Ford kündigt 12.000 Entlassungen und fünf Werksschließungen in Europa an

Die Ford Motor Company kündigte am Donnerstag in einer Stellungnahme und einer Telefonkonferenz mit Investoren die Entlassung von 12.000 Arbeitern und die Schließung von fünf Werken in Europa bis 2020 an. Dies entspricht einer Verringerung der Belegschaft in Europa um 20 Prozent.

Die Ankündigung ist Teil der weltweiten Umstrukturierung, die das Unternehmen letzten Oktober in Aussicht gestellt hat. Im Januar hatte es bereits einen deutlichen Abbau seiner 51.000-köpfigen europäischen Belegschaft angekündigt. Seither hat Ford mit seinen „Partnern in den Gewerkschaften“ und den Regierungen in ganz Europa zusammengearbeitet, um die wachsende Wut und den Widerstand der Arbeiter zu unterdrücken.

In seiner Erklärung von Donnerstag bestätigte das Unternehmen die Schließung des Werks im französischen Blanquefort nahe Bordeaux, die etwa 800 Arbeitsplätze kosten und die Produktion in Frankreich beenden wird. Ebenfalls betroffen ist das Motorenwerk im walisischen Bridgend mit 1.700 Arbeitsplätzen und drei Werke in Russland: das Montagwerk in Nabereschnyje Tschelny, das Montagewerk in St. Petersburg, das bereits am 20. Juni geschlossen wurde, und das Motorenwerk in Elabuga. Insgesamt werden durch die Schließung der drei russischen Werke 2.000 Arbeitsplätze vernichtet.

Warnstreik von Ford-Arbeitern in Saarlouis im Januar

Ford beendet außerdem die Produktion des PKW-Modells C-Max in Saarlouis und baut in Saarlouis und Köln zusammen 5.000 Stellen ab. In der Erklärung war außerdem von einer noch nicht genannten Zahl von Entlassungen im spanischen Valencia die Rede. Daneben wird das Getriebewerk im slowakischen Kechnec verkauft.

Die Umsetzung dieser Ankündigungen wird verheerende Folgen für Zehntausende von Arbeitern haben. Direkt nach der Ankündigung stieg der Aktienkurs von Ford um fast drei Prozent. Das Wall Street Journal, das Sprachrohr der amerikanischen Finanzbranche, schrieb dazu: „Die Aktien sind dieses Jahr um 33 Prozent gestiegen, da sich unter Investoren die Ansicht ausbreitet, dass der Sanierungsplan von Vorstandschef Jim Hackett in Gang kommt.“

Die Wirtschafts- und Finanzelite rechnet damit, dass sie durch Dividendenzahlungen an Hedgefonds und die milliardenschweren Parasiten, die diese kontrollieren, weitere Milliarden Dollar einstreichen wird. In den letzten fünf Jahren hat Ford durchschnittlich 2,79 Milliarden Dollar Dividenden pro Jahr ausgezahlt, was etwa 14.000 Dollar für jeden der weltweit 200.000 Ford-Arbeitern entspricht. Allein die obersten fünf institutionellen Anleger, allesamt Hedgefonds, werden dieses Jahr etwa 600 Millionen erhalten. Vom gleichen Geld könnte man die Löhne aller Arbeiter um 3.000 Dollar erhöhen.

Doch das genügt den Finanzmärkten noch lange nicht. Das Journal wies darauf hin, dass Vorstandschef Hackett „von Analysten unter Druck gesetzt wird, die sich fragen, ob er schnell genug handelt, um die Profitabilität zu erhöhen“. Weiter hieß es: „Hackett hat noch einen langen Weg vor sich.“

Im Mai kündigte Ford den Abbau von 7.000 Angestelltenstellen in Nordamerika an, d.h. der Arbeitsplätze von zehn Prozent seiner Angestellten weltweit. Noch während Ingenieure, Techniker, Manager und andere aus ihren Büros eskortiert wurden, forderten Wall-Street-Analysten die Streichung von weiteren 23.000 Stellen, um Kostensenkungsvorgaben zu erfüllen. Das Unternehmen hat in den USA außerdem gewerbliche Arbeiter entlassen, u.a. wurde in dem Fertigungswerk Flat Rock in einem Vorort von Detroit eine ganze Schicht gestrichen.

