Arbeiter sprechen zum Krieg in der Ukraine

"Der einzige Krieg, den wir brauchen, ist der Krieg gegen das Corona-Virus!"

Arbeiter, Studierende, Schülerinnen und Schüler in ganz Europa sind geschockt und besorgt über den Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Trotz der Verachtung für die Politik Putins lehnen viele die hysterische Kriegspropaganda ab, die von den Regierungen, allen offiziellen Parteien und den Massenmedien über sämtliche Kanäle auf sie einbricht.

Die lauten Rufe nach Sanktionen, militärischer Vergeltung und nuklearer Abschreckung repräsentieren nicht die öffentliche Stimmung, die eine andere ist als in den 1990er Jahren. In der Erklärung des IKVI unter dem Titel „Gegen die Invasion der Putin-Regierung in der Ukraine und die Kriegstreiberei von USA und Nato! Für die Einheit der russischen und ukrainischen Arbeiter!“ heißt es: „Massen von Menschen sind in den letzten drei Jahrzehnten durch die Erfahrung unaufhörlicher Kriege gegangen. Die überwältigende Stimmung in der Arbeiterklasse auf der ganzen Welt ist gegen Krieg.“

Leserbriefe und Statements, die uns zugesandt wurden, drücken diese Opposition aus.

VW-Arbeiter aus Braunschweig

„Ich sehe die Entwicklung in der Ukraine mit mit tiefer Besorgnis. Ich hatte es zwar befürchtet, aber gehofft, dass Putin keine Truppen in die Ukraine geschickt. Ich hatte die nationalistische Rede Putins mit Schrecken verfolgt. Die Drohungen gegenüber der NATO, der EU und allen anderen Staaten sind eine Katastrophe.

Ich halte die gesamte Situation für extrem gefährlich. Das kann richtig aus dem Ruder laufen. Da sind jetzt die größten Mächte beteiligt, die größten Atommächte.

Was Putin macht ist absolut abzulehnen. Aber gleichzeitig ist das, was die NATO, die USA und die EU an Versprechen gebrochen haben, auch nicht von der Hand abzuweisen. Die sind bis an die Grenzen Russlands gegangen, das kann Putin nicht akzeptieren.

Den USA geht ja langsam der Krieg aus, Afghanistan ist vorbei, da mussten sie Hals über Kopf abziehen. Aber die US-Wirtschaft lebt vom Krieg. Und mit ihrem Fracking-Gas sind sie diejenigen, die nun profitieren, weil sie das an die EU verkaufen können.

Der Stopp der Nordstream 2 Pipeline ist auch auf Geheiß der USA von Scholz angekündigt worden. Er hat sich da zwar ein Hintertürchen aufgelassen, Deutschland hat ja auch eigene Interessen. Aber die Bundesregierung hat da offensichtlich keinen Plan B, obwohl seit acht Jahren Bürgerkrieg in der Ukraine herrscht.

Denn eins ist sicher: Bezahlen werden die kleinen Leute. Wenn nicht direkt im Krieg, dann indirekt. Denn die EU ist ja abhängig von Öl und Gas aus Russland. Und da hängt ja auch noch ein ganzer Rattenschwanz dran. Wenn wir mehr zahlen müssen für Energie, geht das Geld ja woanders in der Wirtschaft flöten, weil wir das Geld beisammenhalten müssen. Auch unsere Autos, die wir bauen, würden dann teurer. Würden wir weniger verkaufen, was ist dann mit unseren Arbeitsplätzen?

Die Online-Veranstaltung der WSWS am heutigen Samstag unter dem Titel ‚Covid bekämpfen und Leben retten! Kein dritter Weltkrieg!‘ ist in dieser Situation wichtig, um klar zu machen, dass hier niemand einen Krieg will.“

Zafer, Ford-Arbeiter aus Köln

„Ich bin absolut gegen Krieg, das ist eine einzige Katastrophe. In diesem Jahrhundert sollte es keine Kriege mehr geben. Es ist schon sehr traurig, dass es überhaupt so weit kommen muss.

