Entscheidende Arbeiter- und Soldatenschichten zeigen sich kampfbereit, und das Militärische Revolutionskomitee missachtet jetzt offen die Autorität der völlig isolierten Provisorischen Regierung. Ohne dass ein einziger Schuss fällt, geht die Macht in die Hände der Bolschewiki über. Die Regierung sieht ihre Kräfte schwinden.
Petrograd, 31. (18.) Oktober: Nowaja Schisn druckt Kamenews Angriff auf Bolschewiki-Führung
Lew Kamenew lehnt die Entscheidung des Zentralkomitees der Bolschewistischen Partei, einen bewaffneten Aufstand vorzubereiten, immer noch ab. Am 29. Oktober (16. Oktober nach altem, julianischem Kalender) tritt Kamenew aus dem Zentralkomitee aus und verlangt, dass die Zeitung Rabotschi Put (Arbeiterweg), das Zentralorgan der Partei, seine Einwände gegen Lenins Resolution veröffentlicht. Die Redaktion lehnt dies jedoch ab. Darauf schickt Kamenew eine kurze Zusammenfassung seiner Position an Maxim Gorkis Zeitung Nowaja Schisn (Das neue Leben). Prompt veröffentlicht Gorki Kamenews Angriff auf die bolschewistische Führung und enthüllt so die Pläne der Bolschewiki für einen Aufstand. Außerdem fügt Gorki noch seine eigene Verdammung der Bolschewiki hinzu.
In Kamenews Text heißt es:
Nicht nur Genosse [Grigori] Sinowjew und ich, sondern auch eine ganze Anzahl von Genossen sind der Meinung, dass die Initiative einer bewaffneten Erhebung zum jetzigen Moment, beim aktuellen Kräfteverhältnis, unabhängig von und kurz vor dem Sowjetkongress, einen inakzeptablen Schritt darstellen würde, der sich für das Proletariat und für die Revolution ruinös erweisen würde … Es ist unter den aktuellen Bedingungen unsere Pflicht, uns gegen jeden Versuch einer Initiative zum bewaffneten Aufstand auszusprechen, der zum Scheitern verurteilt wäre und für die Partei, für das Proletariat, für das Schicksal der Revolution die allerschlimmsten Konsequenzen hätte …
Lenin, dem über Telefon der Wortlaut des Texts übermittelt wird, ist voller Zorn. Er befürchtet, dass die Veröffentlichung die Pläne für die Machtergreifung durchkreuzen könnte. Er fordert, dass das Zentralkomitee Kamenew und Sinowjew wegen ihres Verstoßes gegen die Parteidisziplin ausschließt. In einem Brief an die bolschewistischen Parteimitglieder vom selben Tag beschuldigt er sie, sich wie „Streikbrecher“ zu verhalten:
Aus dem Wortlaut der Erklärung Kamenews und Sinowjews geht ganz klar hervor, dass sie sich gegen das ZK wenden, sonst wäre ihre Erklärung sinnlos; aber welchen Beschluss des ZK sie anfechten, wird nicht gesagt.
Warum? Es ist klar: weil das ZK diesen Beschluss nicht veröffentlicht hat.
Was ergibt sich also? In der allerwichtigsten Kampffrage greifen am Vorabend des kritischen Tages, des 20. Oktober, zwei „prominente Bolschewiki“ einen unveröffentlichten Beschluss der Parteizentrale in einem außerparteilichen Presseorgan an, und noch dazu in einer Zeitung, die in dieser Frage Hand in Hand mit der Bourgeoisie gegen die Arbeiterpartei geht!
Das ist ja tausendmal niederträchtiger und millionenmal schädlicher als alle Äußerungen z .B. sogar Plechanows in der außerparteilichen Presse in den Jahren 1906-1907, die von der Partei so scharf verurteilt wurden!
Damals handelte es sich schließlich nur um die Wahlen, während es jetzt um den Aufstand zur Eroberung der Macht geht!
In einer solchen Frage, nach Beschlussfassung der Zentrale, diesen unveröffentlichten Beschluss vor den Rodsjanko und Kerenski, in einem außerparteilichen Blatt, anfechten – kann man sich ein schlimmeres verräterisches, streikbrecherisches Verhalten vorstellen?
Ich würde es als eigene Schmach ansehen, wollte ich aus Rücksicht auf meine früheren engen Beziehungen zu diesen ehemaligen Genossen schwanken, sie zu verurteilen. Ich sage offen, dass ich beide nicht mehr als Genossen betrachte und mit aller Kraft sowohl im ZK als auch auf dem Parteitag für den Ausschluss der beiden aus der Partei kämpfen werde.
