„Ich habe für diese Menschen nur Verachtung übrig. Sie rechtfertigen einen Völkermord!“

Holocaust-Überlebender verurteilt zionistische Verleumdung der Proteste gegen den Völkermord in Gaza

Bekannte Zionisten haben auf X/Twitter die bevorstehende Kundgebung in Michigan gegen den anhaltenden Völkermord in Gaza, die der Holocaust-Überlebende Rene Lichtman organisiert, als „antisemitisch“ verleumdet. 

Rene Lichtman (86), der als Kind den Holocaust überlebt hat, spricht am 30. Juni bei einer Mahnwache in Farmington Hills (Michigan)

Die Kundgebung soll am Sonntag, dem 14. Juli vor dem Zekelman Holocaust Center in Farmington Hills (Michigan) stattfinden. Sie wird die jüngste in einer ganzen Reihe von wöchentlichen Kundgebungen sein, mit denen das Museum aufgefordert wird, die Nakba von 1948 in seinen Bildungsprogrammen über die Gründung Israels anzuerkennen und einen sofrtigen Waffenstillstand in Gaza zu fordern.

Lichtmann (86) ist ein „verstecktes Kind“, das den Holocaust überlebte und dessen polnisch-jüdische Familie während des Zweiten Weltkriegs größtenteils von den Nazis ermordet wurde. Er hat sein Leben lang dafür gekämpft, die Geschichte des Holocaust zu enthüllen und zu bewahren.

Gegenüber dem Verfasser dieses Artikels erklärte er die Idee hinter der Protestveranstaltung am Sonntag: „Museen wie dieses sind Teil der rechten zionistischen Struktur. Sie indoktrinieren ihr Publikum, besonders die Schüler – jüdische wie nichtjüdische –, die täglich hierher kommen, ganze Busse voll. Sie erzählen die Geschichte des Holocausts und der jüdischen Opfer, und am Ende sagen sie, dass der Krieg vorbei war und die Überlebenden diesen wunderbaren Staat Israel gegründet haben, mit wunderbaren Bäumen und so weiter. Und das war's dann! Die Lektion ist Toleranz, dass wir uns gegenseitig lieben sollten, und so weiter. Aber sie erwähnen nie die Palästinenser oder die Nakba.

Poster für Rene Lichtmans Protestveranstaltung

Wir fordern von dem Museum, den Schluss zu ändern und die Nakba zu erwähnen. Und dass sie einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen fordern.

Nicht nur das Holocaust Center in Farmington Hills löscht die Palästinenser aus der Geschichte. Ich war im Rahmen meiner Arbeit für die Organisation der überlebenden Kinder in den meisten Holocaust-Museen – in Berlin, Warschau, Amsterdam, Prag. Und überall ist es das Gleiche. Am Ende zeichnen sie dieses rosige Bild, in dem die Palästinenser nicht erwähnt werden.“

Prominente Zionisten haben Lichtmans Proteste auf X/Twitter als „antisemitisch“ verleumdet. 

Der zionistische Social Media-Influencer, Hen Mazzig, teilte das Poster für die bevorstehende Kundgebung mit seinen 220.600 Followern und kommentierte: „Man stelle sich vor, jemand organisiert einen Protest gegen Israel vor einem Holocaust-Museum und glaubt trotzdem, seiner Bewegung ginge es nicht wirklich um Judenhass. Wie oft muss ich das noch sagen? Vor einem Holocaust-Museum zu protestieren, hilft den Palästinensern nicht. Es ist reiner Antisemitismus.“

Aviva Klompas, der ehemalige leitende Redeschreiber der Israel-Mission bei den Vereinten Nationen, der 325.300 Follower hat, teilte das Poster ebenfalls und schrieb: „Wenn man vor einem Holocaust-Museum protestiert, ist das kein politischer Protest mehr. Man vermittelt die Botschaft, dass sechs Millionen tote Juden nicht genug waren.“

Die zionistische Website „Israel War Room“ teilte auf ihren X/Twitter-Account das Poster für Lichtmans Protestveranstaltung mit 322.800 Followern und bezeichnete sie als „antiisraelische“ Veranstaltung.

Lichtman erklärte darauf: „Diese Leute sind solche Heuchler. Sie sind Teil der Israel-Lobby. Ich erwarte nichts anderes von ihnen.“

Er fuhr fort: „Diese Museen sind wichtige Institutionen, nicht nur in Städten wie Berlin und Warschau, sondern auch in Detroit, New York und Washington, D.C. Es ist ein ganzes System zur Indoktrinierung, mit dem diese Zionisten, diese Rechten, versuchen, das Leid des Holocaust als Waffe zu benutzen. Aber bei diesem jungen Publikum funktioniert das nicht mehr. Das Publikum beginnt jetzt, Fragen zu stellen.“

Lichtman arbeitete zehn Jahre lang als Dozent im Zekelman Holocaust Center, bevor er vor kurzem wegen seiner Proteste gegen den Völkermord in Gaza entlassen wurde. Er erklärte: „Als ich dort angestellt war, lauteten meine Anweisungen innerhalb des Museums, nur meine Geschichte zu erzählen und nicht darüber hinauszugehen. Ich wurde mehr als einmal vom Geschäftsführer gewarnt, die Grenzen nicht zu überschreiten.“

Die Kundgebung am Sonntag findet vor dem Hintergrund des jüngsten Berichts der medizinische Fachzeitschrift The Lancet statt, wonach die tatsächliche Zahl der Todesopfer des Völkermord in Gaza bei 186.000 liegt, also um ein Vielfaches höher als bisher berichtet.

Zu diesem Bericht erklärte Lichtman: „Diese Zahlen sind unglaublich. Ich habe die Zahl von eineinhalb Millionen jüdischer Kindern, die im Holocaust umgekommen sind, nie verarbeiten können. Worte können das nicht beschreiben. Und jetzt passiert das Gleiche. Nur dass es jetzt täglich geschieht. Alleine diese Zahlen und diese Bilder zu sehen, traumatisiert viele.

In diesen Tweets, die Sie gerade vorgelesen haben, erwähnen sie die 186.000 toten Zivilisten in Gaza nicht. Sie werden sagen, all diese Menschen seien Terroristen oder menschliche Schutzschilde. Das sind die Ausreden. Aber international glaubt das niemand mehr. Israel und die USA gelten als Kriegsverbrecher, was sie auch sind. Wenn diese Leute also solche Bemerkungen machen, habe ich nur Verachtung für sie übrig. Sie sagen das, um einen Scheck von der AIPAC – der Israel-Lobby – zu bekommen. Dabei rechtfertigen sie einen Völkermord!

Wir müssen uns bei diesen Zahlen daran erinnern, dass jeder einzelne davon ein menschliches Wesen ist. So wie ich es sehe, muss man jeden Tag in den Kontext dessen stellen, was in Gaza geschieht, nämlich dieser tägliche Massenmord. Wenn ich es in diesen Kontext stelle, spüre ich die Dringlichkeit, ich fühle, dass ich mehr tun sollte.

Ich erinnere mich an die Proteste gegen den Vietnamkrieg, an der Kent State... Wenn man etwas Wichtiges tun will, muss man mit Unterdrückung rechnen. Wenn man es in den Kontext der Gewalt in Gaza stellt, ist das nichts. Es ist nichts im Vergleich dazu, dass deine ganze Familie von Biden und Bibi in die Luft gejagt wird.“

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