Teeplantagen-Streik, Sri Lanka:

Abbotsleigh-Arbeiter demonstrieren für Aktionskomitees und sozialistische Politik

Am Freitag, den 7. Dezember, demonstrierten etwa 50 Arbeiterinnen und Arbeiter von der Teeplantage Abbotsleigh, im zentralen Hochland Sri Lankas, bis in die Stadt Hatton hinein. Auf dem dreistündigen Marsch riefen sie ihre Kollegen in den anderen Teeplantagen dazu auf, unabhängige Aktionskomitees zu bilden und für sozialistische Politik zu kämpfen.

Die Demonstration war von großer politischer Bedeutung. Sie fand inmitten eines landesweiten Streiks auf den Teeplantagen statt. Seit dem 4. Dezember befinden sich über 100.000 srilankische Plantagenarbeiter im Streik für eine 100-prozentige Lohnerhöhung. Zu dieser Demonstration hatte das Aktionskomitee von Abbotsleigh Estate nach intensiven Diskussionen mit der Socialist Equality Party von Sri Lanka (SEP) aufgerufen.

Der Marsch der Teeplantagenarbeiter begann um elf Uhr vormittags nahe der Teefabrik von Abbotsleigh und erreichte um 14 Uhr die Aluthgala-Brücke bei Hatton. Zuvor waren sie bei Abbotsleigh, Marlborough, Strathdon und Dickoya durch mehrere Teeplantagen gezogen.

Die Teilnehmer riefen Parolen und trugen Schilder, auf denen sie einen Monatslohn von 40.000 Rupien (knapp 200 Euro) forderten und andere Arbeiter aufforderten: „Baut Aktionskomitees auf, die von den Gewerkschaften unabhängig sind!“, „Kämpft für ein internationales sozialistisches Programm!“, „Bildet eine Arbeiter- und Bauernregierung!“, „Sofortige Freilassung der Maruti-Suzuki-Arbeiter in Indien!“ und „Unterstützt den Kampf der General Motors-Arbeiter gegen Werksschließungen!“

Arbeiterinnen und Arbeiter, die den Marsch sahen, übernahmen zum Teil die Parolen. Außerdem wurden hunderte Exemplare des WSWS-Artikels „Sri Lankan plantation workers launch indefinite strike for 100 percent pay rise“ [„Srilankische Plantagenarbeiter beginnen unbefristeten Streik für 100-prozentige Lohnerhöhung“] verteilt.

Die Plantagenarbeiter gehören in Sri Lanka zu den am stärksten unterdrückten Arbeiterschichten. Seit Anfang Oktober kommt es täglich zu Protestkundgebungen, bei denen Arbeiter eine Verdopplung ihres Verdienstes fordern. Am selben Freitag hatten auch in Kotagala, Bogawantalwa, Yatiyantota, Deraniyagala und Kandy Arbeiter demonstriert.

Der unbefristete landesweite Streik befindet sich an einem kritischen Punkt. Die Plantagenbesitzer haben die Forderungen der Arbeiter abgelehnt, und die Gewerkschaften versuchen, sie zu spalten.

Zwei Tage zuvor hatte die Planters Association of Ceylon (PA), die den Streik unterdrücken will, die Forderungen erneut zurückgewiesen. Sie behauptet, wenn der Streik weitergehe, würden die Betreiber der Tee- und Kautschukplantagen täglich zwischen 240 und 250 Millionen Rupien (ca. 1,2 Millionen Euro) verlieren.

Der Plantagenverband will das heutige Tagelöhner-System durch eine Art „Umsatzbeteiligung“ ersetzen, was er als „tragfähige“ Lösung für die Branche bezeichnet. Nach diesem System erhalten die Arbeiter und ihre Familien ein Stück Land mit etwa tausend Teebüschen zugeteilt. Die Familie muss diese Pflanzen erhalten und abernten und erhält dafür einen Anteil des Ertrags, den das Landstück nach Abzug der Unkosten und Profite der Unternehmer noch abwerfen.

Dieses System ist zutiefst verhasst, weil es die Ausbeutung der Arbeiterfamilien verschärft. Es macht sie zu Naturalpächtern und geht damit einher, dass auch bescheidene Leistungen, z.B. eine Art Krankenkasse, die in früheren Kämpfen errungen wurde, wieder abgeschafft werden. Auf einigen Plantagen wurde das System bereits eingeführt, aber die Arbeiter dort fordern, dass es wieder abgeschafft wird. Sie verdienen nicht einmal genug zum Leben, obwohl meist die ganze Familie mitarbeitet.

