Zum 80. Geburtstag des führenden sri-lankischen Trotzkisten Wije Dias

Am 27. August hielt die Socialist Equality Party (Sri Lanka) ein Online-Treffen ab, um den 80. Geburtstag ihres Generalsekretärs Wije Dias zu feiern. Die folgenden Grußworte überbrachte dort David North, der Vorsitzende der internationalen WSWS-Redaktion und nationale Vorsitzende der Socialist Equality Party (USA).

Lieber Genosse Wije,

Erlaube mir, Dir im Namen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale und der Socialist Equality Party der Vereinigten Staaten die wärmsten und herzlichsten Glückwünsche zu Deinem 80. Geburtstag zu übermitteln.

Ich kann nicht umhin, einen etwas förmlichen Ton anzuschlagen, denn Dein Geburtstag ist mehr als nur ein Anlass, um einen persönlichen Meilenstein zu feiern. Es ist gleichzeitig ein Meilenstein in der Geschichte der sri-lankischen Arbeiterklasse und der weltweiten trotzkistischen Bewegung.

Dein Leben umfasst eine große historische Erfahrung. Deine politische Biographie beinhaltet die wichtigsten Ereignisse des internationalen Klassenkampfs und deren bewussten Niederschlag in der Geschichte der Vierten Internationale. Dein Leben ist zutiefst mit diesen Ereignissen verbunden, und Dein Verhältnis zur Geschichte ist das eines sehr bewussten und aktiven Teilnehmers.

Wije Dias, Generalsekretär der Socialist Equality Party (Sri Lanka)

Es stimmt natürlich, dass auch Du ein Produkt Deiner Zeit bist, dass Du „unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen“ handelst. Aber Dein Handeln unter solchen Umständen ist für Dich, der Du seit sechzig Jahren als Trotzkist handelst, darauf gerichtet, die Ereignisse im Einklang mit der historischen Notwendigkeit zu lenken. Es ging Dir immer darum, die spontanen Kämpfe der Arbeiterklasse vom „Weg des geringsten Widerstands“, d.h. von der opportunistischen Anpassung, die zu so vielen Niederlagen geführt hat, weg zu lenken und auf das Ziel der politischen Machteroberung auszurichten.

Infolgedessen warst Du durch die objektiven Bedingungen gezwungen, Deine Arbeit in Opposition zu den vorherrschenden politischen Tendenzen der Zeit zu führen: den offen kapitalistischen Parteien und ihren Komplizen in den stalinistischen, maoistischen, bürgerlich-nationalistischen und pablistischen Organisationen. Aber wie die Geschichte bewiesen hat, beruhte Deine Arbeit in der revolutionären Opposition auf einem richtigen Verständnis der Gesetze des Klassenkampfs.

Du hattest Recht mit Deiner Opposition gegen den Eintritt der LSSP in die Koalitionsregierung von Bandaranaike im Jahr 1964. Du hattest Recht, als Du Dich den prinzipienlosen zentristischen Schwankungen der LSSP(R) widersetztest und 1968 die Revolutionary Communist League (die Vorläuferin der Socialist Equality Party in Sri Lanka) als Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale gründetest. Die RCL hatte Recht mit ihrer Ablehnung des kleinbürgerlichen Nationalismus der JVP in der kritischen Periode von 1970–1971. Die RCL-Führung hatte Recht, als sie 1971 die Unterstützung der britischen SLL für die indische Intervention in Ostpakistan kritisierte (und damit die spätere Kritik der Workers League am Opportunismus der WRP vorwegnahm). Die RCL hatte Recht mit ihrer unnachgiebigen Opposition gegen den rassistischen Krieg, den die singhalesische Bourgeoisie 1983 begann, und mit ihrer Zurückweisung des bankrotten Nationalismus der Tamil Tigers. Und die sri-lankische Sektion hatte Recht mit ihrer Opposition gegen das indo-lankische Abkommen von 1987.

Die lange Geschichte der revolutionären Opposition enthält jedoch auch einen ungemein kreativen und positiven Inhalt. Sie hat den richtigen politischen Weg klar aufgezeigt und nachgewiesen.

