Zionistische Lobbygruppen und die deutsche Presse versuchen, pro-palästinensische Kunstausstellung zu zensieren

Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung

Eine koordinierte Kampagne ist im Gange, mit der zionistische Lobbygruppen und die deutsche Presse versuchen, die Ausstellung „Commune – Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt (The Paradox of Similarity in the Middle East Conflict)“, die seit Mitte November in Potsdam zu sehen ist, zu zensieren und/oder zu schließen.

Die Multimedia-Ausstellung des italienischen Künstlers Costantino Ciervo versucht, auf die historischen, anthropologischen und linguistischen Gemeinsamkeiten zwischen einfachen Juden und Palästinensern aufmerksam zu machen – vor dem Hintergrund des von der israelischen Regierung begangenen Völkermords, der von den USA, Deutschland und anderen führenden Staaten Europas und des Nahen Ostens unterstützt wird.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Potsdam, Evgueni Kutikow, und des Antisemitismusbeauftragten des Landes Brandenburg, Andreas Büttner, „schafft die Ausstellung problematische Gleichsetzungen durch ihre Grundidee der ‚Ähnlichkeit‘ oder des ‚Spiegelns‘ zwischen israelischen und palästinensischen Akteuren.“ Laut beiden Männern „verwischt die Ausstellung die Rollen von Täter und Opfer, relativiert den Terroranschlag vom 7. Oktober“ und stellt „legitime israelische Selbstverteidigung als Teil eines vermeintlich gegenseitigen Extremismus“ dar.

In einer gemeinsamen Erklärung gegenüber der Presse forderten Büttner und Kutikow, „dass die Verantwortlichen im Museum die notwendigen Konsequenzen ziehen und die Ausstellung entweder grundlegend überarbeiten oder einstellen“.

Der Aufruf zum Verbot der Ausstellung, versehen mit sensationsheischenden Überschriften wie „Ausstellung verharmlost angeblich Terrorismus“, wurde dann von vielen führenden deutschen Tageszeitungen und Magazinen wie Stern und Die Zeit aufgegriffen.

Es sei darauf hingewiesen, dass Andreas Büttner, früher Mitglied der CDU und später der FDP, derzeit Mitglied der Linkspartei ist. Während Büttner in der Partei verbleibt, schloss der Parteivorstand den pro-palästinensischen Aktivisten Ramsis Kilani aus.

Sogar die israelische Botschaft hat sich eingeschaltet und einen Blogbeitrag auf X veröffentlicht, in dem sie Ciervo vorwirft, „den Terror jener, die den demokratischen Staat Israel auslöschen wollen“, zu legitimieren.

Ich sprach mit Costantino Ciervo über die Kampagne zur Zensur seiner Ausstellung.

Costantino Ciervo

Steinberg: Andreas Büttner, der Brandenburger Antisemitismusbeauftragte, und Vertreter der Jüdischen Gemeinde werfen Ihrer Ausstellung vor, antisemitische Propaganda zu verbreiten. Wie reagieren Sie darauf?

Ciervo: Natürlich weise ich das zurück. Ein solcher Vorwurf hat Konsequenzen. Sie verlangen von der Museumsleitung, die Ausstellung zu schließen oder die Darstellung von Anne Frank, die mit einer Kufija (arabisches Tuch) gezeigt wird, zu entfernen. Das bin ich nicht bereit zu akzeptieren.

Sie argumentieren, die Ausstellung verletze die Gefühle jüdischer Menschen. Sie behaupten, die gezeigten Bilder setzten ‚Täter und Opfer‘ gleich, und die Terrororganisation Hamas – die Israel zerstören wolle – werde durch diese Bilder unterstützt.

Verschiedene Zeitungen, darunter nationale Medien und das bekannte Wochenmagazin Stern, haben darüber berichtet, indem sie eine dpa-Meldung übernommen haben und Büttners Position wiedergeben.

Eine der Zeitungen, die Büttners Forderung nach einem Verbot meiner Ausstellung veröffentlichte, war die Süddeutsche Zeitung. Wenige Tage später veröffentlichte dieselbe Zeitung einen Bericht des Max-Planck-Instituts für Demografie in Rostock, der feststellt, dass im Gazastreifen während des Krieges mehr als 100.000 Menschen getötet wurden.

Der Rostocker Bericht berücksichtigt nur Todesfälle durch direkte Gewalt und schließt alle Todesfälle durch einstürzende Gebäude, fehlendes Trinkwasser, Hunger und mangelnde medizinische Versorgung aus. Das bedeutet, dass die tatsächliche Zahl der Toten viel, viel höher ist. Der SZ-Bericht kommt zu dem Schluss, dass „Forscher Parallelen zu historischen Genoziden sehen“ – aber ich werde nun von derselben Zeitung angegriffen. Die Heuchelei der deutschen Medien in dieser Frage ist grenzenlos.

