Israelische Soldaten verwüsten Theater im Westjordanland, misshandeln und verhaften Künstler

Der Terror des israelischen Militärs gegen die palästinensische Bevölkerung geht unvermindert weiter und richtet sich auch gegen ihre führenden kulturellen und intellektuellen Persönlichkeiten. Die Misshandlungen und Erschießungen von Journalisten, die Ermordung von Poeten, Malern und Schriftstellern bei Luftangriffen sind ein charakteristisches Merkmal des abscheulichen Gesichts des von der Biden- und Netanjahu-Regierung verübten Völkermords im Gazastreifen. Er wird begleitet von erneuter Brutalität und Mord im besetzten Westjordanland.

Am Mittwoch führten die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) eine Razzia im Freedom Theatre im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland durch. Dabei zerstörten die Soldaten alles an Equipment des Theaters, was ihnen in die Hände fiel, und verhafteten drei seiner führenden Künstler.

Das Freedom Theatre in Dschenin [Photo: Adnan Torokman, the Freedom Theatre]

In einer Erklärung des Theaters heißt es: „Das israelische Militär hat“ am Morgen des 13. Dezember „begonnen, das Freedom Theatre anzugreifen und zu verwüsten. Sie schossen aus dem Inneren des Gebäudes, zerstörten die Büros und rissen eine Wand ein.“

Die stellvertretende Direktorin des Theaters, Zoe Lafferty, beschrieb den Angriff gegenüber Middle East Eye als eine Form von „kulturellem Völkermord“. Die IDF „nahm den neuen Computer mit, den wir für unsere Vorführungen gekauft haben... Er war nicht teuer, aber für das Freedom Theatre war es sehr viel Geld. Wir hätten ihn für die nächsten acht Jahre gebraucht.“

Wie das Theater in seiner Stellungnahme schilderte, ging das Militär „danach in die Wohnungen von Ahmed Tobasi [künstlerischer Direktor] und Mustafa Sheta [Produzent und Manager], verband ihnen die Augen, legte ihnen Handschellen an und führte sie ab. Am selben Abend wurde Jamal Abu Joas [der erst vor kurzem seine Schauspielausbildung beendet hatte] in seiner Wohnung von Soldaten brutal zusammengeschlagen und mitgenommen.“

Das Theater fügte hinzu: „Wir können bestätigen, dass Tobasi freigelassen wurde. Er leidet unter Schmerzen in den Beinen und am Rücken, wo er von den israelischen Soldaten geschlagen wurde. Wir werden so bald wie möglich über seinen Zustand berichten.“

Das Zerstörungswerk der IDF im Freedom Theatre

Middle East Eye berichtete, vor seiner Verhaftung hätten „die israelischen Soldaten Tobasi gezwungen, seine Jacke auszuziehen und sich im Regen auf die Straße zu legen“. Danach drangen sie in seine Wohnung ein, „zerstörten alles, was sie konnten, und warfen sogar die Pflanzen auf den Boden“, wie das Theater hinzufügte.

Tobasi erklärte nach seiner Freilassung: „Sie haben uns wie Tiere behandelt. Sie versuchen uns auf jede erdenkliche Weise weh zu tun. Aber es ist wichtig, dass wir stark bleiben.“ Sheta und Joas befinden sich zum Zeitpunkt dieses Berichts weiterhin in israelischer Haft.

Shetas Frau, Rasha Sheta, erklärte, ihr Mann sei vor seinen Kindern in Handschellen gelegt worden. Weiter erklärte sie: „Meine Kinder haben die ganze Nacht geweint. Wir hatten solche Angst, weil er nicht bei uns war.“

Das Theater wies darauf hin, dass im Vorfeld dieser Angriffe „bereits in den Wochen zuvor drei Mitglieder des Freedom Theatre getötet wurden, darunter der 17-jährige Darsteller Yamen Jarrar, der 26-jährige Jehad Naghniyeh und der 30-jährige Mohammed Matahen. Im Juni 2023 wurden die jugendlichen Mitglieder des Theaters Sadeel Naghnaghia (15 Jahre) und Mahmoud Al-Sadi (17 Jahre) ermordet. Zuvor, im Juli, wurde das Freedom Theatre während einer dreitägigen Invasion durch Bomben beschädigt und [der Theatertechniker] Adnan Torokman vier Tage lang von der israelischen Armee festgehalten.“

Mehrere Theater und Theaterkünstler verurteilten den Angriff auf das Freedom Theatre.

