WHO meldet Anstieg der weltweiten Corona-Infektionen um 80 Prozent

Laut dem wöchentlichen Lagebericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur weltweiten Corona-Pandemie ist die Zahl der Infektionen in den letzten vier Wochen um 80 Prozent, bzw. um 1,5 Millionen neue gemeldete Fälle, angestiegen.

Ein Großteil dieser Fälle findet sich in Südkorea. Dieses Land ist ein Sonderfall, jedoch nicht so sehr bezüglich der Intensität der Pandemie, als vielmehr in Bezug auf die Erfassung und Publikation von Statistiken. Die WHO warnt: „Derzeit geben die gemeldeten Fälle die Infektionsraten nicht genau wider, da die Zahl der Tests und Meldungen weltweit eingeschränkt worden sind. In diesem Zeitraum von 28 Tagen haben 44 Prozent der Länder der WHO mindestens einen Fall gemeldet. Eine Quote, die seit Mitte 2022 rückläufig war.“

Die WHO geht also davon aus, dass die 56 Prozent der Staaten, die keine Fälle melden, die Infektionen einfach nicht zählen, und diejenigen, die niedrige Zahlen melden, es nur pro Forma tun.

Laut der internationalen Gesundheitsbehörde nähern sich die gemeldeten kumulativen Fälle weltweit der Zahl von 770 Millionen, die der Corona-Todesfälle kommt auf fast sieben Millionen. Einschließlich der Übersterblichkeit, d.h. dem Überschreiten der nach historischen Trends zu erwartenden Zahlen, liegt die anerkannte Schätzung bei katastrophalen 24,6 Millionen Toten. Das sind 3,5-mal so viele wie die offiziell publizierte Zahl. Die Übersterblichkeit liefert genauere Zahlen, insbesondere für Länder mit schlecht funktionierendem Gesundheitsmeldesystem.

Die Diskrepanz könnte sogar noch größer sein: Wenn man die heutigen Zahlen mit denen vor einem Jahr vergleicht, gab es weltweit etwas mehr als eine halbe Million offiziell gemeldete Tote durch Covid-19, aber eine Übersterblichkeit von 4,2 Millionen, also vermutlich achtmal so viele Tote wie offiziell angegeben.

Seit letztem Monat ist die Zahl der gemeldeten Todesfälle durch Covid-19 zwar auf bis zu sieben pro Tag gesunken, doch die Übersterblichkeit hat sich mit über 11.400 Toten pro Tag fast verdoppelt. Das groteske Missverhältnis zwischen diesen Zahlen unterstreicht nur die gewaltigen Anstrengungen aller Regierungen der Welt, die erdrückende Realität vor der Bevölkerung zu verschleiern.

Während der WHO-Pressekonferenz zu Covid-19 am 9. August wies Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus darauf hin, dass seit dem offiziellen Ende der pandemiebedingten gesundheitlichen Notlage nur 25 Prozent aller Länder und Regionen die Zahl der Todesfälle und nur elf Prozent die Zahl der Hospitalisierungen und Aufnahmen in Intensivstationen an die WHO gemeldet hatten. Diese Zahlen steigen momentan, da sich die Sommerwelle über die gesamte Nordhalbkugel ausbreitet.

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus (Mitte) erklärt im März 2020 die Corona-Pandemie zur gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite [Photo: Fabrice Coffrini]

Ghebreyesus erklärte: „Die WHO stuft das Risiko von Covid-19 für die Weltöffentlichkeit weiterhin als hoch ein. Das Virus zirkuliert weiterhin in allen Ländern, tötet weiterhin und verändert sich weiter.“ Die WHO hat nun auch die Corona-Subvariante EG.5, die derzeit für 17 Prozent aller globalen Fälle verantwortlich ist, zur „Variante von Interesse“ (VOI) erklärt. Hinsichtlich dieser Virusvariante und anderer hochgradig mutierter Virenstämme mahnte der WHO-Direktor: „Es besteht nach wie vor das Risiko, dass eine gefährlichere Variante entsteht, die zu einem plötzlichen Anstieg der Erkrankungen und Todesfälle führen könnte ... Heute spreche ich auf Anraten des [Prüfungs]komitees Empfehlungen für Länder in sieben wichtigen Gebieten aus. Diese Empfehlungen bekräftigen die Ratschläge, welche die WHO den Ländern in ihrem im Mai veröffentlichten strategischen Covid-19-Bereitschafts- und Reaktionsplan gegeben hat.“

