Die Vierte Internationale (Fourth International) ist die theoretische Zeitschrift des Internationalen Komitees der Vierten Internationale. Mit der vorliegenden Ausgabe wird sie nach über zehn Jahren Unterbrechung wieder regelmäßig alle drei Monate erscheinen – zum ersten Mal auch in Deutsch. Seit 1975 war die Workers Revolutionary Party ihrer Verantwortung für die Herausgabe der Zeitschrift praktisch nicht mehr nachgekommen. Es erschienen seither nur noch zwei Nummern, eine 1979, und die letzte 1982.
Das Schicksal der Zeitschrift Vierte Internationale war ein konzentrierter Ausdruck der politischen Degeneration der Workers Revolutionary Party und der Krise, die diese im Internationalen Komitee auslöste. Im Verlauf der letzten zehn Monate hat das Internationale Komitee nachgewiesen, dass der Zusammenbruch der WRP 1985-86 das Ergebnis einer nationalistischen und opportunistischen Degeneration der Healy-Banda Slaughter-Führung war, die sich über lange Zeit hinweg entwickelt hat. Seit den frühen siebziger Jahren wurde der Aufbau der Vierten Internationale als Weltpartei der Sozialistischen Revolution zunehmend den beschränkten praktischen Bedürfnissen der britischen Organisation untergeordnet, die ihre politische Autorität innerhalb des IKVI systematisch missbrauchte, um ihre nationalistischen Interessen zu verfolgen.
Obwohl die Vierte Internationale in den sechziger Jahren im Kampf gegen den pablistischen Revisionismus und bei der politischen Ausbildung der Kader des IKVI eine sehr wichtige Rolle gespielt hatte, verlor die WRP-Führung jegliches Interesse daran, sie weiterhin herauszugeben. Healy kam zu der Überzeugung, mit einem monatlichen „theoretischen Organ“ namens Labour Review sei den Interessen der WRP besser gedient.
Obwohl die WRP über weitaus bessere technische Möglichkeiten verfügte, beharrte sie 1979 darauf, dass von nun an die Workers League die Vierte Internationale drucken solle. Die Workers League erklärte sich damit einverstanden – obwohl sie auf Grund des reaktionären Voorhis-Gesetzes nicht direkt Mitglied des IKVI sein kann. Die WRP jedoch übernahm keinerlei Verantwortung für Herausgabe, Finanzierung und Vertrieb der Zeitschrift. Die Weigerung der WRP, die Herausgabe der Vierte Internationale in irgendeiner Hinsicht zu unterstützen, hing damit zusammen, dass Healy die programmatischen Grundlagen des IKVI verworfen hatte. Bevor die Vierte Internationale wieder erscheinen konnte, musste sich das Internationale Komitee von den chauvinistischen und opportunistischen Schurken in der Workers Revolutionary Party befreien, die im Verlauf der vorangegangenen zehn Jahre alle grundlegenden Prinzipien des Trotzkismus verraten hatten.
Im Jahre 1953 wurde das Internationale Komitee gegründet, um zu verhindern, dass die Vierte Internationale in den stalinistischen, sozialdemokratischen und bürgerlich-nationalistischen Organisationen aufgelöst wurde, die überall auf der Welt die Arbeiterklasse und die antiimperialistischen Kämpfe beherrschten. Dieser Kampf zur Verteidigung des Trotzkismus wurde vertieft, als sich das Internationale Komitee 1961-64 gegen die prinzipienlose Wiedervereinigung der amerikanischen Socialist Workers Party mit den pablistischen Revisionisten und gegen den historischen Verrat der LSSP in Sri Lanka wandte.
Aber seit Mitte der siebziger Jahre verwarf die WRP Schritt für Schritt sämtliche Lehren aus dem langjährigen Kampf gegen den Pablismus. Healy verhöhnte das politische Erbe des Trotzkismus und wurde ein zügelloser Opportunist.
Das erneute Erscheinen der Zeitschrift Vierte Internationale als echtes theoretisches Organ des IKVI ist das Ergebnis eines erfolgreichen Kampfes gegen sämtliche liquidatorischen Fraktionen, die aus dem Zusammenbruch und Zerfall der Workers Revolutionary Party hervorgegangen sind.
Die vorliegende erste Ausgabe enthält eine ausführliche Analyse, wie die Workers Revolutionary Party den Trotzkismus verraten hat. Sie entstand vom 18. Mai bis 9. Juni 1986 während des ersten Plenums des IKVI nach der Spaltung mit der WRP (Banda-Slaughter-Fraktion) im Februar 1986. Mit diesem Dokument hat das IKVI geleistet, was keine einzige der Fraktionen, die sich heute WRP nennen, auch nur versucht hat – eine objektive marxistische Analyse, auf welche historischen, politischen und theoretischen Ursprünge der Bruch der WRP mit dem Trotzkismus zurückgeht, wie er sich entwickelte und wohin er führte.
Das Internationale Komitee ist zuversichtlich, dass das vorliegende Dokument eine entscheidende Rolle dabei spielen wird, die Bedeutung des Zusammenbruchs der WRP bei den Revolutionären in allen Ländern zu klären. Es wird dazu beitragen, eine ganz neue Generation von Trotzkisten unter Arbeitern und Jugendlichen auszubilden, und als feste Grundlage für die Ausdehnung des IKVI als Weltpartei der Sozialistischen Revolution dienen.