Goldpreis erreicht Rekordhoch

Der Goldpreis hat in der vergangenen Woche ein neues Rekordhoch erreicht. Er stieg von 2.300 US-Dollar pro Feinunze im Juni auf 2.531 US-Dollar am Dienstag – ein weiteres Zeichen für die wachsende Instabilität des globalen Finanz- und Währungssystems.

Goldbarren [AP Photo/Seth Wenig]

Als einer der unmittelbaren Gründe für den jüngsten Anstieg wird die Aussicht auf Zinssenkungen der US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung im September und weitere vor Jahresende genannt, was den Dollar tendenziell schwächen und Gold attraktiver machen würde.

Diese Bemerkungen erklären jedoch nicht den grundlegenden Trend, der 2022 begann und sich in diesem Jahr beschleunigt hat: Der Goldpreis ist bis jetzt um ein Fünftel gestiegen und könnte Prognosen zufolge bis auf 3.000 US-Dollar steigen.

Die Financial Times (FT) schrieb den jüngsten Anstieg den Käufern in den USA und Europa zu, die sich auf Zinssenkungen vorbereiten, und bemerkte: „Gold hat seit Ende 2022 einen rasanten Anstieg erlebt, der von den Zentralbanken der Schwellenländer, die ihre Reserven weg vom Dollar diversifizieren wollen, und von der enormen Nachfrage chinesischer Investoren angetrieben wird.“

Ein weiterer wichtiger Käufer ist die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, deren Goldreserven monatlich wachsen. Im vergangenen Jahr hat sie mehr Gold gekauft als jede andere Zentralbank der Welt. Gleichzeitig reduzierte sie ihre Dollarbestände von rund 1,1 Billionen Dollar im Jahr 2021 auf unter 800 Milliarden Dollar.

Die Käufe der Zentralbanken erreichten im ersten Halbjahr einen Rekordwert von 483 Tonnen und waren maßgeblich für den Anstieg des Goldpreises um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr verantwortlich.

Zu den größten Käufern zählen die Tschechische und die Polnische Nationalbank sowie die Zentralbank von Katar und die türkische Zentralbank, die ihre Goldbestände im ersten Quartal um 30 Tonnen auf 570 Tonnen erhöhte.

Der Beginn des Goldrausches steht eindeutig im Zusammenhang mit den zunehmenden geopolitischen, geoökonomischen und finanziellen Spannungen, die sich nach dem Ausbruch des von den USA und der NATO provozierten Krieges in der Ukraine entwickelt haben.

Tatsächlich war eine der ersten Maßnahmen der USA und ihrer Verbündeten, die Dollarguthaben der russischen Zentralbank in Höhe von 300 Milliarden, die größtenteils im europäischen Bankensystem gehalten wurden, einzufrieren und weitere Finanzsanktionen zu verhängen.

Das Einfrieren der russischen Guthaben und die Aussicht, dass sie niemals zurückgegeben werden, da die USA sie zur Finanzierung des Krieges verwenden wollen, löste weltweit Schockwellen aus. Die anderen Länder wurden sich bewusst, dass sie von den gleichen Maßnahmen betroffen sein könnten, wenn sie den Weg der Vereinigten Staaten von Amerika kreuzten.

Wie die New York Times im Mai berichtete, „begannen viele Zentralbanken, darunter auch China, Gold zu kaufen, nachdem das US-Finanzministerium den seltenen Schritt unternommen hatte, Russlands Dollarbestände im Rahmen der gegen Moskau verhängten Sanktionen einzufrieren“.

Guan Tao, globaler Chefökonom des Logistikunternehmens BOC International, sagte der Times, die Sanktionen hätten das Vertrauen in das derzeitige internationale Währungssystem erschüttert und die Zentralbanken gezwungen, ihre Bestände zu diversifizieren.

Ein leitender Analyst der Handelsplattform XS äußerte in einem Kommentar im Guardian weit verbreitete Ansichten über den jüngsten Anstieg des Goldpreises. Der Anstieg des Goldpreises spiegele „die wachsende Unsicherheit und die Flucht der Anleger in sichere Häfen“ wider und „der Goldpreis konsolidiert seine Position, da wirtschaftliche, geopolitische und monetäre Faktoren den Anstieg antreiben“.