Das Zentralkomitee entscheidet sich jedoch auf seinem Treffen vom 2. November (20. Oktober) dagegen, Kamenew und Sinowjew auszuschließen. Der Hauptgrund für diese Entscheidung beruht darauf, dass trotz ihres illoyalen und verräterischen Verhaltens Kamenew und Sinowjew eine breite Tendenz innerhalb der ganzen Bolschewistischen Partei repräsentieren. Ähnliche Positionen wie die von Kamenew und Sinowjew kommen beispielsweise auch auf einer Mitgliederversammlung in Petrograd am 31. (18.) Oktober auf.
Palästina, 31. Oktober: Britische Armee und ihre Verbündeten eröffnen Herbstoffensive mit Schlacht von Beerscheba
Die fast 60.000 Mann starke alliierte Ägyptische Expeditionstruppe (EEF) greift die osmanische Garnison bei Beerscheba an, die sich nur mit 4.400 Gewehren verteidigen kann. Das ist der erste Schritt der Herbstoffensive der EEF mit dem Ziel, Palästina von den Osmanen zu erobern. Großbritanniens Wunsch, Palästina zu erobern, ist Bestandteil der weitergehenden Strategie im ganzen Nahen Osten, die türkischen Truppen in der Levante und auf der arabischen Halbinsel durch die Rückeroberung Mesopotamiens zu isolieren und den Persischen Golf zu kontrollieren. Britische Versuche, nach Palästina vorzustoßen, scheitern Anfang des Jahres in zwei blutigen Schlachten um Gaza, die mehr als 10.000 alliierte Soldaten das Leben kosten.
Um 5:55 Uhr setzt heftiges Artilleriefeuer auf die befestigten Positionen der Osmanen ein. Die britischen Truppen überwinden an zwei Stellen Stacheldrahtverhaue. Unter den britischen Infanteristen, die sich verschanzt haben, richtet osmanisches Gegenfeuer schwere Verluste an. Ein Mitglied der Queens Westminster Rifles schreibt: „Bomben explodieren mitten unter uns. Schrapnells von drüben explodieren über uns und regnen auf uns herab. Ständig neue Verwundete. Den jungen Morrison erwischt es am Ellbogen, Brown am Arm, Low am Kopf, usw. usw. Wir müssten uns auf unsere alten Positionen zurückziehen. Es ist verrückt, sich an die Frontlinie vor diese Gewehre zu stellen, die in einem fort weiter hämmern. Und Höllenfeuer über uns bringen. Wir fangen die Kugeln ein.“
Der Höhepunkt der Angriffe ist eine Kavallerieattacke der 4. und 12. australischen Berittenen Leichten Division. Erbitterte Gefechte brechen aus. Die Kavallerie schwingt ihre Bajonette. Die EEF verliert 171 Mann und die Osmanen etwa 1.000. Weitere 2.000 osmanische Soldaten werden gefangen genommen. Diese Aktion beendet praktisch das Patt, das in den letzten sechs Monaten in Südpalästina geherrscht hat. Wie an der Westfront, werden dreißig Kilometer lange Schützengräben von Gaza bis Beerscheba ausgehoben.
Nach dem Erfolg von Beerscheba starten die Einheiten des britischen Empire mehrere Angriffe auf die Verteidigungslinien der Osmanen. Das führt zu der Schlacht von Tel el Khuweilfe. Am 1. und 2. November beginnt die dritte Schlacht von Gaza. Nach mehrtägigen Kämpfen evakuieren die Osmanen am 7. November schließlich die Festung. Die alliierten Kräfte erleiden 3.000 Mann Verluste und 300 werden gefangen genommen. Die Osmanen sind zahlenmäßig weit unterlegen und verlieren 1.000 Mann und 300 Gefangene. Die Siebte und Achte Armee der Osmanen, die bis dahin die Verteidigungslinien von Gaza bis Beerscheba gehalten haben, werden zum Rückzug gezwungen. Alliierte Truppen rücken nun auf Jerusalem vor.
Berlin, 1. November: Kaiser Wilhelm II. ernennt Georg Friedrich Graf von Hertling zum neuen Reichskanzler
Nach dem zweiten Kanzlersturz innerhalb von drei Monaten ernennt Kaiser Wilhelm den erzkonservativen bayrischen Zentrums-Politiker Georg Friedrich Karl Graf von Hertling zum neuen Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten.