Fords Umstrukturierungspläne sind Teil einer neuen weltweiten Offensive aller Autobauer angesichts des globalen Absatzrückgangs vor allem in China und der Auswirkungen der neuen forschungs- und kapitalintensiven Technologien im Bereich der Elektromobilität. Alle Autobauer bauen Personal ab. GM hat letzten Dezember den Abbau von 14.000 Stellen in Nordamerika angekündigt; für dieses Jahr sind 7.000 Entlassungen bei Volkswagen, 4.500 bei Jaguar und 3.000 bei Tesla geplant.

Ford kündigt in seiner Stellungnahme eine Ausweitung der Produktion von Elektrofahrzeugen an, während die PKW-Produktion hauptsächlich in die Türkei verlagert werden soll. Letztes Jahr wurde im Rahmen der globalen „Umbau“-Pläne zur Senkung der Kosten um 14 Milliarden Dollar die gesamte Produktion von Schwerfahrzeugen in Südamerika eingestellt.

Diese Offensive findet jedoch statt vor dem Hintergrund eines weltweiten Wiederauflebens von Kämpfen, Streiks und Protesten der Arbeiterklasse und wachsendem Widerstand der Autoarbeiter. Am 14. Juni stimmten 80 Prozent der Arbeiter des Ford-Werks im walisischen Bridgend für einen Kampf gegen die Schließung. 83 Prozent der an der Abstimmung Beteiligten stimmten auch für einen Streik.

In Detroit streikten letzte Woche 1.900 Beschäftigte des französischen Zulieferers Faurecia gegen die jahrelangen Zugeständnisse, die die Gewerkschaft United Auto Workers durchgesetzt hatte. Am letzten Freitag beendete die Gewerkschaft den Streik ohne Abstimmung, am Donnerstag setzte sie einen Tarifvertrag mit weiteren Zugeständnissen durch. Da Mitte September die Tarifabkommen auslaufen und 155.000 Arbeiter bei Ford, GM und Chrysler die Zugeständnisse der letzten Jahrzehnte ungeschehen machen wollen, ist ein erfolgreicher Streik das Letzte, was die UAW will.

Ford konnte seine Angriffe bisher nur deshalb ohne organisierten Widerstand durchsetzen, weil die Gewerkschaften Sabotage betrieben. Der Europapräsident von Ford, Stuary Rowley, bestätigte am Donnerstag, welche Rolle diese wirtschaftsfreundlichen Apparate spielen. Er erklärte, er sei „dankbar für die anhaltenden Beratungen mit unseren Betriebsräten, Gewerkschaftspartnern und gewählten Vertretern ...“, sie würden sich „zusammen darauf konzentrieren, eine langfristige und nachhaltige Zukunft für unser Unternehmen aufzubauen“.

Tatsächlich haben Fords Gewerkschaftspartner auf die angekündigte Umstrukturierung mit nationalistischer Propaganda reagiert, um einen vereinten Kampf der Arbeiter in Europa zu verhindern, und betonen, man könne nichts unternehmen. Gleichzeitig zwingen sie den Arbeitern Verschlechterungen ihrer Bedingungen auf.

In Deutschland verteidigt die IG Metall die Entlassungen mit den gleichen Argumenten wie das Unternehmen. Der Europa-Betriebsratschef von Ford, Martin Hennig, wurde am 22. Januar vom Kölner Stadt-Anzeiger gefragt, ob die Entlassungen angemessen seien. Er antwortete darauf, es sei „grundsätzlich richtig, jetzt alles auf den Prüfstand zu stellen und die strukturellen Themen, die die ganze Branche betreffen, anzugehen“.

Im März erklärte er gegenüber dem Handelsblatt in einer Sprache, die sich kaum von der des Ford-Managements unterscheidet: „Entweder wir schaffen die Wende und werden profitabel, oder wir werden sukzessive dichtgemacht.“ Die IG Metall hat immer wieder Nationalismus geschürt und behauptet, sie werde die „deutschen Arbeitsplätze“ verteidigen.

