Die folgende Erklärung wurde vom UPS Workers Rank-and-File Committee verabschiedet, das letztes Jahr gegründet wurde, um Widerstand gegen den Ausverkaufsvertrag der Teamsters-Bürokratie zu leisten. Um euch mit dem Komitee in Verbindung zu setzen, schickt eine E-Mail an upsrankandfilecommittee@gmail.com oder füllt das Formular am Ende der Seite aus.
Die Ankündigung von UPS, mehr als 200 Niederlassungen schließen zu wollen, ist der Beginn des nächsten Stadiums der Angriffe des Unternehmens auf die Arbeiterklasse.
Wenn UPS diese Pläne umsetzt, werden Zehntausende Arbeitsplätze vernichtet. UPS-Vorstandschefin Carol Tomé erklärte vor der Presse, das Unternehmen wolle „alles“ automatisieren. Mit der Technologie, die bereits jetzt eingeführt wird, könnten vier von fünf Arbeitsplätzen in den Frachtzentren vernichtet werden.
Ohne die Unterstützung der Teamsters-Bürokratie könnte das Unternehmen das nicht tun. Sie hat letztes Jahr einen Tarifvertrag durchgesetzt, den sie als den besten seit Generationen bezeichnete. Jetzt steht außer Frage, dass es sich dabei um den größten Ausverkauf seit Generationen handelt. Tomé selbst hat damit geprahlt, dass der Tarifvertrag das Kostenwachstum nach dem ersten Jahr dramatisch verringert, und „Arbeitssicherheit“ als wichtigsten Faktor bei der neuen Kampagne zum Stellenabbau unter dem Titel „Netzwerk der Zukunft“ angeführt. Tomé spricht nicht nur für sich selbst: Alle Top-Manager von UPS haben den Tarifvertrag als gut für den Nettoprofit der Aktionäre des Unternehmens gelobt.
Deshalb haben Präsident Sean O'Brien und der Rest der Bürokratie seit den ersten Ankündigungen von Entlassungen vor Monaten geschwiegen. Sie weigern sich nicht nur, uns zu verteidigen, sie sind sogar die wichtigsten Verbündeten bei den Angriffen auf unsere Arbeitsplätze. Gleichzeitig gehen sie unauffällig gegen jeden vor, der irgendwelche Kritik am Tarifvertrag übt, einschließlich der Administratoren des Teamsterlink-Messageboards, und sogar des eigenen Gewerkschafts-Vizepräsidenten John Palmer.
Der gleiche Prozess findet auch in anderen Branchen statt. Die United Auto Workers haben, nach dem Vorbild der Teamsters, ebenfalls einen „historischen“ Tarifvertrag durchgedrückt, der jetzt zum Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen benutzt wird. Beim US Postal Service wird das Umstrukturierungsprogramm „Delivering for America“ zum Abbau von Zehntausenden Arbeitsplätzen und der Schließung von Tausenden von Postfilialen führen. In den verschiedensten Branchen wurden seit Anfang letzten Jahres Hunderttausende von Arbeitsplätzen vernichtet.
Durch diese Ausverkäufe versucht die herrschende Elite, eine uneingeschränkte Diktatur des Managements in den Betrieben zu schaffen. Sie betrachten dies als besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass die US-Regierung zu einer Kriegswirtschaft gegen Russland, China und den Iran übergeht.
Die Konzerne benutzen die Automatisierung als Waffe gegen die Arbeiterklasse. Diese Technologien können Arbeit sparen und könnten und sollten uns das Leben erleichtern. Stattdessen werden sie benutzt, um das Maximum an Produktion und Profit aus den Arbeitern zu quetschen und den Rest von uns auf die Straße zu werfen.
Sie tun dies, weil sie die wachsende Welle von Streiks und Protesten in den USA und weltweit fürchten. Wir haben uns geweigert, Rekordinflation, längere Arbeitszeiten und schlechtere Arbeitsbedingungen zu akzeptieren. Sie wollen die Massenarbeitslosigkeit einsetzen, um zu versuchen, unseren Widerstand zu brechen.
