„Sie versuchen, uns unter Druck zu setzen“: Clarios-Arbeiter rufen zur Unterstützung auf, während das Unternehmen den Einsatz von Streikbrechern verstärkt

Seit fast vier Wochen streiken 525 Arbeiter des Clarios-Werks im Toledo-Vorort Holland (Ohio) standhaft gegen die Forderungen des weltgrößten Autobatterieherstellers nach weitreichenden Lohnzugeständnissen und strapaziösen und gefährlichen Arbeitszeitplänen.

Clarios-Arbeiter stehen am Streikposten, nachdem sie einen zweiten von der UAW unterstützten Tarifvertrag abgelehnt haben

Die Arbeiter befinden sich sich seit dem 8. Mai im Streik und führen einen Zweifrontenkrieg. Sie kämpfen gegen die milliardenschweren Private-Equity-Investoren von Brookfield Partners, die die ehemalige Batteriesparte von Johnson Controls im Jahr 2019 gekauft haben. Brookfield und versucht, den Wert des Unternehmens zu maximieren, bevor sie es weiter verkaufen. Gleichzeitig kämpfen die Arbeiter gegen die Sabotage der Bürokratie der United Auto Workers (UAW), die versucht hat, ihnen nicht nur einen, sondern gleich zwei konzernfreundliche Tarifverträge nach einander aufzudrängen.

Am 22. Mai stimmten 76 Prozent der Clarios-Arbeiter für die Ablehnung eines Angebots zu einem Dreijahresvertrag. Dieser sah eine schäbige Lohnerhöhung von 3 Prozent pro Jahr vor und die Einführung eines 12-Stunden-Arbeitstags ohne Überstundenzuschläge nach acht Stunden. Bei dem vorgeschlagenen Vertrag handelte es sich lediglich um eine Neuauflage eines früheren Abkommens, das die UAW-Ortsgruppe 12 und die Gewerkschaftszentrale vorgelegt hatten. Dieses hatten die Arbeiter bereits am 27. April mit 98 Prozent abgelehnt.

In den 10 Tagen seit der Ablehnung des zweiten Abkommens ist die Unternehmensleitung in die Offensive gegangen. Das Unternehmen weigerte sich, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und verstärkte seine Bemühungen, Streikbrecher im Werk Holland anzuwerben. Das Management schickte Briefe an die Privatadressen der Streikenden, in denen sie dazu aufforderten, die Streikpostenkette zu durchbrechen.

In einem Schreiben der Personalabteilung des Unternehmens vom 24. Mai drückte die Unternehmensleitung ihre Verärgerung über das „enttäuschende Ergebnis“ aus, mit dem die Arbeiter ihr zweites Angebot trotz der „vollen, einstimmigen und schriftlichen Unterstützung der Tarifkommission der UAW-Ortsgruppe Local 12“ abgelehnt hatten.

In dem Schreiben heißt es weiter: „Zum jetzigen Zeitpunkt wurden keine weiteren Verhandlungstermine festgelegt. Obwohl sich das Unternehmen weiterhin zu Verhandlungen mit der Gewerkschaft in gutem Glauben verpflichtet, kann niemand vorhersagen, wie lange diese Arbeitsniederlegung dauern wird.“ In dem Schreiben heißt es, dass einige Arbeiter um eine Rückkehr an ihren Arbeitsplatz gebeten hätten. Es wurde versprochen, dass alle, die die Streikposten durchbrechen, ihre medizinischen Zusatzvergütungen und die Löhne gemäß dem abgelaufenen Vertrag wieder erhalten würden.

Brief von Clarios vom 23. Mai

Am Tag zuvor hatte die Unternehmensleitung ein Schreiben vom 23. Mai verschickt, das von den für die US-amerikanischen und kanadischen Betriebe des Unternehmens verantwortlichen Führungskräften unterzeichnet war und in dem es hieß: „Clarios-Mitarbeiter aus anderen Betrieben und neue Mitarbeiter sind vor Ort und werden weiterhin eintreffen, um die Produktion im Betrieb auszudehnen. Wir haben Clarios-Werke aus der ganzen Welt engagiert, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden beliefern können“.

Offene Stellen für das Werk in Holland werden weiterhin auf allen wichtigen Stellenbörsen ausgeschrieben. Anfang dieser Woche veröffentlichte der Direktor von Toledo, Rick Petrowski, einen Facebook-Post mit den Worten: „Wir wachsen und stellen ein! ... Wenn Sie auf der Suche nach einer Karriere mit Wachstumspotenzial sind und mit Leistungsträgern zusammenarbeiten wollen, die Spaß haben, dann sind Sie hier genau richtig! ... Bereit für den richtigen Karrierewechsel, schreiben Sie mir eine Nachricht oder rufen Sie mich an!“

Stellenausschreibung des Betriebsleiters von Clarios Toledo, Rick Petrowski

„Das Unternehmen behauptet, es wolle in gutem Glauben verhandeln, und dann sagt es wiederum, es wolle das Werk ohne uns betreiben“, so ein streikender Arbeiter gegenüber der WSWS. „Sie denken, dass sie nur abwarten müssen. Sie wissen, dass wir mit 500 Dollar Streikgeld pro Woche zu kämpfen haben, und sie hoffen, dass wir um unsere Arbeitsplätze betteln werden.“

Ein anderer Arbeiter fügte hinzu: „Sie versuchen, uns unter Druck zu setzen. Aber wir bleiben standhaft. Wir können eine Erhöhung von 3 Prozent nicht akzeptieren, wenn die Inflation höher ist, und wir haben Lohnkürzungen von 8 bis 15 Dollar pro Stunde hingenommen, als sie die Akkordquoten geändert haben.“

Inmitten dieser Provokationen isoliert die UAW-Bürokratie den Streik absichtlich und lässt zu, dass General Motors, Ford und Stellantis die Produktion mit Streikbatterien fortsetzen, die von Clarios im Werk Holland und in anderen Werken hergestellt werden. Auf der vielbeachteten Online-„Mitgliederversammlung“ zum bevorstehenden Tarifvertragskampf der Großen Drei Automobilhersteller haben weder UAW-Präsident Shawn Fain noch die anderen Mitglieder des UAW-Vorstands ein einziges Wort über den Clarios-Streik verloren.

