Abu Ghraib in den Everglades

Bericht von Amnesty International schildert Folter und Misshandlungen in Internierungslagern für Immigranten in Florida

Das als „Alligator Alcatraz“ bekannte Konzentrationslager auf dem Gelände der Dade-Collier Training and Transition Facility in den Everglades bei Ochopee (Florida) [AP Photo/Rebecca Blackwell]

Amnesty International veröffentlichte am Donnerstag vergangener Woche einen Bericht mit dem Titel „Folter und Entführungen im Sunshine State“, in dem Folterungen durch die US-amerikanische Einwanderungs-Gestapo in Internierungslagern in Florida dokumentiert werden. Der Bericht enthält Interviews mit vier Immigranten, die entführt und in den Everglades, einem subtropischen Feuchtgebiet in Südflorida, in einem Lager festgehalten wurden, das Trump stolz als „Alligator-Alcatraz“ bezeichnet hat. Außerdem waren sie im Haft- und Aufnahmezentrum Krome in Miami interniert, einer Einrichtung der Einwanderungsbehörde ICE, in der über Jahrzehnte Misshandlungen und Übergriffe dokumentiert sind.

Die brisantesten Enthüllungen des Berichts sind Beschreibungen von Foltermethoden, die eine direkte Nachahmung der Kriegsverbrechen des US-Militärs und der Geheimdienste in Abu Ghraib im Irak und dem Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba Anfang der 2000er sind. In diesen Lagern wurden unter der Autorität des Pentagon und der CIA Insassen verprügelt, in Stresspositionen gezwungen, sowie durch die Blockade von Sinnesorganen, sexuelle Demütigung und das Einsperren in Kisten und Containern misshandelt. Jetzt wurden die gleichen Methoden von Unterdrückung und Terror in die USA importiert und gegen Immigranten angewandt.

Alle vier Männer, die von Amnesty International interviewt wurden, schilderten eine in „Alligator-Alcatraz“ angewandte Foltermethode, die „Box“ genannt wird. Sie beschrieben sie als eine winzige, etwa 60 x 60 cm große, käfigartige Kiste im Außenbereich des Lagers. Die darin eingesperrten Personen sind an Händen und Füßen an den Boden gefesselt, und werden dort stundenlang oder länger fast ohne Wasser und schutzlos der intensiven Sonne, der Schwüle, den Insekten und Wildtieren überlassen.

Einer der Befragten erklärte, Menschen wären schon „in der ,Box‘ gelandet, weil sie die Wächter um irgendetwas baten. Ich habe gesehen, wie einer für einen ganzen Tag da hineingesteckt wurde.“

Ein anderer erklärte, er habe gesehen, wie zwei Personen in die Box gesteckt wurden, weil sie versucht hatten, bei den Wächtern um seine Medikamente zu bitten: „Zwei Leute aus meiner Zelle riefen den Wächtern zu, dass ich meine Medikamente brauche. Darauf stürmten zehn Wächter in die Zelle und warfen sie zu Boden. Zur Strafe, dass sie mir helfen wollten, wurden sie in die ,Box‘ gesteckt. Jedes Mal, wenn jemand forderte, unsere Rechte zu respektieren, wurde er bestraft.“

Ein anderer bestätigte, dass die Wärter „in den Everglades es ,die Box‘ nennen. Es ist eine Box im Freien, der Sonne und der Schwüle des südlichen Floridas ausgesetzt, in die Moskitos eindringen können und die als Bestrafung benutzt wird.“ Noch ein anderer erklärte offen: „Das ist eine Kopie von Guantánamo. Die Bedingungen sind unmenschlich.“

Das Einsperren in kleine Kästen ist seit langem Bestandteil des Repertoires der Foltermethoden des US-Imperialismus. Abu Zubaydah, der 2002 von den USA festgenommen wurde und noch immer in Guantánamo sitzt, wurde im Rahmen des CIA-Folterprogramms über lange Zeit auf diese Weise eingesperrt.

