Während die WRP noch im Dienste des GLC gegen die Gewerkschaften vorging, gab es Ärger an einer weiteren Front im Klassenkampf. Tausende unterdrückter, eingewanderter Arbeiter und Jugendlicher in London, Manchester und Liverpool gingen in einen Aufstand gegen die elenden Lebensbedingungen im Kapitalismus und gegen die Brutalität und den Rassismus der Polizei. Diese Rebellionen zeigten nicht nur den Hass der Jugendlichen gegen Thatcher, sondern auch ihre Verachtung für die sozialdemokratischen Amtsinhaber, die Ghetto- Wärter der Innenstadtbezirke. Diese Rebellionen waren kein Zufall, sondern Ausdruck der Enttäuschung angesichts des ständigen Verrats der Labour-Politiker: ihrer verlogenen Appelle, Geduld zu haben, ihrer Weigerung, die Jugendlichen gegen die Kräfte des kapitalistischen Staates zu mobilisieren, und ihrer Unfähigkeit, für bessere Lebensbedingungen zu sorgen.
Die Tatsache, dass Tausende von Jugendlichen in Brixton und Toxteth in der WRP nichts weiter als einen Verbündeten der Reformisten sahen, vertiefte ihre Verbitterung, und überzeugte sie, dass sie ihre Meinung nicht anders kundtun konnten als durch einen spontanen Aufstand. Dafür, dass diese Rebellionen weder Führung noch Programm hatten, ist weitgehend die WRP verantwortlich. Welche Alternative konnte die WRP im Sommer 1981 den rebellierenden Jugendlichen bieten, die gegen die Tories und ihre reformistischen Diener kämpfen wollten? Ihr Gerede über einen „Anti-Tory-Kampf“ unter Führung der linken Schwätzer konnten diese Jugendlichen, die diese hoffnungslosen Parlamentarier instinktiv verachteten, bestenfalls komisch finden. Die WRP konnte ihnen auch nicht vorschlagen, sich an die Arbeiterklasse zu wenden, denn sie hatte die Gewerkschaften gerade angewiesen, sich der Disziplin des GLC zu unterwerfen. Kurz, außer einer Sackgasse konnte die WRP den Jugendlichen nichts vorweisen.
Die politische Logik der Kapitulation der WRP-Führer vor den reformistischen Agenten des kapitalistischen Staates fand ihren widerwärtigsten Ausdruck in ihrer hysterischen Hetze gegen die Aufstände – die sie gewohnheitsmäßig als Krawalle bezeichneten –, und in ihrer Leugnung, dass diese explosiven Spannungen eine objektive Grundlage hatten. Die News Line behauptete, die Aufstände seien in Wirklichkeit staatliche Provokationen. Diese Formulierung erlaubte es den WRP-Führern, im Namen des „Anti-Tory-Kampfes“ die rebellierenden Jugendlichen zu verleumden und gleichzeitig zu vermeiden, die lokalen Labour-Regierungen in den betroffenen Bezirken politisch anzugreifen.
In einem Leitartikel der News Line vom 11. Juli 1981 meinte die WRP, dass die „von Labour regierten Stadtteile durch die Schäden der Krawalle und die enormen Kosten für die Polizeieinsätze noch tiefer in die Verschuldung getrieben werden.“ Warum begegnete die WRP diesem Problem nicht mit der Forderung, der GLC solle die Polizisten aus seinen Bezirken hinauswerfen?
Am 18. Juli 1981 veröffentlichte die News Line eine Erklärung des Politischen Komitees der WRP: „Die Krawalle: Provokation von Polizei und Armee?“ Darin versuchte sie nachzuweisen, dass die Rebellionen das Ergebnis einer von Spezialagenten des Staates angezettelten Verschwörung seien, die „England in blutige Auseinandersetzungen stürzen soll“. Sie behauptete, die „Krawalle“ seien inszeniert worden, um den Tories zu ermöglichen, „einen gewaltsamen Präventivschlag gegen die Arbeiterklasse zu führen und alle Feinde der Regierung zu terrorisieren und einzuschüchtern“.
