen Befehl herausgegeben, der mit der Begründung, ein deutscher Angriff stehe unmittelbar bevor, die Mobilisierung militärischer Reserven für Petrograd fordert. Der Petrograder Sowjet, der eine zaristische Konterrevolution befürchtet, hat sofort darauf reagiert und einen Befehl herausgegeben, der es jeder Garnison in der Nähe untersagt, ohne Verfügung des Sowjets Soldaten ins Zentrum der Hauptstadt zu schicken.
London, 13. Mai: 10.000 Busfahrer im Streik
Auf einer Vollversammlung aller Busbeschäftigten der London General Omnibus Company im Euston Theatre sprechen sich mehr als 5000 Arbeiter für Streik aus. Sie fordern die Anerkennung ihrer Gewerkschaft, der Provincial Union of Licensed Vehicle Workers. Nur 600 Arbeiter stimmen gegen den Streik.
Weitere Forderungen sind eine Kriegszulage von zehn Schilling die Woche und die Wiedereinstellung von sechs Busfahrern, die entlassen worden waren. Die Forderung nach der Zulage zeigt die Unzufriedenheit mit den steigenden Lebenshaltungskosten. Die Preise für Nahrungsmittel und andere Waren des Grundbedarfs sind seit dem Kriegseintritt Großbritanniens 1914 scharf angestiegen.
Kurz vor der Versammlung haben die Busfahrer am frühen Morgen die Arbeit niedergelegt. Die Gesellschaft behauptet später, sie habe 25 Prozent aller Fahrten durchführen können, und wirft der Gewerkschaft vor, mit dem Streik eine Vereinbarung von 1912 zu verletzen.
Petrograd, 14. Mai (1. Mai): Eintritt der Menschewiki in neue kapitalistische Koalitionsregierung
Die Provisorische Regierung sucht einen Ausweg aus einer tiefen Krise, deren Ursache in der wachsenden Antikriegsstimmung liegt. Die Menschewiki und Sozialrevolutionäre im Exekutivkomitee des Petrograder Sowjets beschließen, den Mitgliedern ihrer Parteien offiziell zu gestatten, in die Regierung einzutreten. Der Entscheidung geht ein Appell der bürgerlichen Minister vom 9. Mai (26. April) voraus, mit dem Sowjet zusammen eine „Koalitionsregierung“ zu bilden, worauf die Sowjetführer mehrere Tage lang mit bürgerlichen Ministern verhandeln.
Die Gesamtrussische Konferenz der Bolschewiki verurteilt die Menschewiki und Sozialrevolutionäre entschieden, weil sie immer offener die Rettung des bürgerlichen Regimes betreiben. Eine Resolution über die Koalitionsregierung wird einstimmig, mit sieben Enthaltungen, angenommen. Darin heißt es:
Die Partei des Proletariats erklärt: Jeder, der in ein Kabinett eintritt, das imperialistischen Krieg führt, beteiligt sich, unabhängig von seinen Absichten, an der imperialistischen Politik der Kapitalisten. Auf dieser Grundlage spricht das Proletariat sich in entschiedenster Weise dagegen aus, Vertreter des Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten in das Koalitionskabinett zu schicken.
Wenige Tage später wird die neue Koalitionsregierung gebildet. Ihr gehören unter anderem Alexander Kerenski als Justizminister, die menschewistischen Führer Irakli Zeretelli als Post- und Telegrafenminister und der Menschewik Matwei Skobelew als Arbeitsminister an.
Washington, 14. Mai: Root-Kommission auf dem Weg nach Russland
Woodrow Wilson hält eine öffentliche Ansprache an Elihu Root und seine Kommission, die sich auf den Weg nach Russland begeben. Wilson stattet die Root-Kommission mit weitgehenden Vollmachten aus, mit der Provisorischen Regierung über Kredite zu verhandeln. Ihre „vornehmste Aufgabe ist es, Russland an der Seite der Entente zu halten“, wie die New York Times unverblümt formuliert. Root, ein ehemaliger Kriegsminister mit guten Beziehungen zur Wall Street, wird es gegenüber der Provisorischen Regierung genauso platt formulieren: „Kein Kampf, keine Kredite.“
New York, 14. Mai: New York Times schlägt für Russland „Diktatur“ vor
Erzürnt über die Massenopposition gegen Krieg unter russischen Arbeitern und Soldaten bringt die New York Times, die führende Zeitung des liberalen Flügels der amerikanischen herrschenden Klasse, offen die Möglichkeit einer Diktatur ins Spiel.
Die Times nimmt auf „Gerüchte über einen Diktator zur Rettung Russlands“ Bezug und schreibt: „Die Überzeugung, dass Russland nur noch durch die Energie, Entschlossenheit, Härte und die Staatskunst eines modernen Cromwell gerettet werden könne, oder dass es durch einen Auflösungszustand hindurchgehen müsse, in dem das Land als vereinheitlichendes Element durch mehrere kleine Republiken unter der Vorherrschaft Deutschlands ersetzt würde, drängt sich selbst solchen Zeitgenossen auf, die normalerweise allem, was an Diktatur gemahnt, mit Furcht und Abneigung begegnen.“
New York City, 13. Mai: Verbot des Films „Hand That Rocks the Cradle“
Der Lizenz-Kommissar George Bell in New York City verbietet den Stummfilm „Hand That Rocks the Cradle“ (etwa: Hand an der Wiege – nicht identisch mit gleichnamigem Thriller von 1992). In dem Film unter der Regie von Lois Weber und Phillips Smalley geht es um Sexualerziehung und Familienplanung.
Der Spielfilm basiert lose auf dem Prozess von Margaret Sanger, einer Sexualaufklärerin und Aktivistin für das Recht auf Geburtenkontrolle. Weber gehört zu den ersten bedeutenden weiblichen Regisseurinnen in Hollywood. Ein Filmhistoriker schreibt: „Sie spielt die Frau eines Arztes, die sich entschließt, Informationen über Empfängnisverhütung öffentlich zugänglich zu machen, obwohl ihr Mann nicht bereit ist, dafür das Gesetz zu brechen. Sie landet vor Gericht.“ „Hand That Rocks the Cradle“ vergleiche auch „die Härten armer Großfamilien mit dem behaglicheren Leben kleiner, wohlhabender Familien“. Die Arbeit ist die inoffizielle Fortsetzung von „Where are my Children?“ (1916) des gleichen Teams.
Das Verbot des Films in New York folgt auf die Zensur von Sangers eigenem Dokumentarfilm „Birth Control“ durch Bell die Woche zuvor. Der Konflikt zwischen den Befürwortern von Geburtenkontrolle und den New Yorker Behördenvertretern ist das letzte Scharmützel in einem Krieg, den der Moralapostel Anthony Compstock lange Zeit bestimmte. Es ging um die Verteidigung der Bürgerrechte und einer Meinungsfreiheit, die auch Informationen über Familienplanung und Abtreibung umfasst.
Beide Filme, „Hand that Rocks the Cradle“ und „Birth Control“, gelten als verschollen. Es sind keine Kopien erhalten.