Seiner Ernennung ist ein tagelanges Tauziehen mit und zwischen den verschiedenen Fraktionen der Reichstagsparteien, der Regierungsbürokratie und der Obersten Heeresleitung (OHL) vorangegangen, aus dem das Militär gestärkt hervorgeht. Der neue Kanzler ist eine Marionette der Militär-Clique um Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff. Die OHL setzt sich für den 74-jährigen Greis ein, der schon halb im Grabe liegt. Sie glaubt, mit ihm leichtes Spiel zu haben, da er ein felsenfester Vertreter der imperialistischen Eroberungsziele ist, wie sie im sogenannten „Septemberprogramm“ des früheren Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg vom September 1914 und auf der Bad Kreuznacher Kriegsziel-Konferenz vom April 1917 festgelegt worden sind. Außerdem ist der Graf als Vertreter katholischer Großgrundbesitzer und Großbürger seit Jahrzehnten ein erbitterter Feind der Sozialdemokratie.
Graf von Hertlings Vorgänger Georg Michaelis hat sich zwar ebenfalls als politischer Erfüllungsgehilfe der OHL verstanden. Kaum einige Wochen im Amt, hat er jedoch Anfang Oktober im Reichstag einen Konflikt mit der zentristischen Abspaltung von der SPD, der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), losgetreten, indem er sie beschuldigt hat, sie habe „auf hochverräterische Weise“ im Sommer „die Matrosenrevolte angezettelt“. Angesichts andauernder Streiks und Protestdemonstrationen in der Rüstungs-, Metall- und Bergbauindustrie ist dies Öl auf das Feuer des Klassenkampfs. Um das Ausbrechen offen revolutionärer Kämpfe weiter unterdrücken zu können, hat daher ein Bündnis von SPD, katholischem Zentrum und Fortschrittlicher Volkspartei (FVP) Michaelis gezwungen, am 20. Oktober seinen Rücktritt einzureichen.
London, 2. November: Britisches Außenamt bestätigt Balfour-Deklaration
Der britische Außenminister, Lord Arthur James Balfour, verfasst eine Antwort an Lord Rothschild und den Zionistischen Bund, die als „Balfour-Deklaration“ in die Geschichte eingehen wird. Der Brief, der Großbritannien verpflichtet, die Schaffung eines Heimatlandes für das jüdische Volk in Palästina zu unterstützen, ist am 31. Oktober auf einem Meeting des Britischen Kriegskabinetts bestätigt worden. Darin schreibt Balfour:
Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte.
Die Balfour-Deklaration wird zur Grundlage für die Einrichtung der Jüdischen Legion, die fortan an der Seite der britischen Kräfte in Palästina kämpfen wird, sowie für eine gewisse Emigration der europäischen Juden nach Palästina nach dem Krieg. Dort wird Großbritannien im Rahmen der Zerstückelung des Osmanischen Reiches durch die Sieger die Herrschaft übernehmen. Auch die spätere Gründung des Staates Israel geht auf die Balfour-Deklaration zurück, die ein ganzes Jahrhundert der Auseinandersetzung zwischen Arabern und Juden einleitet. Beide versuchen, in der kleinen ehemals osmanischen Provinz einen Nationalstaat zu errichten.
Im Zentrum der zionistischen Idee, die Theodor Herzl 1896 als Lösung für die Verfolgung und Unterdrückung des europäischen Judentums proklamiert hat, steht die Wiedergeburt der jüdischen Nation innerhalb eines politischen Gebildes, in dem es eine kleine Minderheit von etwa 3 bis 5 Prozent darstellt. Ein solches Projekt erfordert die Unterstützung einer dominanten Macht. Großbritannien wird für diese Idee immer stärker empfänglich, nachdem die Türkei anders als erwartet auf Seiten Deutschlands und Österreich-Ungarns in den Krieg eingetreten ist.
Die Balfour-Deklaration ist das Ergebnis einer intensiven Lobby-Arbeit für einen jüdischen Staat, und einer der zionistischen Befürworter der Idee in Großbritannien ist Chaim Weizmann. Die Erklärung zielt darauf ab, in einer strategisch günstigen Weltregion einen Mandanten – und damit einen Grund für eine Intervention – zu gewinnen. Er wird sich dem weit verzweigten britischen Empire anschließen, das bereits vom Atlantik bis zur Mitte des Pazifiks reicht.
Die Balfour-Deklaration schlägt sich deshalb in einer Reihe geheimer Vereinbarungen nieder, die man nur als arglistig und in sich widersprüchlich bezeichnen kann. Sie zielen darauf ab, die zum Osmanischen Reich gehörenden Territorien mit ihren reichen Bodenschätzen und Handelsmöglichkeiten unter britische Kontrolle zu stellen. Ein Beispiel für eine solche Vereinbarung ist die Zusage der britischen Regierung, die im Jahr 1915 dem Haschemiten-Sheriff Hussein von Mekka als Dank für seine Unterstützung gegen die Türken die Unabhängigkeit mehrerer Territorien verspricht, die später als Syrien, Libanon, Israel/Palästina, Jordanien, Irak und Saudi Arabien bekannt werden sollen. Diese Versprechen stehen im direkten Gegensatz zum Sykes-Picot-Abkommen mit Frankreich von 1916. Dieses sieht für die Zeit nach dem Krieg vor, die Region zwischen britischer und französischer Kolonialherrschaft aufzuteilen.