Die WRP rief auf, „gegen Polizeiagenten und Provokateure der Armee außerordentlich auf der Hut zu sein“ und betonte, dass die Rebellionen „nicht einfach ein spontaner Ausbruch gegen die von den Tories geschaffene Arbeitslosigkeit und das soziale Elend waren. Im Gegenteil, jeder Vorfall wurde bewusst durch die Spezialeinheiten der Polizei hervorgerufen.“
Diese feigen Lumpen beschimpften große Teile der indischen und schwarzen Bevölkerung, Provokateure zu sein oder auf Provokateure hereinzufallen, und jammerten, dass „die Polizei keinerlei Versuch unternahm, das Zerschlagen von Fensterscheiben und die Plünderungen zu unterbinden.“
Als Sprachrohr des GLC stellte das Politische Komitee der WRP ärgerlich fest, dass in „allen Städten und Bezirken, wo es Krawalle gab, Labour an der Regierung ist“. Aber anstatt diese bedeutsame politische Erscheinung zu analysieren, sprachen die Healyisten den Reformisten ihr Beileid aus:
Die Schäden der Krawalle werden die laufenden Ausgaben enorm in die Höhe treiben, und das, wo Heseltine keinen Pfennig mehr herausrückt. Bald wird es soweit sein, dass die lokalen Behörden nicht mehr in der Lage sein werden, die Kosten für die Polizei zu tragen und die Reste der lebensnotwendigen Sozialleistungen zu verteidigen.
Die Erklärung schloss mit den Worten:
„Wir erklären erneut, dass wir vollkommen dagegen sind, wenn junge arbeitslose Menschen Polizeiprovokationen zum Opfer fallen und plündern und alles kaputtschlagen. Dies wird kein einziges ihrer Probleme lösen und sie nur zu Kandidaten für Whitelaws Konzentrationslager machen. Der wirkliche Kampf ist der Kampf gegen die Tories und für die sozialistische Revolution.“
Wer diese Resolution schrieb und für sie stimmte, hätte es verdient, nackt durch die Straßen von Brixton und Toxteth gejagt und angespuckt zu werden. Die reaktionären Scharlatane in Healys Politischem Büro konnten nicht zugeben, was sogar der Tory-Jurist Lord Scarman einige Monate später in dem Bericht seiner Kommission eingestehen musste: dass es objektive Gründe für die Jugendaufstände gab.
Im Dezember 1981, zwei Monate nach Veröffentlichung des Scarman-Berichts, nahm der Generalsekretär der WRP, Mike Banda, in einem langen, acht Seiten umfassenden Artikel in der News Line Stellung zu dessen Ergebnissen. Dieser Artikel war ein verspäteter Versuch, den Gestank zu vertreiben, mit dem die Partei während der Rebellionen die Luft verpestet hatte, und die Glaubwürdigkeit der WRP bei den Jugendlichen in Brixton und Toxteth wieder herzustellen. Vielleicht versuchte Banda auch, mit seinem eigenen Gewissen ins Reine zu kommen.
Bandas Analyse lief auf eine unbeabsichtigte, aber um so durchschlagendere Kritik der Position des Politischen Komitees der WRP hinaus. Banda widmete seinen Artikel den Jugendlichen, die während der Aufstände ihr Leben verloren hatten, und „der Hartnäckigkeit, der Einmütigkeit und dem Mut der Tausenden Jugendlichen und erwachsenen Arbeiter, die ihre Wohnungen und Stadtteile gegen den Polizeiterror und die Provokationen der Regierung verteidigten.“
Bandas Darstellung der Ereignisse widersprach auf der ganzen Linie dem, was die WRP im vorherigen Sommer gesagt hatte.
Banda war weit davon entfernt, die Jugendlichen als Provokateure zu bezeichnen, und feierte stattdessen ihren Kampf:
Ein volles Wochenende lang verteidigten sie die Straßen gegen Hunderte Polizisten aus allen Teilen der Umgebung. ...
Brixton brannte. Aber das Feuer richtete nicht nur Sachschaden an. Es zerstörte im Denken vieler Arbeiter den letzten Gedanken daran, dass ein friedliches Nebeneinander mit den Kräften der staatlichen Unterdrückung – mit der Polizei – möglich sei. Mit erschütternder Klarheit zeigte es den unversöhnlichen Hass von Millionen gegen die Tory-Regierung und das bankrotte kapitalistische System, das sie in drückende Armut und Not gestoßen hatte. (News Line, 5. Dezember 1981)
Bandas Dokument wurde nicht geschrieben, um Healy zu entlarven oder die Partei zu korrigieren. Jetzt, wo die Rebellionen sicher vorüber waren und Lord Scarmans Erkenntnisse den Straßenkämpfen des letzten Sommers eine gewisse Berechtigung verliehen hatten, wurde Banda beauftragt, den Ruf der WRP rein zu waschen. Aber eines stimmte: Brixton brannte, und das Feuer richtete nicht nur Sachschaden an. Es zerstörte die politische Glaubwürdigkeit der WRP-Führung in der Arbeiterjugend.