Auf welcher Klassengrundlage diese Wendung beruhte, hatte sich schon angekündigt, als 1974/75 der Gewerkschaftskader der Partei in den Schlüsselindustrien zerstört wurde. Dadurch wurden die Voraussetzungen für das bedrohliche Anwachsen des Einflusses der Mittelklasse in der Parteiführung geschaffen, die vor allem durch Gestalten wie die Redgraves und Alex Mitchell vertreten war. Healy stützte sich zunehmend auf diese Kräfte und auf Dutzende von der Arbeiterklasse isolierter, entwurzelter Individuen, die im Zentrum arbeiteten. Diese soziale Schicht in der Partei wurde zum wichtigsten Übertragungsriemen fremder Klasseninteressen in die Workers Revolutionary Party. In dem „Kampf“, der 1975-79 gegen die Sozialdemokratie geführt worden war, zeigte sich die Ungeduld dieser kleinbürgerlichen Radikalen gegenüber der Arbeiterklasse, und ihre Unfähigkeit, einen systematischen Kampf gegen die Labour- und Gewerkschaftsbürokratie zu führen. Die Elemente unter den Journalisten, Schauspielerinnen und Schauspielern, die ohne jegliche Lehrzeit im Klassenkampf direkt von der Fleet Street oder dem West End in das Politische Komitee der WRP gekommen waren, eröffneten darüber hinaus einen Zugang zu materiellen Mitteln, wie sie die Partei noch nie gesehen hatte. Losgelöst vom täglichen Kampf der Mitgliedschaft in der Arbeiterklasse schafften sie riesige Summen heran. Auf diesem Wege erlangte die Führung im Zentrum eine Unabhängigkeit von den einfachen Mitgliedern, die die Grundlagen des demokratischen Zentralismus zerstörte.
Die Partei wurde aufgeteilt in „Oben“ – einen Klüngel erhabener Individuen um Healy – und „Unten“, wo sich Hunderte einfacher Mitglieder befanden, denen jeglicher Einfluss auf den Entscheidungsprozess verwehrt wurde, und die lediglich Befehle erhielten. Dadurch entstanden innerhalb der Partei eine ganze Reihe zerstörerischer politischer Beziehungen. Die Führung kümmerte sich immer weniger um die wirklichen Beziehungen zwischen der Partei und den Arbeitern. wie sie im Klassenkampf herrschten. Die Verbindung zwischen dem Zentrum und den WRP-Zellen nahm einen rein administrativen Charakter an, nicht unähnlich dem Verhältnis zwischen einer Zweigniederlassung und dem Hauptsitz eines Unternehmens. Healy selbst wurde zu einer abgehobenen, entfernten Gestalt; die meisten Mitglieder kannten ihn nicht einmal – und auch er kannte sie kaum. Er reiste zweifellos häufiger nach Beirut, Damaskus, Baghdad, Abu Dhabi und Tripolis, als nach Glasgow, Sheffield, Manchester und Cardiff.
Healys hochfliegende Diplomatie und sein plötzlicher Zugang zu riesigen materiellen Resourcen – was allem darauf zurückzuführen war, wie opportunistisch er Vanessa Redgrave als politische Visitenkarte der WRP im Nahen Osten benutzte – wirkten sich zersetzend auf die politische Linie und das Verhältnis der Partei zur Arbeiterklasse aus. Unabhängig von der ursprünglichen Zielsetzung wurde dies zum Bestandteil des Prozesses, der die WRP schließlich zum politischen Gefangenen feindlicher Klassenkräfte machte. Der „Erfolg“ ihrer Arbeit im Nahen Osten, dem von Anfang an jeder proletarische Bezug fehlte, führte dazu, dass die WRP genau dann, als eine Kurskorrektur am allerdringendsten war, immer weniger davon abhängig war, in der britischen und internationalen Arbeiterklasse Einfluss zu gewinnen. Die engen, vertrauensvollen Beziehungen, die die WRP in ihrem jahrzehntelangen Kampf für trotzkistische Prinzipien zu der britischen und internationalen Arbeiterklasse aufgebaut hatte, wurden immer mehr untergraben. Die Isolierung von der Arbeiterklasse wuchs in demselben Maße, wie diese Prinzipien aufgegeben wurden.
Ein aufschlussreiches Beispiel illustriert diesen Vorgang. In den Wahlen vom Mai 1979 konnte Labour Stimmengewinne verbuchen, weil die Arbeiter – trotz ihres Hasses gegen Callaghan – geschlossen als Klasse gegen die Tories gestimmt hatten. Thatchers Machtübernahme war das direkte Ergebnis eines scharfen Rechtsrucks in der Mittelklasse, genau der gesellschaftlichen Kraft, auf die sich die WRP-Führung seit 1975 in ihrem Kampf gegen die Sozialdemokratie gestützt hatte, als sie dazu aufrief, in Wahlen einen Volksentscheid über Labour zu treffen. Aber selbst als die WRP das Wahlergebnis meldete, brüstete sie sich noch: „Wir haben nicht dazu aufgerufen, Labour an die Macht zu bringen.“(News Line, 5. Mai 1979) Hier bejubelte die WRP auch noch, dass sie keinerlei politisches Gespür für die Arbeiterklasse besaß.
Weiter hieß es in diesem Artikel: „Unserer Meinung nach ist die wichtigste Lehre aus den vergangenen viereinhalb Jahren unter Labour und aus dem Wahldebakel, dass die Labour- und TUC-Spitzen der Arbeiterklasse keine Führung gegeben haben.“
Als die News Line-Redaktion diese Erklärung verfasste, merkte sie wahrscheinlich nicht, welch vernichtendes Urteil sie damit über die Rolle aussprach, die die WRP während der vergangenen vier Jahre gespielt hatte. Wenn die Arbeiterklasse keine Führung gehabt hatte, dann lag das daran, dass die WRP-Führung ihre revolutionäre Vorhut und ihre politisch bewusstesten Schichten irregeleitet hatte. Jetzt, wo sie ihr defätistisches Abenteuer vollendet hatten, drückten sich diese erschrockenen Opportunisten vor seinen Folgen.