Israel hat am Montag einen massiven Angriff auf den Libanon gestartet. Bei mehr als tausend separaten Luftangriffen wurden insgesamt mehr als 500 Menschen getötet, darunter mindestens 35 Kinder, 58 Frauen und zwei Sanitäter.
Das Massensterben übertrifft bei weitem die Intensität der israelischen Invasion im Libanon im Jahr 2006. Damals waren während eines ganzen Monats 1.000 Menschen getötet wurden.
Die israelischen Bombardements folgten auf einen massiven Terroranschlag in der vergangenen Woche, bei dem Tausende von Pagern und anderen Kommunikationsgeräten im gesamten Libanon explodierten, 37 Menschen töteten und Tausende verletzten.
Der Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) Daniel Hagari rechtfertigte den Völkermord im Gazastreifen, dem offiziell bereits mehr als 41.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, mit den Worten: „Die Hisbollah benutzt die Zivilbevölkerung und zivile Wohnhäuser als menschliche Schutzschilde für ihre terroristischen Aktivitäten.“
Das israelische Massaker im Libanon führte zu Massenevakuierungen aus dem Südlibanon in die Hauptstadt Beirut. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief die Bevölkerung im Südlibanon zur Evakuierung auf und erklärte, dass sie später in ihre Häuser zurückkehren könnten.
Doch die wahren Pläne der Netanjahu-Regierung und ihrer imperialistischen Unterstützer wurden von Amichai Chikli, Israels Minister für Diaspora und die Bekämpfung des Antisemitismus, dargelegt: Er rief dazu auf, dass Israel einen Landraub im Südlibanon durchführt.
„Der Libanon, obwohl er eine Flagge und politische Institutionen hat, entspricht nicht der Definition eines Landes“, sagte Chikli. „Die von Sykes und Picot gezogenen Linien, die auf der Aufteilung von Einflussgebieten und Ressourcen zwischen Großbritannien und Frankreich beruhten, haben den Test der Zeit nicht überstanden.“
Der Vorsitzende der israelischen Partei der Nationalen Einheit, Benny Gantz, erklärte zum Ausmaß der laufenden Militäroperation: „Wir müssen nicht nur gegen die Hisbollah vorgehen, sondern auch gegen den souveränen Staat Libanon, der die Verantwortung für den von seinem Territorium ausgehenden Terrorismus trägt.“
Diese massive Eskalation wird in Echtzeit mit den Vereinigten Staaten koordiniert, die sie finanzieren, bewaffnen und politisch unterstützen.
In einer Pressekonferenz am Montag erklärte der Pentagon-Sprecher Pat Ryder, dass „Verteidigungsminister [Lloyd] Austin am Samstag- und Sonntagabend östlicher Zeit mit dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant gesprochen hat“.
„In beiden Gesprächen bekräftigte Außenminister Austin das Eintreten der Vereinigten Staaten für das Recht Israels auf Selbstverteidigung“, sagte Ryder. „Der Minister machte auch deutlich, dass die Vereinigten Staaten weiterhin in der Lage sind, die US-Streitkräfte und das Personal in der Region zu schützen.“
Ryder kündigte an, dass die Vereinigten Staaten zusätzliche US-Truppen in die Region entsenden würden. Derzeit sind rund 40.000 US-Soldaten im gesamten Nahen Osten im Einsatz, unter anderem im Irak und in Syrien. Der Flugzeugträger USS Abraham Lincoln ist derzeit in der Region im Einsatz, während die USS Harry S. Truman derzeit in das Gebiet unterwegs ist.
Die US-Regierung hat zwar öffentlich behauptet, dass sie eine Deeskalation der Spannungen und einen „Waffenstillstand“ anstrebt. Doch in Wirklichkeit finanziert, ermöglicht und fördert sie Israels Rolle sowohl beim Völkermord im Gazastreifen als auch bei den weiteren Angriffen im Nahen Osten.
Im Juli erhielt der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu stehende Ovationen von Demokratischen und Republikanischen Abgeordneten beider Häuser des US-Kongresses, gefolgt von getrennten Treffen mit US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. Nach ihrem Treffen mit Netanjahu erklärte Harris, die jetzige Präsidentschaftskandidatin der Demokraten: „Ich werde immer dafür Sorge tragen, dass Israel in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen, auch gegen den Iran und vom Iran unterstützte Milizen wie die Hamas und die Hisbollah“ – effektiv ist dies Grünes Licht für die Ausweitung des Krieges über den Gazastreifen hinaus.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Die US-Presse gibt zudem erste Hinweise auf das Ausmaß der israelischen Pläne. In einem am Montag veröffentlichten Artikel schrieb David Sanger, Chefkorrespondent der New York Times in Washington: „Netanjahu gibt sich nicht mehr damit zufrieden, die Macht der Hisbollah in regelmäßigen Abständen zurückzudrängen. Seiner Meinung nach hat der 7. Oktober alles verändert und es ist an der Zeit, das Problem ein für alle Mal zu lösen - sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon.“
Mit anderen Worten, Israel und seine imperialistischen Unterstützer nutzen die Anschläge vom 7. Oktober nicht nur, um ihre „Endlösung“ der palästinensischen Frage durchzusetzen. Sondern der ganze Nahe Osten soll unter imperialistischer Vorherrschaft völlig neu organisiert werden, indem Israel einen Krieg in der gesamten Region provoziert.
Der US-Imperialismus sieht diesen Krieg als eine Front in einem globalen Kampf, der sich gegen Russland und China richtet und darauf abzielt, die Hegemonie der USA auf dem gesamten Globus zu sichern.
Nur wenige Tage nach dem Massaker im Libanon wird Netanjahu vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York City sprechen, die von den imperialistischen Mächten in einen Kriegsgipfel verwandelt wird.
Im Vorfeld des Gipfels hat eine Gruppe von UN-Vertretern eine Erklärung abgegeben, in der sie die Katastrophe verurteilen, die durch israelische Belagerung und Bombardierung des Gazastreifens verursacht wurde. Es heißt darin:
Mehr als 41.000 Palästinenser im Gazastreifen - die meisten von ihnen Zivilisten, darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen und manchmal ganze Familien - wurden Berichten zufolge getötet, und mehr als 95.500 wurden verletzt, so das Gesundheitsministerium in Gaza. ... Mehr als 2 Millionen Palästinenser haben keinen Schutz, keine Nahrungsmittel, kein Wasser, keine sanitären Einrichtungen, keine Unterkunft, keine Gesundheitsversorgung, keine Bildung, keinen Strom und keinen Brennstoff - also alles, was sie zum Überleben brauchen. Immer wieder werden Familien gewaltsam vertrieben, von einem unsicheren Ort zum nächsten, ohne Ausweg.
Mit der Ausweitung des Krieges auf den Libanon droht nicht nur den Menschen in Gaza, sondern weiten Teilen der Bevölkerung des Nahen Ostens ein ähnlich katastrophales Schicksal.