Petrograd, 3. November (21. Oktober): Garnisonskonferenz verabschiedet Resolution zur Machtergreifung
Das Militärische Revolutionskomitee hat die Garnisonssoldaten an diesem Tag zu einer Konferenz aufgerufen. Die Versammlung beginnt mit einer Rede Trotzkis, in der er an die Soldaten appelliert, den Petrograder Sowjet und das Revolutionäre Militärkomitee im direkten Kampf um die Macht zu unterstützen. Ein Beobachter erinnert sich:
Nach Trotzki sprach eine ganze Reihe von Rednern über die Notwendigkeit, die Macht sofort den Sowjets zu übertragen … Der Vertreter des Vierten Don-Kosaken-Regiments informierte die Versammlung, dass sein Regimentskomitee sich gegen eine Teilnahme an der religiösen Prozession des folgenden Tages [d.h. an einer Demonstration rechter Kräfte] entschieden hätte.
Der Vertreter des Vierzehnten Don-Kosaken-Regiments sorgte für lebhafte Reaktionen im Saal, als er erklärte, sein Regiment werde nicht nur keine konterrevolutionären Aktivitäten unterstützen, egal, aus welcher Richtung sie kämen, sondern die Konterrevolution mit aller Macht bekämpfen. „In diesem Sinne“, sagte er, „reiche ich meinen Kameraden vom Vierten Don-Kosaken-Regiment die Hand.“ Mit diesen Worten beugte sich der Redner hinab und schüttelte Kosaken des Vierten Regiments die Hand. Das Publikum reagierte mit enthusiastischer Zustimmung und donnerndem Applaus, der sich über lange Zeit nicht legen wollte.
Die Versammlung beschließt eine Reihe von Resolutionen im Zusammenhang mit der Machteroberung, zum Beispiel die Forderung, dass der bevorstehende Gesamtrussische Sowjetkongress „die Macht in die Hände nehmen und für Frieden, Land und Brot für das Volk sorgen“ müsse, wie auch eine Verpflichtung der Soldaten, die Übergabe der Macht an die Sowjets voll zu unterstützen.
Am nächsten Tag taucht Trotzki inmitten einer Massenversammlung von Soldaten auf, und die Sprecher rufen ihn sogleich aufs Podium. Die Versammlung dauert bis spät in die Nacht, und die Spannung steigt, als es darum geht, ob die Soldaten das Militärische Revolutionskomitee unterstützen. Schließlich sollen alle Soldaten, die das Komitee unterstützen wollen, nach links gehen, und die andern, die dagegen sind, nach rechts. „Unter Hurrah-Rufen drängte die überwältigende Mehrheit nach links“, wird sich der Bolschewik Michail Laschewitsch später erinnern.
Die Provisorische Regierung, die eine Erhebung befürchtet, hat den Soldaten befohlen, die Stadt zu verlassen. Unter großer Begeisterung entscheiden sich die Soldaten, den Befehl zum Abzug zu verweigern. Trotzki hat zuvor die Parole ausgegeben, dass die Soldaten keiner Anweisung Folge leisten sollen, die nicht die Unterschrift des Militärischen Revolutionskomitees trägt.
(Quelle: Alexander Rabinowitsch, „Die Sowjetmacht. Die Revolution der Bolschewiki 1917“, Essen 2012, S.351ff.)
Boston, 3. November: Dirigent des Boston Symphony Orchestra bietet wegen angeblicher Sympathien mit Deutschland Demission an
Die amerikanische Regierung und die Mainstream-Presse peitschen deutschfeindliche Hysterie auf. Das jüngste Ziel ist das Boston Symphony Orchestra (BSO), das es angeblich versäumt hat, vor einer Aufführung die amerikanische Nationalhymne zu spielen. Der deutschstämmige Dirigent, Dr. Karl Muck ist gezwungen, seinen Rücktritt anzubieten. Der Gründer und Financier des BSO, Henry Lee Higginson, lehnt es aber bisher ab, die Demission anzunehmen. Muck ist einer der führenden Wagner-Interpreten der Welt. Er war schon Chefdirigent der Königlichen Oper zu Berlin und der Wiener Philharmoniker. Das BSO leitet er seit 1912.