Zu diesen Empfehlungen gehören: Covid-19-Tests und Nachverfolgung in der Bevölkerung, die Umsetzung von Maßnahmen zur Verringerung des Übertragungsrisikos, die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Gesundheitsbehörden bei der Verfolgung neuer Stämme, die Berichterstattung über die Wirksamkeit von Impfstoffen und die Durchführung wichtiger Forschungsarbeiten, um die Ursachen von postviralen Syndromen zu verstehen und zu behandeln. Darüber hinaus hat die WHO die Länder dazu aufgerufen, Trends bei den Infektionsraten, der Schwere von Verläufen und den Todesfällen zu melden. Am wichtigsten ist jedoch, dass die WHO die gerechte Verteilung von Impfstoffen und den Zugang zu nachweislich erfolgreichen Behandlungen anmahnt – ein klarer Hinweis darauf, dass die Pandemie anhält, auch wenn die WHO sich hütet, dies auszusprechen.

Ghebreyesus fügte hinzu: „Wir wissen, dass viele Regierungsbeamte glauben, die Sache gehöre der Vergangenheit an. Warum also sind diese Empfehlungen noch immer wichtig? Für diejenigen, die eine geliebte Person verloren haben, für diejenigen, die weiterhin dem Risiko einer schweren Erkrankung oder dem Tod ausgesetzt sind, für diejenigen, die immer noch an Post-Covid-Erkrankungen oder Long Covid leiden und für diejenigen, für die Covid-19 noch immer eine tägliche Bedrohung und ein tägliches Trauma darstellt.“

Letzteres trifft im Grunde auf jede Person auf dieser Welt zu. Allerdings wird uns erzählt, die Pandemie sei vorbei und wir sollten diese bedrohlichen Statistiken nicht beachten. Wir sollen uns nicht darum kümmern, woher es kommt, wenn wir uns im Sommer eine schwere Erkältung zugezogen haben oder unter anhaltend schwerer Müdigkeit und Desorientierung leiden.

Die derzeitigen Warnungen der WHO verurteilen ihre eigene Entscheidung vom Mai, den öffentlichen Gesundheitsnotstand zu beenden. Sie wusste genau, dass sie damit allen kapitalistischen Regierungen grünes Licht dafür geben würde, nicht mehr den Anschein erwecken zu müssen, ihre Bevölkerung vor dem Virus zu schützen.

Geschätzte tägliche Neuinfektionen in den USA seit Beginn der Pandemie [Photo by Biobot Analytics]

In den USA haben die Biden-Regierung und der Kongress systematisch alle öffentlichen Ausgaben für Tests und Impfungen gestrichen. Sie wollen sicherstellen, dass die Bevölkerung Covid-19 vergisst. Das bedeutet, dass eine Person durchschnittlich elf Dollar für einen Corona-Schnelltest und 110 bis 130 Dollar für die aktuellste Corona-Impfung bezahlen muss, was sehr viele sich gar nicht leisten können.

Laut den Abwasserdaten von Biobot Analytics, die mittlerweile die wichtigste Quelle für den Nachweis von Covid-19 geworden sind, hat sich der Mitte Juni begonnene Anstieg mittlerweile in den ganzen USA fortgesetzt. In der zweiten Julihälfte begann ein massiver Anstieg neuer Fälle.

Die Konzentration von Sars-CoV-2 im Abwasser ist derzeit landesweit um das 2,5-fache höher als auf dem Tiefststand im Juni. Zudem ist in jüngster Zeit die Zahl der Hospitalisierungen und Aufnahmen in Intensivstationen wieder angestiegen, was eine weitere Bestätigung der Abwasserdaten darstellt. Ähnliche Ergebnisse aus Italien und dem Großbritannien liefern weitere Beweise für die Gefahr, die eine Ignorierung des Virus mit sich bringt.

Diese Grafik von Biobot zeigt die Abwasserdaten zu Corona-Infektionen für die vier Regionen der USA [Photo by Biobot Analytics]

In den USA haben mehrere kommunale Verwaltungen und einige Medien zwar zugegeben, dass die Sommerwelle bereits voll im Gange ist. Dennoch verharmlosen sie diese Beobachtung und spielen die Gefahr der Infektion für die Bevölkerung herunter.

Eine große Gefahr besteht darin, dass die derzeitige Welle mit dem Ende der Ferien an Schulen und Universitäten und der Rückkehr von Millionen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Bildungseinrichtungen zusammenfällt. Laut einem aktuellen Bericht des Journal of the American Medical Association gehen mehr als 70 Prozent aller häuslichen Übertragungen von Covid-19 darauf zurück, dass ein Kind am Präsenzunterricht teilgenommen hat.