Es gibt auch Anzeichen dafür, dass wohlhabende Anleger, oft in so genannten Familienunternehmen, ihre Goldbestände aus Sorge um die Stabilität des Dollars als internationale Reservewährung aufgrund der steigenden US-Verschuldung aufgestockt haben.

Nach Angaben des World Gold Council (WGC) vom Juli sind die privaten Goldkäufe in den drei Monaten bis Juni auf 329 Tonnen gestiegen. Das war fast das Fünffache des Vorquartals und trieb die Goldnachfrage im Juni auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000.

Der Chef-Marktstratege des WGC, John Reade, sagte der FT, es gebe anekdotische Beweise dafür, dass wohlhabende Familienbüros zu den Hauptkäufern gehörten. Sie seien besorgt über die fiskalische Situation der US-Regierung.

„Ich hatte keine Erklärung dafür, warum der Goldpreis so hoch war“, sagte er. „Ich war auf der Suche nach dem fehlenden Käufer, und das könnten Leute gewesen sein, die wegen der erneuten oder zunehmenden Sorgen über die US-Staatsverschuldung gekauft haben.“

Diese Befürchtungen sind nicht unbegründet. Nach Angaben des unabhängigen Congressional Budget Office (CBO) ist die US-Staatsverschuldung auf einem „noch nie dagewesenen“ Niveau. Das Finanzministerium hat ebenso wie der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, davor gewarnt, dass die derzeitige Wachstumsrate „unhaltbar“ sei.

Zahlen und Fakten untermauern die Warnungen bezüglich der Höhe der US-Verschuldung. Der aktuelle Schuldenstand beträgt über 35 Billionen Dollar, und es wurde berechnet, dass er alle 100 Tage um 1 Billion ansteigt.

Ein wichtiger Faktor sind die steigenden Ausgaben für die US-Kriege. Ein weiterer sind steigende Zinskosten für bestehende Schulden. In den letzten zehn Jahren haben sich die Zinszahlungen für die US-Schulden mehr als verdoppelt. Das CBO berichtet, dass die Kosten für den Schuldendienst, die sich inzwischen auf 1 Billion Dollar belaufen, in diesem Jahr die Militärausgaben und die Ausgaben für Medicaid überstiegen haben. Im Durchschnitt werden in den USA mehr als 2 Milliarden Dollar pro Tag für Zinszahlungen ausgegeben.

Mittlerweile sind die USA gezwungen, sich Geld zu leihen, nur um die Zinsen für das bereits geliehene Geld zu bezahlen.

Dies wirft die existentielle Frage nach der Rolle des Dollars als Weltwährung auf. Dieser Status hat dem US-Imperialismus enorme Privilegien verschafft und es ihm ermöglicht, seine militärischen und innenpolitischen Ausgaben durch die Anhäufung von Schulden in einem Ausmaß zu finanzieren, wie es keinem anderen Land möglich ist.

Diesem Prozess sind jedoch objektive Grenzen gesetzt. Seit August 1971, als Präsident Nixon dem US-Dollar die Golddeckung entzog, funktioniert er international als Fiat-Währung, das heißt als eine Währung, die nicht durch einen realen Wert in Form von Gold gedeckt ist, sondern von der anhaltenden Finanzmacht des amerikanischen Staates abhängt.

Diese Macht hängt letztlich von der Wirtschaft ab. Die US-Wirtschaft ist jedoch durch und durch verschuldet und wird durch einen Finanzparasitismus ausgehöhlt, bei dem Profite zunehmend nicht mehr wie früher durch den Ausbau industrieller Kapazitäten, sondern durch komplexe und risikoreichere Geschäfte auf den Finanzmärkten generiert werden.

Der Anstieg des Goldpreises ist ein Zeichen dafür, dass die Periode, in der die Widersprüche des US-Kapitalismus und der Weltwirtschaft durch Schuldenwachstum übertüncht werden konnten, rasch zu Ende geht. Konkret bedeutet dies, dass sich gewaltige wirtschaftliche und finanzielle Erschütterungen anbahnen. Weltweit stehen Arbeiter vor der zentralen Aufgabe, mit dem Sozialismus eine höhere wirtschaftliche und politische Ordnung aufzubauen.

Loading