Der Angriff auf Muck beginnt diese Woche nach einer Aufführung in Rhode Island. Die Zeitung Journal der amerikanischen Stadt Providence kritisiert, dass die Nationalhymne nicht gespielt worden sei. Eine weitere Aufführung in Baltimore wird abgesagt. Die ganze Woche über nehmen die Beschimpfungen Mucks zu. Zahlreiche große Zeitungen beteiligen sich an der Hexenjagd, einschließlich führender Persönlichkeiten, wie zum Beispiel der Ex-Präsident Theodore Roosevelt, der katholische Kardinal James Gibbons aus Baltimore und der deutschstämmige Dirigenten-Rivale Walter Damrosch von den New Yorker Philharmonikern.
In Wirklichkeit hat sich Muck keineswegs „geweigert“, die amerikanische Nationalhymne („Star-Spangled Banner“) zu spielen, die ein romantisches Kriegsgedicht ist und einem populären britischen Trinklied ähnelt. Sie gehört schlicht und ergreifend nicht zum Repertoire der BSO, und Muck erklärt:
Kunst folgt ihren eigenen Gesetzen. Und gehört keiner besonderen Nation oder Gruppe an. Es wäre daher ein grober Fehler, eine Verletzung künstlerischen Geschmacks und der Prinzipien einer Organisation wie der unsern, patriotische Lieder zu spielen. Glaubt die Öffentlichkeit, dass wir eine Militärkapelle oder ein Ballhausorchester seien?
Das BSO knickt jedoch vor dem nationalistischen Angriff ein. Beginnend mit der Aufführung am 3. November spielt das Orchester die Nationalhymne demonstrativ nach jeder Aufführung, die Muck dirigiert. Das Publikum zeigt deutlich, wo es steht, und erweist Muck am ersten Abend seine Wertschätzung mit einer stehenden Ovation.
Das alles kann Muck nicht vor dem Polizeistaat der Wilson-Regierung retten. Am 25. März 1918 wird er als feindlicher Ausländer festgenommen und absurderweise beschuldigt, seine Notizen auf der Partitur von Bachs Matthäus-Passion, die am nächsten Tag aufgeführt werden soll, enthielten verschlüsselte militärische Hieroglyphen. Er wird bis zum 21. August 1919 in Fort Oglethorpe in Georgia interniert. Dann wird er deportiert werden, um nie wieder nach Boston zurückzukehren.
Petrograd, 4. November (22. Oktober): Bolschewistische Führer werben am „Tag des Petrograder Sowjets“ für den Aufstand
Dieser Sonntag ist zum „Tag des Petrograder Sowjets“ erklärt worden. Alle bekannten bolschewistischen Redner – einschließlich Trotzki, Wolodarski, Laschewitsch, Kollontai, Raskolnikow und Krylenko – treten in der ganzen Stadt vor Massenversammlungen auf.
Das Volkshaus, das am Newa-Ufer liegt, ist schon früh zum Besten voll von Menschen, die den als Redner angekündigten Trotzki hören wollen. Dieser erklärt, dass die bevorstehende Revolution ein Feuer entfachen werde, das nicht nur ganz Russland, sondern die ganze Welt entflammen werde. Der Menschewik Suchanow, der dabei ist, wird sich später erinnern:
Die Stimmung um mich herum grenzte an Ekstase. Es schien, als werde die Menge ohne Absprache und ohne Weisung in einen religiösen Gesang ausbrechen … Trotzki formulierte eine kurze und allgemeine Resolution …
Wer sei dafür? Die Menge erhob geschlossen die Hand …
Trotzki sprach weiter. Die riesige Menge hielt die Hände weiter in die Luft. Trotzki skandierte: „Möge eure Stimme zu eurem Schwur werden, mit all eurer Kraft den Sowjet zu unterstützen, der die glorreiche Last, den Sieg der Revolution zu vollenden, auf sich genommen hat, der Land, Brot und Frieden bringen wird!“
Die riesige Menge hielt die Hände in die Luft. Sie stimmte zu. Sie schwor …
Ein Reporter der Zeitung Retsch, die den Bolschewiki feindlich gesonnen ist, erinnert sich ebenfalls, dass die riesige Zuhörerschaft die Hände in die Luft reckte und im Chor ausrief: „Wir schwören es!“
In seiner „Geschichte der Russischen Revolution“ schreibt Trotzki:
Das gleiche Bild, nur in kleinerem Maßstabe, war in allen Stadtteilen, im Zentrum wie in der Peripherie, zu beobachten. Hunderttausende Menschen erhoben in den gleichen Stunden die Hände und schworen, den Kampf bis zu Ende zu führen.
Hatten die täglichen Sitzungen des Sowjets, der Soldatensektion, der Garnisonsberatung, der Fabrikkomitees den inneren Zusammenschluss der breiten Führerschicht gebracht, die einzelnen Massenversammlungen, Fabriken und Regimenter zusammengeschweißt, so verschmolz der Tag des 22. Oktober bei höchster Temperatur in einem gigantischen Kessel das wahre Volk. Die Massen erblickten sich und ihre Führer, die Führer erblickten und vernahmen die Massen. Beide Teile waren voneinander befriedigt. Die Führer gewannen die Überzeugung: Weiter darf man nicht verschieben! Die Massen sagten sich: Diesmal wird das Werk getan!