Die jüngste Welle von Schließungen bestätigt die Warnungen des UPS Workers Rank-and-File Committee vom Januar. Wir erklärten: „Das steht uns nicht erst irgendwann bevor. Es ist bereits soweit, es passiert jetzt, und wir müssen uns organisieren, um dagegen zu kämpfen.“
In dieser Erklärung riefen wir die Belegschaft zu einer Gegenoffensive zur Verteidigung der Arbeitsplätze auf. Dieser Aufruf ist heute dringender als je zuvor. Er sollte auf den drei folgenden Grundprinzipien beruhen:
Erstens muss die größtmögliche Initiative in den Händen der Belegschaft bleiben. Wir dürfen uns nicht an die Perspektive ketten, Druck auf diesen oder jenen Gewerkschaftsbürokraten auszuüben oder auf das Ergebnis von Hinterzimmer-Gesprächen zu warten. Wir bestehen darauf, dass wir das Recht und die Pflicht haben, alles Notwendige zu unternehmen, um unsere Arbeitsplätze zu verteidigen, unabhängig davon, ob die Bürokratie das genehmigt oder nicht. Wenn sie sich weigert, entlarven sie sich nur umso mehr als unternehmensfreundliche Marionetten.
Zweitens müssen wir das „Recht“ von UPS und anderen Konzernen zurückweisen, auf unsere Kosten Gewinn zu machen. Es ist allgemein bekannt, dass genug Geld vorhanden ist, um gut bezahlte Arbeitsplätze zu sichern. UPS hat im Jahr 2022 bei Einnahmen von 100 Milliarden Dollar 13 Milliarden Dollar Gewinn aus unserer Arbeit gemacht. Das Problem ist nicht der Mangel an Geld, sondern dass die Logistik- und Liefernetzwerke im Herzen der modernen Wirtschaft von riesigen Konzernen unter der Leitung superreicher Oligarchen geführt werden. Ihre Herrschaft über die Gesellschaft muss beendet werden, wenn wir Fortschritte bei der Verteidigung von Arbeitsplätzen und Lebensstandards machen wollen. Dies wiederum erfordert die Umwandlung von UPS und anderen Riesenkonzernen in öffentliche Versorgungsbetriebe unter demokratischer Kontrolle der Arbeiter selbst.
Drittens müssen wir uns mit den Arbeitern der Logistik- und anderer Branchen in den USA und der Welt zusammenschließen. Die großen multinationalen Konzerne verfolgen überall den gleichen Kurs: endloser Stellenabbau und Lohnsenkungen, um die Profite zu finanzieren und die Kriege zur Verteidigung der Profite. Dieser globalen Strategie müssen wir eine globale Bewegung entgegensetzen, die die Arbeiter über alle Länder hinweg zur Verteidigung gemeinsamer Interessen vereint.
Nur eine Rebellion der Belegschaft – nicht nur gegen das Management, sondern auch gegen die Gewerkschaftsbürokratie – kann die Pläne der Konzerne stoppen. Solange die Ausverkaufsprofis der Teamsters die Kontrolle behalten, wird UPS seinen geplanten Stellenabbau umsetzen. Doch wenn wir aus ihrer Kontrolle ausbrechen und neue, alternative Strukturen entwickeln, können wir das Kräfteverhältnis zu unseren Gunsten ändern.
Der Kampf zur Verteidigung der Arbeitsplätze macht es erforderlich, dass wir uns mit den neuen Technologien befassen. Es ist eine Sache gegen den Arbeitsplatzabbau zu kämpfen. Aber die Automatisierung ist eine Tatsache, sie entwickelt sich schnell und wird nicht verschwinden. Daher ist es nicht realistisch, wenn wir uns auf eine Strategie stützen, die versucht, das Thema Automatisierung zu umgehen oder sie einfach ablehnt und stattdessen anstrebt, so weiter zu arbeiten wie bisher.
Deshalb muss die Kontrolle der Arbeiter über die Produktion und die neue Technologie ein zentrales Ziel sein. Sie muss zum Nutzen aller eingesetzt, statt für Aktienrückkäufe und Dividenden vergeudet zu werden.
Stattdessen fordern wir, die gesteigerte Effizienz, die die Automatisierung verspricht, für folgende Ziele zu nutzen:
- Verkürzung der Arbeitszeit ohne Einbußen beim Nettolohn und bei Zusatzleistungen. Vielmehr müssen unsere Löhne erhöht werden, bei vollem Schutz vor Inflation.