Doch das Ergebnis dieses Streiks wird immense Auswirkungen auf alle Automobilarbeiter haben, die gegen die Pläne der Großen Drei kämpfen, die Arbeiter durch die Vernichtung von Arbeitsplätzen, Löhnen und Arbeitsbedingungen dazu zu zwingen, die Kosten für den Übergang zur Produktion von Elektrofahrzeugen zu tragen.

Obwohl die UAW-Zentrale auf einem Streikfonds im Wert von 825 Millionen Dollar sitzt, zahlen die UAW-Funktionäre den Clarios-Arbeitern nur 500 Dollar pro Woche an Streikunterstützung – ein durchsichtiger Versuch, sie zum Aufgeben zu bringen. Als Schlag ins Gesicht der Streikenden kündigten die Vertreter des UAW-Ortsverbandes 12 diese Woche an, dass die Arbeiter und ihre Familien in einer im Gewerkschaftshaus eingerichteten „Streikküche“ Lebensmittel, Haushaltswaren und Hygieneartikel erhalten können. Außerdem sind Briefe erhältlich, „die gegebenenfalls für die Stundung von Darlehen/Krediten verwendet werden können“.

Die Arbeiter von Clarios sind entschlossen zu kämpfen. Ende letzter Woche bildete eine Gruppe von Arbeitern ein Aktionskomitee und veröffentlichte einen offenen Brief, in dem sie die nicht verhandelbaren Forderungen der Streikenden darlegten. Dazu gehören die Abschaffung des 2-2-3-Systems, das einen 12-Stunden-Arbeitstag ohne Überstundenzuschläge vorsieht, sowie eine 30-prozentige Lohnerhöhung und ein Schutz vor Lebenshaltungskosten, um frühere Lohnkürzungen und die Inflation auszugleichen.

Sie forderten außerdem, dass die streikenden Arbeiter bei Clarios und Constellium 1.000 Dollar pro Woche an Streikgeld erhalten, „um den Unternehmen zu beweisen, dass wir bereit sind, einen echten Kampf zu führen. Das gilt für jetzt und wenn die Tarifverträge für die Arbeiter von GM, Ford und Stellantis im September auslaufen“.

In der Erklärung heißt es weiter: „Wir wissen auch, dass wir nicht nur für uns selbst kämpfen. Wir kämpfen für alle Automobilarbeiter und alle anderen Arbeiter. Wenn Clarios mit 12-Stunden-Schichten und keinen Überstundenzuschlägen nach acht Stunden Arbeit einen Fuß in die Tür bekommt, werden GM, Ford und Stellantis ähnliche Forderungen stellen, wenn die Verträge der Großen Drei im September auslaufen.“

Ein streikender Arbeiter sagte der WSWS: „Ich stimme zu 100 Prozent mit der Erklärung des Clarios-Aktionskomitees überein. Ich habe Familienmitglieder, die in nicht gewerkschaftlich organisierten Betrieben arbeiten, und sie werden besser behandelt als wir bei Clarios mit einer Gewerkschaft.

„Die Leute in den Big Three müssen von unserem Kampf wissen. Jeep-Arbeiter aus dem Werk in Toledo sind zu den Streikposten gekommen, und auch die Eisenbahner von CSX in der Teamsters-Gewerkschaft sind gekommen. Wir müssen uns alle vereinen.“

Ein junger Arbeiter, der seit drei Jahren in dem Werk arbeitet, fügte hinzu: „Mir gefällt alles, was ich in der Erklärung des Aktionskomitees gelesen habe. Wir brauchen alles zurück, was wir hatten, bevor sie unsere Tarife 2021 und kurz vor dem Vertrag gekürzt haben, und noch mehr.“

„Wir produzieren Batterien für die Ram-Trucks, für Ford und GM. Wenn die Gewerkschaft eingreifen und sagen würde: ‚Die Arbeiter in den Werken der großen Drei werden keine Clarios-Batterien verarbeiten‘, würde das Unternehmen uns anflehen, zurückzukehren. Und wenn wir statt 500 Dollar Streikgeld 1.000 Dollar pro Woche bekämen, wüsste das Unternehmen, dass wir länger aushalten können.“

„Wenn wir gewinnen können, werden auch die Arbeiter der Großen Drei gewinnen. Wenn wir nicht gewinnen, werden auch die Arbeiter bei GM, Ford und Stellantis verlieren. Alle kämpfen mit der Inflation und den hohen Lebenshaltungskosten. Die Führungskräfte und Eigentümer dieser Unternehmen geben uns die Brosamen von ihrem Tisch, während sie in Fünf-Sterne-Restaurants essen.“

„Es ist, als ob die Gewerkschaft nicht will, dass die Gewerkschaft stark ist. Es macht uns keinen Spaß, uns auch noch gegen sie zu stellen, aber wir müssen tun, was wir tun müssen.“

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