(Quellen: Alexander Rabinowitsch, „Die Sowjetmacht. Die Revolution der Bolschewiki 1917“, Essen 2012, S.355-356, sowie: Leo Trotzki, „Geschichte der Russischen Revolution. Oktoberrevolution“, Essen 2010, S. 400-401)
Petrograd, 4.-5. November (22.-23. Oktober): Ein Versuch der Provisorischen Regierung, die Konterrevolution zu mobilisieren
Alexander Kerenski, der sich selbst gerne als „Oberhaupt“ und Diktator eines Regimes aus „Blut und Eisen“ sieht, kann nichts weiter tun, als sich die Berichte über immer neue Massenversammlungen der Bolschewiki anzuhören. Seine Regierung ist gelähmt. Kerenski und seine Minister fürchten, dass die Massen jedes Vorgehen gegen die Bolschewiki als konterrevolutionären Akt auffassen, und dass jeder solche Schritt die Bolschewiki-freundliche Stimmung nur noch weiter anheizt.
Mehrere Vorschläge gehen in die Richtung, Truppen von der Front in die Stadt zu holen, um „Law and Order“ wiederherzustellen. Das wäre nichts anderes als eine Neuauflage von Kornilows „Marsch auf Petrograd“. Aber solche Vorschläge scheitern letztlich an der berechtigten Befürchtung, dass jeder Soldat, der nach Petrograd kommt, sofort zu den Bolschewiki überläuft.
Inzwischen erklären überall die Soldaten ihre Loyalität zum Militärischen Revolutionskomitee. Sie sind nur noch bereit, Anweisungen zu befolgen, wenn diese von einem Sowjetkommissar unterzeichnet sind.
Da die Regierung ihre Bewegungsfreiheit immer stärker eingeschränkt fühlt, entscheidet sie sich, die noch regierungstreuen Einheiten am Winterpalast zusammenzuziehen, darunter die Offiziersschüler der Militärakademien, das Erste Petrograder Frauenbataillon aus Leschowa und eine kleine Schar weiterer Einheiten.
In der „Geschichte der Russischen Revolution“ schildert Trotzki eine Szene in Petrograd am Vorabend des bewaffneten Aufstands:
Es war Oktober. Auf Petrograds Plätzen und Kais wehten von Kronstadt her nasskalte, baltische Winde. Durch die Straßen zogen mit übermütigen Liedern, die die Unruhe übertönten, Junker in Uniformmänteln bis an die Fersen. Es paradierten berittene Milizionäre mit Revolvern in nagelneuen Futteralen. Nein, die Macht sah noch recht imposant aus! Oder ist es nur Augentäuschung? An einer Ecke des Newski kaufte John Reed, der Amerikaner mit den naiven und klugen Augen, eine Broschüre von Lenin: „Werden die Bolschewiki die Macht behalten?“ und bezahlte sie mit einer der Briefmarken, die damals statt Kleingeld im Umlauf waren.
Im letzten Moment holt Kerenski zu einem Verzweiflungsschlag aus und befiehlt, bolschewistische Führer wie Trotzki festzunehmen. Das Kabinett befiehlt auch, bolschewistische Zeitungen wie Rabotschi Put und Soldat (und als Vorwand für Unparteilichkeit auch zwei rechtsextreme Zeitungen) zu schließen. Auf ihre Herausgeber werden Steckbriefe ausgestellt. In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober besetzen Regierungskräfte die bolschewistischen Druckereien. Dieser Schritt, der als Demonstration der Stärke geplant war, wird eine der letzten Amtshandlungen der Provisorischen Regierung sein.
Berlin, 5. November: Deutschland und Österreich-Ungarn beschließen Krieg bis zum „Endsieg“
Unter Leitung des deutschen Staatssekretärs für Äußeres (Außenministers) Richard von Kühlmann tritt eine auf 2 Tage angesetzte Deutsch-Österreichisch-Ungarische Konferenz zusammen, um die Kriegsziele der Achsenmächte neu festzulegen. Die Delegation aus Wien wird vom k.u.k. Außenminister Ottokar Czernin angeführt.
In den Tagen zuvor, unmittelbar nach Amtsantritt des neuen Reichskanzlers Georg Friedrich Graf von Hertling, hat die deutsche Seite, bestehend aus Reichsregierung, Oberster Heeresleitung, preußischem Staatsministerium, Kronrat und Kaiser Wilhelm II., die Kriegsziele neu festgelegt. Nun gilt es, diese dem österreichisch-ungarischen Verbündeten mehr oder weniger zu diktieren.