Die entscheidende historische Bewährungsprobe für die RCL kam 1985, als sie sich dem Opportunismus der WRP entgegenstellte und eine maßgebliche Rolle bei der Verteidigung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale spielte. Genosse Keerthi Balasuriya führte als Generalsekretär der Revolutionary Communist League den Kampf innerhalb des Internationalen Komitees in herausragender und weitsichtiger Weise, und seine Arbeit wurde durch Deine unerschütterliche Unterstützung in hohem Maße gestärkt.

Im Internationalen Komitee war die wichtige Rolle, die Du in der RCL spieltest, wohl bekannt. Deshalb war es keine Frage, dass Du angesichts des plötzlichen und tragischen Verlusts von Genosse Keerthi im Dezember 1987 die Führung der sri-lankischen Sektion übernehmen musstest. Und diese Verantwortung hast Du in den letzten 34 Jahren in einer Weise wahrgenommen, die Dir nicht nur großen Respekt, sondern auch die tiefe Zuneigung Deiner Genossen in Sri Lanka und im gesamten Internationalen Komitee eingebracht hat.

Wir trafen uns zum ersten Mal im Juli 1972 bei einer Sommerschule, die die Socialist Labour League in Großbritannien organisiert hatte. Ich erinnere mich besonders daran, dass Du die schwierige Aufgabe übernommen hattest, Keerthis Beiträge, die in Singhalesisch gehalten wurden, ins Englische zu übersetzen. In den folgenden zehn Jahren trafen wir uns gelegentlich in Großbritannien, aber unter Bedingungen, die leider keine umfassende politische Diskussion zuließen. Erst im November 1986, als ich Sri Lanka zum ersten Mal besuchte, hatten wir Gelegenheit, politische Fragen ausführlich und in einem politisch günstigeren Umfeld zu diskutieren.

Nach Genosse Keerthis Tod nahm unsere Zusammenarbeit einen engen und systematischen Charakter an. Unsere politische Beziehung entwickelte sich zu einer persönlichen Freundschaft, die ich sehr schätze. Du bist ein Mann, der die besten Eigenschaften eines echten Revolutionärs verkörpert: unbestrittene Integrität, Entschlossenheit, Ehrlichkeit, Objektivität, Mut, Güte, Optimismus und einen wunderbaren Sinn für Humor.

Anlässlich Deines letzten großen persönlichen Meilensteins, Geburtstag Nummer 75, schrieb ich:

Ich kann meinen tiefen Respekt für Dich – als Genossen und als Menschen – kaum in Worte fassen. Ich bin sicher, dass auch Du Deine Fehler hast, aber ich muss gestehen, dass mir gerade kein Einziger in den Sinn kommt. Du warst immer kompromisslos, wenn es um die Verteidigung der marxistischen Prinzipien ging. Als Du eine Haftstrafe absitzen musstest, war sogar der Gefängniswärter von Deiner Hingabe zur sozialistischen Revolution beeindruckt!

In ganz Sri Lanka wirst Du – sogar von Deinen politischen Gegnern – als Mensch von unerschütterlicher revolutionärer Integrität geachtet. Du bist der einzige politische Führer in Sri Lanka, der sowohl in den unterdrückten Schichten der singhalesischen als auch der tamilischen Gemeinschaft geschätzt und bewundert wird. Ihnen ist bewusst, dass die Socialist Equality Party die einzige Kraft ist, die für die Einheit der Arbeiterklasse kämpft und jede Form von rassistischer Spaltung ablehnt. Im Zuge der politischen Kämpfe, die bereits über ein halbes Jahrhundert andauern und mit politischen Schicksalsschlägen, wie dem Verlust Deiner geliebten Frau, Genossin Piyaseeli, verbunden waren, hast Du das Banner der Vierten Internationale stets hochgehalten.

Was ich 2016 zum Ausdruck gebracht habe, wird durch die Erfahrungen der letzten fünf Jahre noch verstärkt, denn Du bist in der sri-lankischen Sektion und im Internationalen Komitee nach wie vor eine starke Stimme und Präsenz.

Genosse Wije, Du hast Dir einen Ehrenplatz in der Geschichte der Vierten Internationale und in den Herzen Deiner Genossen in aller Welt gesichert.

Mit tiefer Zuneigung,
David

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