Regierungsvertreter der USA und der EU-Staaten unterstützen ukrainische Offensive auf russisches Gebiet

Regierungsvertreter der USA, Deutschlands und der EU haben am Donnerstag öffentlich die anhaltende ukrainische Bodenoffensive in der russischen Region Kursk unterstützt, in deren Verlauf die ukrainischen Truppen offenbar weitere Geländegewinne erzielen.

Zerstörtes Haus in der Stadt Sudzha (Region Kursk) nach Beschuss durch die ukrainische Seite, Foto vom amtierenden Gouverneur der Region Kursk, Alexej Smirnow, über Telegramm verbreitet, Dienstag, 6. August 2024 [AP Photo]

Am Dienstag haben bestens ausgebildete ukrainische Armee- und Spezialeinheiten eine Bodenoffensive nach Kursk nahe der ukrainischen Grenze begonnen, bei der sie amerikanische Stryker- und deutsche Marder-Panzerfahrzeuge benutzten.

Bisher haben die ukrainischen Streitkräfte im Rahmen der Offensive, an der mindestens 1.000 Mann und wahrscheinlich mehr beteiligt sind, 350 Quadratkilometer Territorium erobert. Es handelt sich zwar um die dritte ukrainische Offensive innerhalb Russlands seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022, allerdings kommen hier erstmals reguläre Einheiten der ukrainischen Armee zum Einsatz, und es ist die bei weitem größte bislang.

Am Donnerstag unterstützten US-Regierungsvertreter öffentlich den ukrainischen Angriff auf Kursk. Das widerspricht den früheren Behauptungen der USA, Angriffe auf russisches Staatsgebiet nicht zu unterstützen.

Die stellvertretende Pressesprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh, erklärte, der Angriff der Ukraine stehe „im Einklang mit unserer Politik“.

Singh behauptete, Kursk werde für Angriffe auf die Ukraine genutzt. Weiter erklärte sie, die USA hätten „die Ukraine von Anfang an dabei unterstützt, sich gegen Angriffe, die von der anderen Seite der Grenze kommen, zu verteidigen“.

Die Ukraine greife Russland an, „um sich vor Angriffen zu schützen“. Daher agiere Kiew „im Rahmen der Vorgaben der USA, in dem es unsere Waffen, unsere Systeme und Kapazitäten einsetzen darf“.

Auch der Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller, verteidigte die Offensive: „Ja, von dem Gebiet aus, jenseits der russischen Grenze, in dem sie derzeit operieren, haben wir Angriffe gesehen“.

Vorstoß der Ukraine in die Oblast Kursk im August 2024 [Photo by Ecrusized / CC BY 1.0]

Diese Aussagen wurden von einem Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums bekräftigt, der gegenüber der Financial Times erklärte, es sei das erklärte Ziel der Bundesregierung, die Ukraine im Kampf gegen den russischen Aggressor zu unterstützen.

Die Europäische Kommission ihrerseits erklärte am Donnerstag, die Ukraine habe „das Recht, sich selbst zu verteidigen“, und dies „schließt ein, den Feind auf seinem Territorium zu treffen“.

Ukrainische Streitkräfte wurden am Donnerstag bis zu 30 Kilometer hinter der russischen Grenze bei Operationen gesichtet. Wegen des Angriffs wurde der Ausnahmezustand verhängt und es wurden umfangreiche Evakuierungen angeordnet.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstag, es habe den Angriff zurückgeschlagen. Es gab bekannt, etwa 1.000 Soldaten seien an dem Angriff beteiligt gewesen, und das ukrainische Militär habe 600 Soldaten sowie 82 Fahrzeuge verloren. Weiter hieß es: „Es werden Luftangriffe auf die vorrückenden Reserven der ukrainischen Streitkräfte in der Region Sumy durchgeführt“.

Die Kämpfe gingen jedoch den ganzen Tag über weiter. Aufnahmen zeigen Kampfflugzeuge im Tiefflug und weit verbreitete Schäden in der gesamten Region.

Das Institute for the Study of War veröffentlichte am Mittwoch einen Bericht, laut dem ukrainische Truppen elf Siedlungen erobert haben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spielte am Donnerstag indirekt auf die Angriffe an und erklärte: „Je mehr Druck auf Russland ausgeübt wird – auf den Aggressor, der den Krieg in die Ukraine gebracht hat – desto näher rückt der Frieden. Gerechter Frieden durch gerechte Gewalt“.

Der Telegraph höhnte in einer Kolumne: „Die ukrainische Offensive in Kursk zeigt keine Anzeichen, an Schwung zu verlieren.“ Er erklärt:

Berichten zufolge haben ukrainische Truppen über Nacht die Kontrolle über Sudschna erlangt, die Randgebiete von Korenewo erreicht und sind nach Norden auf Malaja Loknja vorgestoßen. In weniger als 48 Stunden hat die Ukraine größere Geländegewinne erzielt als während der ganzen fehlgeschlagenen Gegenoffensive im Sommer 2023.

Es hieß weiter: „Da nun auch F-16-Kampfflugzeuge an der Front eintreffen, hat Putin reichlich Grund, sich Sorgen zu machen“.

Letzteres bezog sich auf den offiziellen Einsatz von Kampfflugzeugen des Typs F-16 aus amerikanischer Produktion an der Front, die seit dieser Woche Kampfeinsätze fliegen.

Die Washington Post berichtete: „Ukrainische Regierungsvertreter haben Washington gebeten, ihnen den Einsatz von US-amerikanischen ATACMS-Langstreckenraketen für Angriffe auf Flugplätze zu erlauben, von denen aus Russland Vergeltungsangriffe gegen den Vorstoß startet. Sollte dies bewilligt werden, könnte Kiew einen Teil von Kursk einige Zeit lang halten.“

Die Offensive erfolgt auf den Nato-Gipfel in Washington, der mit dem Plan endete, die Koordinierung der internationalen Militärlieferungen und Logistik der direkten Kontrolle der Nato zu unterstellen.

Im April hatte die Biden-Regierung begonnen, der Ukraine ATACMS-Langstreckenraketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern zu liefern, behauptete aber, sie würden nicht für Angriffe auf Ziele im Inneren Russlands benutzt.

Im Mai erklärte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan, die USA würden der Ukraine erlauben, mit den von den USA gelieferten Waffen „überall“ auf russischem Staatsgebiet anzugreifen.

Trotz der bedeutenden Offensive in Kursk steht die ukrainische Frontlinie in Donezk, dem Hauptkriegsschauplatz, kurz vor dem Zusammenbruch, da der Widerstand der Bevölkerung gegen den Krieg in der Ukraine wächst und es an Soldaten mangelt. Unter diesen Bedingungen heben die USA und die Nato die letzten Einschränkungen ihrer direkten Rolle in diesem Krieg auf.

Unabhängig von der allgemeinen militärischen Bedeutung der Offensive in Kursk besteht jetzt die Situation, dass deutsche und amerikanische Panzerfahrzeuge, gelenkt von ukrainischen Soldaten, über die russische Grenze fahren und für Angriffe auf Russland eingesetzt werden, was eine erhebliche und gefährliche Eskalation der Beteiligung der Nato an diesem Konflikt darstellt.

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