Aber die USA waren schon immer dazu bereit, Kriege anzuzetteln und zuzuschauen, um dann selbst einzugreifen. In Jugoslawien, Afghanistan, Syrien, aber auch im Krieg der Türkei und der PKK mischten und mischen sie mit. Ich habe auch 2016 den Putsch gegen Erdogan miterlebt, da war ich zufällig in Istanbul. Der wurde auch von den USA unterstützt. Die mischen sich überall ein.

Sie verdienen an den Konflikten und Kriegen, auch weil sie die Waffen verkaufen. Jetzt haben sie die ganze Zeit erklärt, Russland werde in die Ukraine einmarschieren. Ich hatte den Eindruck, die USA haben den Krieg geradezu herbeigeredet, sie wollten ihn. Die USA wollen ihre Waffen einsetzen, die verdienen daran.

Wenn jetzt Russland den Gashahn zudreht, was wird dann? Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, aber es sieht extrem gefährlich aus.

Nochmal: Ich bin gegen Krieg. Die Initiative der WSWS, mit ihrer heutigen Veranstaltung eine internationale Antikriegsbewegung aufzubauen, ist daher unbedingt zu unterstützen.“

Karin, ehemalige Sozialarbeiterin in Frührente

„Die WSWS liefert eine detaillierte und erhellende politische Analyse des gegenwärtigen Ukraine-Krieges. Es ist kein Widerspruch, Russlands militärische Aggression unmissverständlich zu verurteilen und gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass sie das Ergebnis einer geopolitischen Strategie der USA zur Sicherung ihrer militärischen Hegemonie ist und die NATO-Mächte unter Führung der USA der Hauptaggressor sind.

Durch die schrittweise Ausdehnung der NATO auf die früheren Ostblockländer bis vor die Grenzen Russlands wurde Putin regelrecht umzingelt. Diese Politik der Einkreisung, verschärft durch ein 2014 von den Westmächten eingesetztes anti-russisches Regime in der Ukraine, musste vor dem Hintergrund der von den USA angeführten (Stellvertreter-)Kriegshandlungen in Serbien, Somalia, Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien seit dem Ende der 1990er Jahre Putin früher oder später zu einem Präventivschlag provozieren.

Mit anderen Worten, sein jetziges Handeln lässt sich politisch als Reaktion auf eine reale Bedrohung durch die imperialistischen Ziele der NATO erklären, ohne es zu rechtfertigen oder zu verkennen, dass auch das Putin-Regime kapitalistische Interessen vertritt und diese mittels Nationalismus und Militarismus durchzusetzen sucht.

Es muss immer wieder daran erinnert werden, dass Kriegstreiberei und Kriegsführung als Mittel zu dem Zweck dienen, eine künstliche innere Einheit gegen einen gemeinsamen äußeren Feind herzustellen und dadurch von inneren Krisen und Konflikten abzulenken bzw. nach außen zu lenken. Gegenwärtig wird hauptsächlich von den verheerenden Auswirkungen der Profite-vor-Leben-Politik abzulenken versucht.

Ebenso wie Kriegsmobilisierung wird eine vermeintlich endemisch abflauende Pandemie als eine zu akzeptierende „neue Normalität“ ausgerufen. Demnach müssen „wir“ lernen, mit Krieg und Seuchen zu leben, wie übrigens schon lange mit Austerität.

Ich begrüße es, dass die WSWS heute das internationale Online-Webinar veranstaltet, um ein politisches Programm zur Mobilisierung der Arbeiterklasse gegen Krieg und Pandemie darzulegen. Ich sehe dieser Veranstaltung mit großem Interesse entgegen und wünsche ihr breite internationale Aufmerksamkeit.“

Harald, Lehrer aus Duisburg

„Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine lässt sich nur dann vernünftig beurteilen, wenn die seit längerem gewachsenen Interessen und Ziele auch der NATO-Mächte in den Blick genommen werden: die strategischen Interessen etwa der deutschen Großunternehmen und derer der USA sind auf weitestgehende Kontrolle und wirtschaftliche Ausbeutung der Ressourcen (Bodenschätze, Arbeitskräfte und Absatzmärkte) ganz Osteuropas, Russlands und darüber hinaus sogar Chinas gerichtet. Das liegt in der Natur des Kapitalismus.