Die Autoren schrieben: „Als in den Schulen in den USA im Herbst 2020 der Unterricht wieder begann, trugen Kinder mehr zur Ausbreitung innerhalb von Haushalten bei als in den Sommer- und Winterferien. Dieses Muster wiederholte sich in zwei Schuljahren in Folge.“ Das bedeutet, dass das Sars-CoV-2-Virus, das pro Tag schätzungsweise eine halbe Million Menschen neu infiziert, genügend Menschenmaterial finden kann, um noch weiter in die Höhe zu schießen. Dazu kommt das Risiko, dass die virale Evolution neue Mechanismen findet, um die Immunität zu umgehen und die Übertragbarkeit zu steigern.

Die Schulbehörden versuchen, die völlig berechtigten Befürchtungen zu zerstreuen, die in vielen Kommunen zum Beginn des neuen Schuljahrs aufgekommen sind. So hat der Oberschulrat von Los Angeles, Alberto Carvalho, Schüler offen dazu aufgefordert, auch krank in die Schule zu kommen. Er behauptete, für ihre psychische Gesundheit sei es besser, in die Schule zu kommen, ungeachtet der Gefahr, die sie für Mitschüler, Lehrer und die Gemeinschaft als Ganzes darstellen.

Um skeptische Eltern zu beruhigen, erklärte Carvalho letzten Freitag auf einer Pressekonferenz: „Ich verstehe, dass einige Eltern überrascht sind, aber wir als Schulsystem wurden schon immer von den Expertenmeinungen der Gesundheitseinrichtungen informiert. Die Zeiten haben sich geändert, die Bedingungen haben sich geändert und ebenso die Empfehlungen der Protokolle.“

Laut einem Bericht der Zeitung Fortune sind die Fehlzeiten von Schülern im ganzen Land auf Rekordniveau gestiegen. Viele Schüler nennen als Grund für ihr Fehlen Krankheit, wirtschaftliche Not und ein feindseliges Umfeld in den Schulen, was ein Nebenprodukt des Lehrermangels ist, sowie ein allgemeines Gefühl von Angst und Depression, was Schulen als unangenehme Orte erscheinen lässt.

Die soziale Krise wirkt sich durch chronische Unterfinanzierung und niedrige Gehälter für Lehrer und Hilfspersonal stark auch auf die Schulen aus. Daneben sind auch die Folgen von Infektionen und Reinfektionen für das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen ein Problem. In einer Studie, die im Juli in der Zeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, haben Forscher festgestellt, dass noch fast zwei Jahre nach einer Sars-CoV-2-Erkrankung kognitive Defizite festzustellen waren.

Bei Kindern und Jugendlichen geht eine Long Covid-Erkrankung üblicherweise mit schweren Schlafstörungen, extremer Müdigkeit bei physischer Anstrengung, Erinnerungsproblemen, Wortfindungsstörungen und Mathe-Problemen einher. Die jungen Patienten klagten auch über anhaltendes Klingeln in den Ohren, Zerstreutheit und Brust- und Gelenkschmerzen.

Eine aktuelle Populationsstudie aus Australien an Personen mit hoher Impfquote kam zu dem Ergebnis, dass einer von fünf Befragten drei Monate nach einer bestätigten Omikron-Infektion über Long-Covid-Symptome berichtete. In einer weiteren Studie von Forschern des National Institute of Health (NIH) hieß es, das noch sechs bis acht Monate nach einer Infektion mit Covid-19 ein bestimmtes Syndrom auftreten könne. Dabei handelt es sich um POTS (Postural Orthostatic Tachycardia Syndrome), das zu schneller Herzfrequenz, Schwindel, Schwäche und kognitiver Beeinträchtigung beim Stehen oder Sitzen führt.

Die Pandemie wurde aufgrund politischer Entscheidungen für beendet erklärt, die sich ausschließlich nach den wirtschaftlichen Interessen der Herrschenden richteten. Aber die Corona-Pandemie setzt sich in gefährlichem Tempo fort. Die Gefahr besteht, dass das Virus sich weiterentwickelt und sich damit allen Impfstoffen und gängigen Behandlungsmethoden entzieht. Darüber hinaus wird die Pandemie einen großen Teil der Bevölkerung zu chronischen Invaliden machen. Das ist jedoch nichts, worum sich die Gesundheitsbehörden, geschweige denn die gesamte öffentliche Politik, große Sorgen machen.

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