Die gleichen Methoden, die zuvor gegen mutmaßliche „Terroristen“ angewandt wurden, kommen jetzt gegen Immigranten zum Einsatz und werden bald auch gegen Arbeiter und US-Bürger benutzt werden, die sich gegen die Angriffe auf ihren Lebensstandard und ihre demokratischen Rechte wehren.

Das Konzentrationslager in den Everglades wurde im Juli 2025 eröffnet und ist für die Unterbringung von etwa 3.000 Insassen ausgerichtet. Es ist das erste Konzentrationslager für Immigranten in den USA, das sich im Besitz eines einzelnen Bundesstaats befindet und von diesem verwaltet wird. Die Einrichtung liegt direkt in einem Hurrikan-Gebiet und wird außerhalb des nationalen Bundesrechts betrieben, obwohl das Heimatschutzministerium vor kurzem mehr als 600 Millionen Dollar zur Finanzierung und zum Betrieb der Einrichtung bewilligt hat.

Da das Lager von den Behörden des Bundesstaats Florida verwaltet wird, ist es nicht an die Datenbanken der Bundesregierung angebunden, auch nicht im Immigration and Customs Enforcement Locator, einer kostenlosen Online-Datenbank der Einwanderungsbehörde ICE. Daher gibt es bislang keine öffentlich zugänglichen Aufzeichnungen darüber, wer dort festgehalten wird oder wie viele Insassen das Lager hat. Anwälte berichten, sie könnten ihre Mandanten wochenlang nicht kontaktieren, was faktisch einer Isolationshaft gleichkommt und Bedingungen schafft, die die Definition von Verschleppung erfüllen.

Folglich gibt es keine Aufsicht der Bundesregierung über die Einrichtung, außerdem ist sie auch nicht in die Systeme und Datenbanken der ICE eingebunden. Das Fehlen von Registrierungs- oder Nachverfolgungsmechanismen für die Insassen von „Alligator Alcatraz“ erleichtert die Isolationshaft und erfüllt den Tatbestand des Verschwindenlassens, wenn der Familie der dort festgehaltenen Personen Informationen über den Aufenthaltsort verweigert werden und ihnen der Kontakt zu ihrem Anwalt verweigert wird.

Neben Folter beschrieben die Insassen auch unmenschliche und unhygienische Bedingungen. Toiletten laufen mit Fäkalien über, das in Bereiche ausläuft, in denen Menschen schlafen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist begrenzt oder gar nicht vorhanden. Nahrungsmittel und Wasser sind von schlechter Qualität. Überall sind Insekten. Es gibt keine Privatsphäre.

Amnesty International kommt zu dem Schluss, dass die Insassen von „Alligator Alcatraz“ in etwa 90 Quadratmeter großen Käfigen mit je 32 Personen festgehalten werden und dass in jedem Zelt acht dieser Käfige stehen. Ein Befragter erklärte: „Die Lichter sind wie in einem Stadion, sie brennen ständig, werden nie ausgeschaltet oder auch nur schwächer gedreht. Es ist sehr kalt, die Klimaanlage ist sehr stark. Es gibt viele Moskitos.“

Ein anderer beschrieb den Zustand der Toiletten: „Es gibt drei Toiletten in jedem Käfig. Es gibt keine Privatsphäre, über den Toiletten sind Kameras angebracht. Sie waren oft verstopft, und die Fäkalien liefen über. Ich sah eine große Schlange. Ein Freund wurde von einer Spinne gebissen, die Eier unter seine Haut abgelegt hat.“

Ein Mann berichtete, dass jemand während der Haft starb: „Ich habe viele Schreie gehört. Aber man kann unmöglich herausfinden, was der Person wirklich passiert ist, weil wir nicht im System der ICE registriert sind.“ Der Bundesstaat Florida ist zwar verpflichtet, Todesfälle und schwere medizinische Zwischenfälle zu dokumentieren, aber die Florida Division of Emergency Management stellte Amnesty International keine entsprechenden Unterlagen zur Verfügung.