Insbesondere in Ost- und Südosteuropa soll die Kriegsbeute anders als bisher geplant verteilt werden. Genau ein Jahr zuvor hat die Reichsregierung noch ein „unabhängiges Polen“ proklamiert, das in Wirklichkeit vom Deutschen Reich dominiert sein sollte, um den deutschen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Einflussbereich weit nach Osten, bis an die Grenzen Russlands, zu verschieben. Die damit verbundenen Gebietsverluste Österreich-Ungarns in Kongress-Polen sollten nach den damaligen Plänen damit kompensiert werden, dass Rumänien völlig an den Habsburger Verbündeten fällt.
Diese Strategie wird jetzt wieder aufgegeben, unter anderem, weil sich bereits in den vergangenen 12 Monaten gezeigt hat, dass selbst ein nur formal „unabhängiges Polen“ bei den vielen im Osten des Deutschen Reiches lebenden Polen sezessionistische Tendenzen aufleben lässt und die Stabilität des Reiches im Osten bedroht. Stattdessen sollte jetzt ganz Kongress-Polen zusammen mit Galizien und dem von Russland beherrschten Teil Polens an Österreich-Ungarn fallen.
Dieses „Geschenk“ an das Habsburger Reich wird jedoch von Berlin an folgende Bedingungen geknüpft: 1. Ein breiter polnischer Grenzstreifen fällt an das Deutsche Reich. 2. Deutschland behält auch in einem von Österreich-Ungarn verwalteten Polen einen dominierenden wirtschaftlichen und militärischen Einfluss. 3. Die baltischen Länder Litauen und Kurland werden vollständig in das Deutsche Reich integriert. 4. Österreich verzichtet auf alle Ansprüche in Rumänien, das ab sofort deutsches Interessengebiet sei. 5. Österreich-Ungarn schließt keinen Sonderfrieden mit der Entente insgesamt oder einer ihrer Mächte. Es kämpft vielmehr an der Seite Deutschlands bis zum „Endsieg“, bis dieses seine Ziele im Osten, aber auch im Westen (Wirtschaftsunion mit Belgien, Annexion französischer Eisenerz- und Kohlebecken in Longwy-Briey, Eingliederung Luxemburgs) und in Zentralafrika erreicht hat.
Die Habsburger Delegation schluckt schwer an diesem Brocken, würgt ihn aber stillschweigend hinunter. Angesichts des desolaten Zustands der österreichischen Armeen, die in Berlin nur Verachtung hervorruft, bleibt ihr keine Wahl.
Mit diesem neuerlichen Schwenk in der Kriegszielpolitik kehrt die militärische und politische Führung des Deutschen Reiches wieder zurück zu den Konzeptionen des „September-Programms“ des ehemaligen Reichskanzlers Bethmann Hollweg zu Beginn des Weltkriegs: Kein Ende des Krieges außer durch einen von Deutschland als Siegermacht diktierten Frieden! Ausweitung und Festigung eines Mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes unter deutscher Führung! Eingliederung Rumäniens als Fundament für eine militärische und wirtschaftliche Brücke bis zum Vorderen Orient, damit der deutsche Imperialismus dort dem britischen Rivalen entgegentreten kann.
Diese Pläne entbehren jeder realen Grundlage im militärischen Kräfteverhältnis des Weltkriegs. Ein gutes halbes Jahr nach dem Kriegseintritt der USA ist es völlig ausgeschlossen, dass die Achsenmächte jemals in die Lage kommen werden, gegen die Übermacht der Entente einen „Diktatfrieden“ durchzusetzen, der die Voraussetzung für die Verwirklichung auch nur eines ihrer Kriegsziele wäre.
Aber die Nachrichten von der militärischen Schwächung des Gegners an der Ostfront infolge der wachsenden revolutionären Stimmung in der russischen Armee und von auch noch so begrenzten Siegen an der Front (wie von der 12. Schlacht am Isonzo) versetzen Generalstab, Kaiser und Hofkamarilla in Berlin in einen geradezu euphorischen Rausch. Sie lassen sich zu immer neuer Aggressivität und Rücksichtslosigkeit nach außen gegen die Kriegsgegner wie nach innen gegen die eigene Bevölkerung und die eigenen Soldaten an der Front hinreißen.
Auch in diesem Jahr: Futurismus in Italien – Von der Kunst in den Krieg zum Faschismus
Viele Künstler wenden sich im Krieg rasch von ihrer anfänglichen Begeisterung ab und einer pazifistischen Haltung zu. Ganz anders die italienischen Futuristen: Sie preisen den Krieg schon, bevor er begonnen hat. „Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes“ (Futuristisches Manifest, These 9).