Wovor all diese Kräfte tatsächlich Angst haben, ist die Ausdruckskraft der gezeigten Bilder. Sie wissen sehr genau, dass die Bilder meiner Ausstellung keinen Antisemitismus beinhalten oder fördern.

Durch meine Bildsprache drücke ich die Vision aus, dass alle Menschen gleich sind – israelische Juden, Palästinenser und Araber – und dass alle das Recht haben, in Frieden und mit gleichen Bürgerrechten zusammenzuleben. Diese Vorstellung entwirft die Vision eines zukünftigen Staates, der weder ‚Palästina‘ noch ‚Israel‘ ist, sondern etwas, das ich in der Ausstellung ‚Paleä-Judea‘ nenne – ein Überwinden der falschen Zwei-Staaten-Formel, ein Überwinden der Gewalt in Form von ethnischer Säuberung und Genozid, den der Staat Israel meiner Ansicht nach an anderen Bevölkerungsgruppen begeht.

Steinberg: Ihre Bilder zeigen verschiedene Generationen – Frauen, Männer, kleine Kinder als Beispiele für friedliches Zusammenleben dieser beiden Bevölkerungsgruppen. Das einzige Bild, das Waffen zeigt, stellt amerikanische Soldaten dar. Warum?

Ciervo: Vom Inhalt her widersprechen meine Bilder eindeutig der Behauptung, sie seien antisemitisch.

In einer Reihe handgemalter Porträts habe ich bewusst unterschiedliche Figuren – junge Mädchen, ältere Mädchen und Frauen, junge Jungen und ältere Männer – nebeneinandergestellt, nicht gegeneinander!

Es sind Menschen, die sich sehr ähnlich sehen. Ich habe sogar Figuren verwendet, die wie Zwillinge aussehen. Damit mache ich eine zutiefst humanistische Aussage. Ihr einziger Unterschied ist ihre Kleidung, die auf religiösen oder ethnischen Hintergrund verweist. Die Assoziation, die ich hervorrufen will, ist nicht die der Zuordnung von ‚Tätern‘ oder ‚Opfern‘, sondern die von Brüderlichkeit. Es sind Menschen, deren ethnische Gruppen aufgrund ihrer sprachlichen und historischen Gemeinsamkeiten viel mehr verbindet als trennt.

Friedliches Zusammenleben in einer Konföderation, die auf sozialer Gleichheit basiert, und damit die Überwindung des Konflikts – das ist die Vision meiner Ausstellung.

Ich verstärke diese Vision von Brüderlichkeit, Gemeinsamkeit und geteilter Menschlichkeit durch ein Paradox: Hinter den Figuren stelle ich die geografische Verdrängung einer Bevölkerungsgruppe von 1917 bis heute dar, besonders seit der Gründung Israels 1948. Der Betrachter sieht, wie die palästinensische, arabisch-islamische Bevölkerung zunächst allmählich und dann rasch verschwindet.

Mit dieser Darstellung provoziere ich die Frage: Wie kann es sein, dass Menschen, die einander wie Geschwister ähneln, von einer anderen Gruppe vertrieben werden? Zu dieser sechsteiligen Serie habe ich zwei weitere Porträts hinzugefügt.

Ich zeige keinen israelischen Soldaten, der eine Drohne für den Krieg steuert, und auch keinen Angriff der Hamas. Stattdessen zeige ich einen Soldaten einer fremden Macht – in diesem Fall einen amerikanischen. Das bedeutet nicht, dass ich gegen gewöhnliche Amerikaner bin. Vielmehr betone ich, dass diese Konflikte ihren Ursprung in den geopolitischen Interessen imperialistischer Mächte haben.

Mit diesen Bildern möchte ich die Assoziation hervorrufen, dass der Konflikt zwischen Israelis und arabischen Palästinensern tief verwurzelt ist in dem Streben der Vereinigten Staaten nach Einfluss in einer Region, deren Umgebung reich an Öl und anderen Ressourcen ist.

Über 2.000 Jahre hinweg lebten arabische Palästinenser und Juden friedlich in dieser Region zusammen. Es waren die Interessen der amerikanischen Supermacht, die Gewalt und Chaos brachten – auf Kosten der dort lebenden Menschen.“

Steinberg: In letzter Zeit gab es viele weitere Fälle politischer Zensur in Deutschland gegen Künstler, Intellektuelle und Politiker, die sich dem Konsens der Bundestagsparteien entgegenstellen, die Massenmorde der israelischen Regierung in Gaza bedingungslos zu verteidigen.