In der Einrichtung Krome in Miami wurden ähnliche Bedingungen von Überfüllung und Grausamkeit vorgefunden. Die kommerziell betriebene Haft- und Aufnahmeeinrichtung ist seit Jahrzehnten in Betrieb, derzeit unter der Verwaltung der Akima Global Services LLC. Die vier Männer, die von Amnesty International befragt wurden, wurden alle aus dem Lager in den Everglades nach Krome verlegt. Alle vier erklärten, sie seien während des Transports stundenlang gefesselt gewesen.

In Krome sind Immigranten vielen der gleichen grausamen, unmenschlichen und entwürdigenden Behandlungen ausgesetzt. Ein Mann erklärte, dass er von einem Wächter in den Nacken geschlagen wurde und danach 24 Tage in Einzelhaft musste: „Ich erhielt neun Tage lang keinerlei medizinische Behandlung. Mir tat der Nacken so weh, dass ich ihn nicht bewegen konnte. Auch meine Rippen und ein Ohr schmerzten. Schließlich bekam ich nur eine Tablette. Ich durfte in 24 Tagen nur einmal nach draußen. Ich war praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.“

Ein anderer Mann beschrieb, wie er in einem überfüllten Zelt untergebracht wurde: „Wir sind hier 126 Personen. Es gibt nur drei Telefone, die wir für fünf Minuten pro Tag benutzen dürfen. Sie zählen uns mindestens zweimal am Tag ab. Dabei müssen wir auf den Pritschen sitzen. Die Zählung dauert mehr als eine Stunde, in der die Toiletten gesperrt sind.“

Ein anderer Inhaftierter erklärte: „Die Menschen stehen unter extremem Stress. Sie machen eine schwere Zeit durch und sind traurig und ängstlich. Die Wachen sind rassistisch und feindselig. Es ist fast so, als würden wir sie anwidern.“

Die Bedingungen in den beiden Einrichtungen sind bewusst grausam und tödlich. Im Haushaltsjahr 2025 (vom 1. Oktober 2024 bis zum 30. September 2025) sind mindestens 25 Gefangene im Gewahrsam der ICE gestorben – mehr als doppelt so viele wie die zwölf Todesfälle im Haushaltsjahr 2024. Von diesen 25 bestätigten Todesfällen ereigneten sich sechs im Bundesstaat Florida, vier davon in Krome. Die Toten heißen Ramesh Amechand, Genry Ruiz-Guillen, Maksym Chernyak und Isidro Pérez.

Die grauenhaften Zustände, die der Bericht von Amnesty International beschreibt, sind keine Verirrungen oder das Werk einer einzelnen Regierung. Die Folter, Verschleppungen und unmenschlichen Haftbedingungen in „Alligator Alcatraz“ und Krome sind Ausdruck einer von Demokraten wie Republikanern unterstützten, über Jahrzehnte ausgeweiteten Politik. Die Foltermethoden, die zuerst unter George W. Bush entwickelt und von Obama mit seinem berüchtigten Eingeständnis „Wir haben einige Leute gefoltert“ bestätigt wurden, werden jetzt auf amerikanischem Boden importiert und gegen Immigranten angewandt.

Dies wurde nur durch die verbrecherische Komplizenschaft der Demokraten möglich. Statt sich Trumps faschistischen Angriffen auf Immigranten entgegenzustellen, haben die Demokraten sie sogar gefördert. Sie haben gemeinsam mit den Republikanern den Laken Riley Act verabschiedet, der die Massenverhaftungen und Massenabschiebungen von Immigranten ausweitet. Wichtige Politiker der Demokraten wie Bernie Sanders haben Trumps Massenabschiebungen gelobt und seine Behauptungen wiederholt, Immigranten stellten eine Gefahr für die Nation und US-amerikanische Arbeiter dar.

Angesichts des wachsenden Widerstands gegen die Razzien gegen Immigranten müssen Arbeiter, Schüler und Studierende die Zustände in den Everglades und in Krome als Warnung verstehen: Der Imperialismus bringt seine bisher im Ausland angewandten Foltermethoden nach Hause, um sie gegen die Arbeiterklasse einzusetzen.

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