- Die Umwandlung von Tausenden von Teilzeitarbeitsplätzen in Vollzeitstellen, vor allem bei Auslieferungsfahrern, die unter massiver Überlastung leiden.
- Investitionen in Klimaanlagen für Lieferfahrzeuge und Frachtzentren sowie andere grundlegende Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen.
- Eine Absenkung des Rentenalters und die vollständige Finanzierung von Renten und Gesundheitsversorgung.
Ganz offensichtlich kann keine dieser Forderungen erfüllt werden, wenn das Management die neue Technologie und ihren Einsatz kontrolliert. Die Probleme werden nicht durch gemeinsame Technologieausschüsse von Teamsters und Management gelöst werden, die die Gewerkschaft lediglich mitverantwortlich für die Durchsetzung von Stellenstreichungen machen. Beispielhaft für die Perspektive der Teamsters war die Aussage eines Mitglieds des Verhandlungsteams, das Unternehmen habe das „Recht“, Massenentlassungen durchzuführen.
Deshalb ist die Kontrolle der Belegschaft über die neue Technologie die einzige tragfähige Lösung. Aktionskomitees auf lokaler und nationaler Ebene, die ausschließlich aus vertrauenswürdigen Arbeitern ohne Verbindungen zur Bürokratie bestehen, müssen die Umsetzung der Automatisierung überwachen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Der ganze Prozess sollte so transparent wie möglich sein und die Zustimmung der gesamten Belegschaft genießen.
Es muss eine Doppelherrschaft in den Betrieben etabliert werden, bei der diese Komitees alle Aspekte des Betriebs überwachen, darunter Produktion, Gesundheit und Sicherheit. Dem fingierten „Recht“ von UPS, zu tun, was es will, das von den Teamsters als sakrosankt hochgehalten wird, müssen wir unseren Willen zum Schutz von Arbeitsplätzen und unserem Lebensunterhalt entgegensetzen.
Zweifellos würde UPS unsere Forderungen als „unbezahlbar“ zurückweisen und behaupten, ihre Umsetzung würde dem Zweck der neuen Technologie zuwiderlaufen, Kosten zu senken und Gewinne zu steigern.
Doch die entscheidenden Dinge dürfen nicht von den Interessen einer Handvoll von Oligarchen und Wall-Street-Konzernen bestimmt werden, die UPS und andere Konzerne kontrollieren. Wenn sie die neuesten Entwicklungen nicht nutzen können, um unser Leben zu verbessern, sondern nur, um es zu verschlechtern, um sich zu bereichern, haben sie kein Recht, diese Säulen der Wirtschaft zu kontrollieren.
Deshalb sollten wir als besondere Forderung die Umwandlung von UPS und anderen Konzernen in öffentliches Eigentum unter der demokratischen Kontrolle der Arbeiterklasse aufstellen. Wir sind nicht mit einem „Tarifproblem“ konfrontiert, und es gibt keinen „Mittelweg“ zwischen unseren Interessen und denen der herrschenden Elite, auf dem sich vernünftige Köpfe durchsetzen werden. Entweder wir setzen unsere Interessen durch oder die kapitalistische Oligarchie ihre. Dazwischen gibt es nichts.
Dazu muss unser Kampf Teil einer breit angelegten Bewegung der Arbeiterklasse gegen Ungleichheit und das Profitsystem sein. Wir müssen uns mit unseren Kollegen in der Autoindustrie, bei der Post, in der Gesundheitsbranche und anderen Industrien vereinen, in denen Arbeitsplätze in Gefahr sind, und einen gemeinsamen Kampf führen, der auf den Interessen der Arbeiterklasse basiert. Diese Interessen sind global. Deshalb müssen wir uns mit den Arbeitern auf der ganzen Welt zusammentun, die Opfer der gleichen Angriffe der gleichen riesigen Konzerne sind.
Wer dem zustimmt, sollte sich dafür entscheiden, sich noch heute zu engagieren. Beteiligt euch am UPS Workers Rank-and-File Committee und schickt eine Mail an upsrankandfilecommittee@gmail.com. Alternativ könnt ihr auch das Formular unten ausfüllen.