Ciervo: Ich bin sicherlich nicht der Erste, der auf diese Weise zensiert wird. Es gibt viele Fälle – und nicht nur Künstler sind betroffen. Selbst wichtige Persönlichkeiten wie Francesca Albanese, die UN-Sonderberichterstatterin für die palästinensischen Gebiete, werden zensiert. Albanese wurde für ihre Arbeit sogar direkt von der US-Regierung bestraft. Ihre Bankkonten wurden gesperrt, sie ist in ihrer Reisefreiheit eingeschränkt, und es gibt viele weitere solcher Fälle.

Es ist Wahnsinn. Die deutsche Regierung versucht, sich ihrer historischen Rolle in der Shoah zu entledigen, indem sie Israel bedingungslos unterstützt – selbst wenn das bedeutet, eine Regierung ultrarechter Zionisten zu unterstützen, die einen Genozid begeht.

Was die Deutschen nicht verstehen, ist, dass die bedingungslose Unterstützung Israels und das, was den Palästinensern geschieht, Juden weltweit schadet. Die deutsche Regierung hat alles blockiert, auch auf europäischer Ebene, was die Bombardierung von Gaza und das Leid des palästinensischen Volkes hätte stoppen können. Das liefert den wirklichen Antisemiten – jenen, die Juden vertreiben oder töten wollen – mächtige Argumente gegen Juden.

Aber genau dem widerspreche ich mit meiner Ausstellung. Es ist notwendig, zwischen Zionisten und Juden zu unterscheiden. Rassismus und Antisemitismus müssen selbstverständlich bekämpft werden, aber ebenso der ultrarechte Zionismus.

Steinberg: Deutschlands Reaktion wird stark von seinen konkreten Interessen im Nahen Osten beeinflusst. Friedrich Merz kündigte kürzlich an, seine Regierung werde die Restriktionen für Rüstungsexporte nach Israel lockern. Wenige Tage später wurde bekannt, dass Deutschland sein größtes Waffenimportgeschäft aller Zeiten mit Israel abgeschlossen hat.

Ciervo: Ich stimme zu. Deutschland und die USA sind die Länder, die Israel am bedingungslosesten unterstützen. Doch wenn wir auf die vergangenen 30 bis 50 Jahre schauen, hatten alle europäischen Länder wirtschaftliche Interessen, die ihre Politik bestimmten. Die Situation hat sich jetzt verändert.

Ich komme aus Italien. Selbst während der Regierungen unter den früheren Präsidenten Giulio Mario Andreotti oder Aldo Moro bot Italien der PLO seine Unterstützung an. Damals lehnten sie Terrorismus als Methode zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts offen ab, sagten aber auch, sie verstünden, warum Palästinenser zum Terrorismus griffen. Deutschland hingegen bezog damals ausschließlich Position zugunsten des israelischen Staates und weigerte sich, die Palästinenser zu verstehen. Meiner Ansicht nach spielen psychologische Gründe – die Frage der historischen Schuld Deutschlands – eine Rolle, aber wirtschaftliche Interessen sind sicherlich ebenfalls ein wichtiger Faktor.

Steinberg: Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Auschwitz nicht nur ein Vernichtungslager war, sondern auch ein Arbeitslager, das zur Steigerung der Gewinne deutscher Industrie gegründet wurde.

Ciervo: Das stimmt. Der Nationalsozialismus entstand aus wirtschaftlichen Interessen, und die Nazis profitierten davon. In der NS-Zeit wurde der Kapitalismus nicht für den wirtschaftlichen Niedergang verantwortlich gemacht; stattdessen wurde die Schuld auf die Juden abgewälzt. Das erzeugte die extrem zerstörerische Ideologie des Nationalsozialismus, denn indem ein innerer Feind geschaffen wurde, war es ein einfaches Mittel, die Bevölkerung zu kontrollieren. Der Hauptgedanke meiner Ausstellung besteht darin, genau solchen Versuchen von Spaltung und Herrschaft entgegenzuwirken.

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Die konzertierte Kampagne, die Ausstellung in Potsdam zu schließen und jegliche Kritik an der anhaltenden Völkermordpolitik der israelischen Regierung gegen die Palästinenser zu unterbinden, muss bekämpft werden. Wir rufen unsere Leser dazu auf, Unterstützungsschreiben zugunsten der Ausstellung zu verfassen und diese via Email (info@fluxusplus.de) an das Museum zu senden. Mit Kopien an die Redaktion der WSWS (sgp@gleichheit.de).

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