Der Ceylon Workers Congress (CWC), die größte Plantagenarbeitergewerkschaft, hatte letzte Woche zum Streik aufgerufen, um ein Ventil für die siedende Wut der Arbeiter zu schaffen. Zuvor hatte die CWC-Führung mehrmals ergebnislos mit dem Plantagenverband PA und dem srilankischen Arbeitgeberverband Gespräche geführt.

Die rivalisierenden Gewerkschaften National Union of Workers (NUW), Democratic People's Front (DPF) und Up-country People's Front (UPF) haben ihre Mitglieder angewiesen, sich dem unbefristeten Streik fernzuhalten. Allerdings haben sich viele ihrer Mitglieder dieser spalterischen Anweisung widersetzt, so dass der Streik auf zahlreichen Plantagen befolgt wird.

Die srilankischen Plantagenarbeitergewerkschaften treten auch als politische Organisationen auf und betätigen sich als Betriebspolizei. In dem aktuellen erbitterten Streit um die Regierung nehmen sie Partei für verschiedene politische Fraktionen der herrschenden Klasse.

Der CWC-Vorsitzende Arumugam Thondaman unterstützt beispielsweise Mahinda Rajapaksa, welchen der Präsident Maithripala Sirisena zum Premierminister ernannte, nachdem er Ranil Wickremesinghe am 26. Oktober überraschend entlassen hatte. Die Vorsitzenden der NUW, der DPF und der UPF (P. Digambaram, Mano Ganeshan und P. Radhakrishnan) unterstützen Wickremesinghe. Sie haben sich in der letzten Regierung als Minister betätigt.

Zum Abschluss der Demonstration sprach Pani Wijesiriwardena vom Politischen Komitee der SEP zu den Arbeitern von Abbotsleigh Estate. Er erklärte, dass die SEP ihre Demonstration entschieden unterstütze, und sprach über die politischen Aufgaben, die nun vor ihnen stünden. Ins Tamilische übersetzt wurde seine Rede von M. Thevarajah, ebenfalls einem Führungsmitglied der SEP.

Wijesiriwardena betonte, dass die Entscheidung der Arbeiter, dem Druck der Unternehmen und Gewerkschaften zu trotzen, ein Aktionskomitee zu gründen und den Marsch zu organisieren, ein wichtiger Schritt vorwärts sei. Die SEP halte es für besonders wichtig, dass die Arbeiter das Aktionskomitee als neue Organisationsform gegründet hätten. „Die SEP ruft zur Bildung von Aktionskomitees auf, die von den Gewerkschaften unabhängig sind, weil die Gewerkschaften nicht die Interessen der Arbeiter vertreten“, sagte er.

Der Marsch habe sich nicht mit wirtschaftlichen Forderungen begnügt, fuhr Wijesiriwardena fort. „Die Parolen, die ihr gerufen habt, bringen die Interessen der Arbeiterklasse als Ganzes zum Ausdruck. Besonders wichtig an eurem Marsch war, dass ihr die Einheit der internationalen Arbeiterklasse und den Sozialismus ins Zentrum gestellt habt. Überall auf der Welt stehen Arbeiter vor der gleichen Situation, weil die Kapitalistenklasse ihnen die Last der wachsenden Wirtschaftskrise aufbürdet.“

Wijesiriwardena sprach über den Kampf der General Motors-Arbeiter in den USA und in Kanada, die vor Werksschließungen und Massenentlassungen stehen, und über die Arbeiter von Maruti Suzuki in Indien. Letztere kämpfen für die Freilassung ihrer Kollegen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden sind, weil sie es wagten, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Weiter sagte Wijesiriwardena: „Ein globales Netz aus Banken, transnationalen Konzernen und ihren Klienten in Ländern wie Sri Lanka beutet die internationale Arbeiterklasse aus. Die Gewerkschaften stehen auf der Seite dieser Kräfte und helfen ihnen, ihre Profite zu schützen.“

Er rief die Plantagenarbeiter auf, gemeinsam mit anderen srilankischen Arbeitern zu kämpfen. Er erklärte, dass sie es alle mit der gleichen Sparkpolitik zu tun hätten, den die Regierung auf Diktat des Internationalen Währungsfonds durchsetze. Er rief die Demonstranten auf, in ihrem Kampf für Aktionskomitees in allen Plantagen, Betrieben und Siedlungen nicht nachzulassen, um so die gemeinsame Stärke aller Arbeiter zu entfesseln.

Zum Abschluss sagte Wijesiriwardena: „Die Arbeiterklasse braucht eine internationale Strategie und Organisation, um den Kapitalismus zu bekämpfen. Die einzige Strategie für die Arbeiterklasse ist der internationale Sozialismus und der Kampf für eine Arbeiter- und Bauernregierung. Dafür brauchen die Arbeiter eine revolutionäre Partei, und das ist die SEP, die srilankische Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale.“

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