Das Interesse des Putin-Regimes liegt in der Verteidigung seiner erträumten „unabhängigen“ politischen Existenz als gleichsam neo-zaristische Großmacht, nachdem der russische Hauptnachfolgestaat der UdSSR sich seit den 1990er Jahren rasant dem kapitalistischen Weltmarkt geöffnet hat.

Eine Lösung dieses sich rasch entwickelnden Weltkriegsszenarios kann es nur durch den Zusammenschluss der internationalen Arbeiterklasse in einer sozialistischen Antikriegsbewegung geben. Dabei spielt die WSWS die entscheidende Rolle für die Information und weltweite Aufklärung der Arbeiterschaft. Nehmt an der Online-Konferenz der WSWS heute Abend um 22 Uhr teil!“

Tatjana, Krankenpflegerin aus Nordhessen, Mutter dreier Kinder

„Ich habe so gehofft, dass der Krieg verhindert wird, schon der Kinder wegen. Als hätten wir mit Corona nicht schon genug Sorgen, wie auch mit der Inflation und dem Klima. Dieser Krieg übertrifft alles und macht es noch schlimmer, und die Gefahr eines dritten Weltkriegs wird jetzt sehr real.

Kein Mensch sollte sterben, weil die Weltmacht Amerika überall auf der Welt mitmischt und alles geopolitisch kontrollieren will. Seit Jahren haben sie aufgerüstet, und die NATO hat die Länder rings um Russland hochgerüstet – Polen, die baltischen Staaten, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Rumänien. Und Putin hat darauf keine fortschrittliche Antwort. Der Mann, der jahrelang im russischen Geheimdienst gearbeitet hat, reagiert jetzt mit großrussischem Nationalismus und mit Krieg.

Dabei haben Russen und Ukrainer eine gemeinsame Geschichte. Ganz sicher wollen die allermeisten keinen Krieg, der höchstens den Gas- und Ölmagnaten in West und Ost, den Milliardären, Waffenhändlern und Oligarchen nützt, die sich den früheren Staatsbesitz der Sowjetunion unter den Nagel gerissen haben.

Ich fand es zuerst gut, dass Deutschland keine Waffen liefern wollte, aber jetzt werden die Stimmen immer lauter, die genau das fordern.

Gleichzeitig lassen sie die Corona-Pandemie laufen. Der einzige Krieg, den wir brauchen, ist der Krieg gegen das Corona-Virus! Aber den führt keine Regierung. Der wird erst geführt, wenn wir Arbeiter weltweit gemeinsam aufstehen und die Dinge in die eigenen Hände nehmen.“

Michael, Tischler aus Stuttgart

„Es bedeutet nichts Gutes, wenn der Krieg jetzt losgetreten wird – den die westlichen Imperialisten über Wochen medial, durch Kriegsrhetorik, aber auch praktisch durch Waffenlieferungen an die Ukraine, vorbereitet und forciert hatten.

Ich hatte nicht wirklich mit einem Vorpreschen des Putin-Regimes gerechnet. Offensichtlich wurde der Entschluss zum Angriff in den oberen Etagen noch vor der Münchener Sicherheitskonferenz gefasst, denn Russland hatte keine Vertreter gesandt. Dem Kreml wurde offensichtlich klar, dass weder die Europäischen Mächte noch die USA dazu bereit waren eine Garantie gegen eine NATO-Erweiterung auf ukrainischem Boden abzugeben. Doch welchen Wert hätte eine solche „Sicherheitsgarantie“ schon gehabt?

Die weltweite Arbeiterklasse muss sich jetzt mobilisieren, mit einem Antikriegsprogramm bewaffnet werden, das völlig unabhängig von politischen Parteien, Gewerkschaften und pseudolinken Gruppen agiert und das Übel von Krieg, soziale Ungleichheit und Ausbeutung an der Wurzel packt – das kapitalistische System.“

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