Freedom Theatre durch die IDF verwüstet

Das Royal Court in London, eines der renommiertesten Theater Europas, erklärte in einer Stellungnahme, es sei „schockiert, zu erfahren, dass Mustafa Sheta und Jamal Abu Joas vom @freedom_theatre verhaftet wurden. Wir fordern ihre sofortige Freilassung. Ahmed Tobasi wurde ebenfalls verhaftet, ist aber mittlerweile wieder freigelassen worden. Er leidet unter Verletzungen infolge der Festnahme.“

Das Royal Court erklärte in seiner Stellungnahme weiter, man sei „auch entsetzt über den gestrigen Angriff auf das Theater, die Zerstörung der Büros und die Angriffe auf Mitarbeiter, nachdem bereits mehrere Mitglieder des Freedom Theatre ermordet wurden, darunter Yamen Jarrar, Jehad Naghniyeh und Mohammed Matahen, und nachdem Hunderte weitere in Dschenin verhaftet wurden. Wir fordern ihre sofortige Freilassung... Wir stehen an der Seite unserer Kollegen – den Autoren, Künstlern und Studenten –, für die das Freedom Theatre ihre kreative Heimat ist. Wir verurteilen, dass Künstler ermordet und zum Schweigen gebracht werden und die Kulturbetriebe im Gazastreifen und dem Westjordanland in diesem Krieg zerstört werden.“

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Das Tara Theatre in London, das sich für südasiatische Stimmen und Künstler einsetzt, machte deutlich, dass es „weiterhin solidarisch an der Seite unserer Freunde und Kollegen am Freedom Theatre steht, die von israelischen Soldaten verhaftet und gefangen gehalten werden... Wir sind auch entsetzt über den Angriff auf das Theater, die Durchsuchung und Zerstörung ihrer Büros und die brutale Gewalt gegen ihre Mitarbeiter.“

Mehr als 100 schottische Dramatiker und Theaterautoren, darunter Rona Munro, Stephen Greenhorn, Liz Lochhead, Gregory Burke, Audura Onashile, Alan Bissett, May Sumbwanyambe und Karine Polwart, haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem der Angriff auf das Freedom Theatre verurteilt wird.

In dem offenen Brief heißt es, die Dscheniner Theatergesellschaft sei „in Glasgow, im Tron Theatre aufgetreten, ihre letzte Show, The Siege, fand 2015 statt. Ahmed Tobasi führte 2017 im New Tron Theatre in Edinburgh Fringe das Stück And Here I Am auf und beteiligte sich mit mehreren anderen Künstlern an der Würdigung des arabischen Werks ,Chill Habibi‘ in Summerhall im gleichen Jahr. Die Mitarbeiter des Freedom Theatre sind wertvolle Mitglieder unserer internationalen Gemeinschaft. Der Angriff auf ihr Theater und ihre gewaltsame Verhaftung durch das israelische Militär sind ein Affront für uns alle.“

Das Freedom Theatre erklärte in seiner Stellungnahme, palästinensische Künstler seien jahrzehntelang „von Israel willkürlich verhaftet worden, teilweise jahrelang. Israel greift auch Kulturbetriebe an und zerstört sie, was nach dem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen ist. In den letzten Wochen wurden im Gazastreifen so viele Schriftsteller, Dichter, Theaterleute und Journalisten wie nie zuvor getötet, darunter Dr. Refaat Al’Areer, der gezielt angegriffen und ermordet wurde.“

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