1909 erscheint im Pariser Figaro auf der Titelseite das „Futuristische Manifest“, verfasst von Filippo Tommaso Marinetti (1876-1944). In dessen 3. These es heißt: „Wir wollen preisen die angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag.“
Marinetti, ein junger italienischer Millionärssohn, bewegt sich zu dieser Zeit in literarischen Kreisen der französischen Hauptstadt um die Dichter Guillaume Apollinaire, Joris Karl Huysmans und Stéphane Mallermé. Die rasante technologische Entwicklung vor dem Krieg und die Ablehnung des offiziellen akademischen Kunstbetriebs erzeugen bei vielen Malern, Bildhauern, Dichtern und Musikern das Bedürfnis, Kunst und Leben auf neue Art miteinander zu verbinden. Sie suchen nach neuen Wegen und Ausdrucksformen. Viele sind vom Anarchismus beeinflusst, aber auch von der Philosophie George Sorels und Friedrich Nietzsches.
Mit ihren Manifesten und den darauf basierenden Werken wollen die Futuristen Tabus brechen, radikal mit allem Vergangenen abrechnen, sich antibürgerlich gebärden. Aber ihnen fehlt, auch wenn sie von Revolution sprechen, jeglicher Bezug zur sozialen Realität, zu den Widersprüchen der kapitalistischen Gesellschaft und zum Klassenkampf.
Entschieden wird auch jeder Bezug zur Geschichte abgelehnt. So fordert das Manifest in Punkt 10: „Wir wollen die Museen, die Bibliotheken und die Akademien jeder Art zerstören und gegen den Moralismus, den Feminismus und gegen jede Feigheit kämpfen, die auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz beruht.“ Italien gilt ihnen als ein „Markt von Trödlern“ mit seinen Museen, als Friedhöfe, als Schlafsäle oder „absurde Schlachthöfe der Maler und Bildhauer … Für die Sterbenden, für die Kranken, für die Gefangenen mag das angehen: - die bewundernswürdige Vergangenheit ist vielleicht ein Balsam für ihre Leiden, da ihnen die Zukunft versperrt ist … Aber wir wollen von der Vergangenheit nichts wissen, wir jungen und starken Futuristen! Legt Feuer an die Regale der Bibliotheken! … Leitet den Lauf der Kanäle ab, um die Museen zu überschwemmen!“
Der Krieg wird von den Futuristen nicht als Katastrophe, sondern als ästhetisches Phänomen verstanden, als sinnliche Erregung, die das Lebensgefühl steigern soll. 1914 propagieren sie vehement den Kriegseintritt Italiens, das zunächst neutral bleibt. Im Manifest Futuristische Kriegssynthese drücken sie ihre Unterstützung für die Intervention Italiens aus. Viele haben sich freiwillig gemeldet und kämpfen in den verlustreichen Schlachten von Isonzo gegen Österreich. Ihr künstlerisches Schaffen kommt weitgehend zum Erliegen. Insgesamt verlieren dreizehn Futuristen das Leben; unter ihnen sind der Architekt Sant’Elia sowie der Maler und Bildhauer Umberto Boccioni. Einundvierzig weitere werden verwundet, unter anderem Marinetti, Luigi Russolo und Carlo Carrà.
Marinetti ist seit 1914 mit dem Ex-Sozialisten und Kriegsbefürworter Benito Mussolini persönlich bekannt. Er tritt Mussolinis „Fascio d’Azione Rivoluzionario“ bei und organisiert Veranstaltungen, bei denen Mussolini als Redner auftritt. 1918 wird Marinetti seine eigene „Partito Politico Futurista (Futuristische Politische Partei)“ gründen, die dann später mehr oder weniger in der faschistischen Partei aufgeht.
Marinetti wird später nicht ganz zu Unrecht behaupten, der Futurismus sei der geistige Wegbereiter des Faschismus gewesen, und durch diesen sei nun zumindest ein „futuristisches Minimalprogramm“ gewährleistet. 1924 gibt er den „meinem lieben und großen Freund Benito Mussolini“ gewidmeten Sammelband Futurismo e Fascismo heraus.
Er bestätigt damit Trotzkis Einschätzung,der den Futurismus als arabesken „Seitentrieb der bürgerlichen Kunst“ bezeichnet und erklärt, die Bourgeoisie habe für ihren Krieg „mit größtem Schwungdie Gefühle und Stimmungen ausgenutzt, die ihrer Natur nach dazu ausersehen waren den Aufstand zu schüren … Es ist kein Zufall, und kein Missverständnis, dass der italienische Futurismus im Strom des Faschismus aufgegangen ist.“ (Leo Trotzki Literatur und Revolution, Essen 1994, S. 132f.)