Im spanischen Ford-Werk in Valencia, wo mehr als 8.000 Arbeiter beschäftigt sind, hat der Gewerkschaftsbund UGT eine Reihe von Abkommen unterzeichnet, durch die die Tarifverträge ausgesetzt werden. Alleine diesen Monat wurden die Löhne der Arbeiter auf 20 Prozent unterhalb des Tarifs gesenkt, um die „Arbeitsplätze zu erhalten“.

In Großbritannien hat Walesonline enthüllt, dass die Gewerkschaft Unite mindestens seit Januar an Geheimsitzungen mit dem Ford-Management beteiligt war, auf denen anhand von Präsentationen die Umsetzung der geplanten Kürzungen geschildert wurde. Unite schürt britischen Nationalismus, um einen Keil zwischen die Arbeiter in Wales und dem Rest der Welt zu treiben. Generalsekretär Len McCluskey erklärte, das Unternehmen habe „seine Tätigkeiten in Großbritannien bewusst so ausgelegt, dass kein einziges Ford-Fahrzeug ... in Großbritannien hergestellt wird“. Er beklagte sich, es sei „leichter und schneller, unsere [d.h. britische] Arbeiter zu entlassen, als in den mit uns konkurrierenden Staaten“.

Und in Frankreich verbreiten die wichtigsten Gewerkschaftsverbände – die stalinistische CGT, vertreten durch Philippe Poutou, ein führendes Mitglied der pseudolinken Neuen Antikapitalistische Partei – die Illusion, der als „Präsident der Reichen“ bekannte Macron würde Arbeitsplätze verteidigen. Die Objectif Aquitane schrieb am 25. Juni, Poutou und seine Kollegen in den anderen Gewerkschaften hätten „enttäuscht von der Haltung des Finanzministers Bruno Le Maire am 13. Juni einen Kurier zum Finanzministerium geschickt, um den Dialog mit dem Minister wieder aufzunehmen“. Die Gewerkschaften haben für den 20. September – einen Monat nach der geplanten Schließung des Werks – zu einer Protestaktion aufgerufen.

Die Arbeiter müssen die nationalistische Perspektive zurückweisen, die von allen Gewerkschaften propagiert wird. In Wirklichkeit operieren Ford und alle anderen Autokonzerne mit einer globalen Strategie und spielen die Arbeiter in den verschiedenen Ländern gegeneinander aus. Die einzige sinnvolle Antwort auf diese Offensive ist, dass die Arbeiter eine eigene international koordinierte Kampagne zur Verteidigung aller Arbeitsplätze, zur Verhinderung aller Werksschließungen und zur Erhöhung des Lebensstandards für alle Arbeiter durchführen.

Ein solcher Kampf erfordert einen Bruch mit den Gewerkschaften, die als Managementabteilung der Konzerne fungieren. Ihre Funktion ist, zu garantieren, dass Ford die Schließung seiner Werke umsetzen kann.

Die Autoarbeiter in ganz Europa müssen den Kampf selbst in die Hand nehmen und ihre eigenen Klasseninteressen durch die Gründung unabhängiger Aktionskomitees über alle Landesgrenzen hinweg durchsetzen.

Der globale Angriff der Autokonzerne und ihre Entschlossenheit, immer größere Vermögen auf die Bankkonten der Finanzelite umzuverteilen, macht deutlich, dass unter dem Kapitalismus nicht einmal die grundlegendsten sozialen Rechte der Arbeiterklasse, die den ganzen Reichtum der Gesellschaft erarbeitet, gewährleistet werden können. Die Antwort ist der Sozialismus: die Errichtung von Arbeiterregierungen und die Überführung der gigantischen Produktivkräfte der Gesellschaft, einschließlich der Autokonzerne, in öffentliches Eigentum. Sie müssen der demokratischen Kontrolle der Arbeiterklasse unterliegen, damit die Weltwirtschaft auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Planung in den Dienst der Gesellschaft gestellt werden kann.

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