Julian Assange heiratet Stella Moris im Londoner Belmarsh-Gefängnis

Der WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat am Mittwoch, den 23. März, seine Verlobte Stella Moris geheiratet.

Die Zeremonie fand im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh statt, wo Assange seit drei Jahren inhaftiert ist. Er kämpft gegen seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten wegen Spionagevorwürfen, auf die eine lebenslange Haftstrafe steht. Sein angebliches „Verbrechen“ besteht ausschließlich darin, dass er die Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen der US-Regierung und ihrer Verbündeten aufgedeckt hat.

Schon am frühen Nachmittag versammelten sich die Freunde und Assange-Verteidiger vor dem Gefängniseingang. Stella Moris kam kurz nach 16 Uhr aus dem Gefängnis, wo die Zeremonie stattgefunden hatte. An ihrer Seite waren ihre beiden Söhne Max (3) und Gabriel (4), ihre Mutter, ihr Schwiegervater John Shipton und ihr Schwager Gabriel Shipton.

Als Moris in ihrem Hochzeitskleid und Schleier, mit Blumenstrauß im Arm, heraustrat, war sie mit einer Polizeikette konfrontiert. Es war erschreckend zu sehen, wie die Polizisten versuchten, die versammelten Unterstützer und Journalisten abzudrängen, während die Kameras klickten.

Die Braut gesellte sich zu den Gratulanten und hielt inne, um eine mehrstöckige Hochzeitstorte anzuschneiden. Die treuen Aktivisten des Komitees zur Verteidigung von Julian Assange hatten sie beigesteuert. Nach ihrem sicher schmerzlichen Abschied – das Gefängnis hatte für die Zeremonie nicht mehr als zwei Stunden bewilligt – hielt Moris eine kurze, aber herzliche Rede, die ihren Mut und ihre Würde in dieser schwierigen Situation unter Beweis stellte.

„Ich danke Ihnen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sehr glücklich und ich bin sehr traurig. Ich liebe Julian von ganzem Herzen, und ich wünschte, er wäre hier. Was wir durchmachen, ist grausam, unmenschlich. Die Liebe, die wir füreinander empfinden, trägt uns durch diese Situation und alles, was noch kommen wird. Er ist der erstaunlichste Mensch der Welt, er ist wunderbar. Er müsste wirklich frei sein.“

Die Zeremonie war ein Akt der Standhaftigkeit. Am Vortag hatte Moris dem Guardian gesagt: „Das ist eine Liebeserklärung und ein Akt des Durchhaltens, den Gefängnismauern und der politischen Verfolgung zum Trotz, der willkürlichen Inhaftierung zum Trotz, dem Leid und den Schikanen zum Trotz, die Julian und unserer Familie zugefügt werden.“

Durch ihre Hochzeit in aller Öffentlichkeit, so Moris, wehrten sie sich gegen den Versuch des britischen Staates, Assange um jeden Preis aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden zu lassen.

Die Behörden setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um Assange von der Bevölkerung zu isolieren, deren Sympathie WikiLeaks durch seine schonungslosen Enthüllungen von Regierungsverbrechen gewonnen hatte. Die letzten Monaten seines Asyls im Jahr 2019 verbrachte Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London praktisch in Isolationshaft. Daraufhin wurde er nach Belmarsh verschleppt, und sogar an seinen eigenen Gerichtsverhandlungen durfte er nur sporadisch teilnehmen. Mehrere Anträge auf Freilassung gegen Kaution, selbst unter den strengen Bedingungen des Hausarrests, wurden abgelehnt.

Letztes Jahr versuchten die Gefängnisbehörden, die Hochzeit zu verhindern. Nach ersten Anfragen des Paares wurde am 7. Oktober 2021 ein offizieller Antrag auf eine Hochzeit an Belmarsh gestellt, und ein paar Tage später baten Assanges Anwälte um die Erlaubnis, dass Moris und ein Standesbeamter ins Gefängnis kommen könnten, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Wochenlang gab es keine Antwort. Die Gefängnisdirektorin Jenny Louis schrieb schließlich, dass die Anfrage an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden sei, die in diesem Fall die US-Regierung vertritt.

Moris kommentierte dies mit den Worten: „Es ist abscheulich, dass ausgerechnet die Behörde, die das Land vertritt, das Julian zu töten beabsichtigt, das ihn psychologisch foltert und verfolgt, darüber entscheiden soll, ob wir heiraten können.“

Assange und Moris mussten schließlich mit einer Klage gegen Louis und Justizminister Dominic Raab drohen, weil diese ihre Menschenrechte verletzten, indem sie „ein totales und unüberwindliches Hindernis nicht nur für die Eheschließung, sondern sogar für den Beginn des gesetzlichen Verfahrens zur Eheschließung“ aufgestellt hätten. Kurz vor Ablauf der Frist für die Klage wurde dem Paar die Erlaubnis erteilt.

Der Zeremonie wurde widerwillig zugestimmt und sie wurde streng kontrolliert. Nur sechs Personen durften an der Veranstaltung teilnehmen. Moris hatte im Guardian erklärt: „Hinter den Kulissen haben wir einen Streit mit dem Justizministerium und den Gefängnisbehörden ausgefochten. Sie haben von uns vorgeschlagene Teilnehmer abgelehnt, weil sie Journalisten sind, und sie haben einen von uns vorgeschlagenen Fotografen abgelehnt, weil er auch als Pressefotograf arbeitet. Dabei hätten sie alle in privater Funktion teilgenommen.“

Die Gefängnisbehörde behauptete, diese Personen hätten ein „Sicherheitsrisiko“ dargestellt. Moris wandte dagegen ein: „Belmarsh lässt das Fotografieren sonst regelmäßig zu. Als ITV im Gefängnis filmte, durften Tommy Robinson [der britische Faschistenführer] und andere verurteilte Gefangene vor der Kamera Interviews geben.“

Einer der abgewiesenen Teilnehmer war der schottische Journalist und ehemalige britische Botschafter Craig Murray. Er nahm an der Veranstaltung vor den Gefängnismauern teil.

Craig Murray (WSWS Media)

Im Gespräch mit Reportern sagte Murray über seinen Ausschluss in letzter Minute: „Es ist Teil der andauernden mentalen Folter, dass sie selbst an diesem glücklichsten Tag Gäste im letzten Moment von der Gästeliste streichen, nur um ihn zu schikanieren. Sie versuchen einfach, ihm die Dinge so unangenehm wie möglich zu machen.“

Er beschrieb Assanges Heirat mit Moris als „einen echten Triumph der Hoffnung und der Liebe unter extremen Umständen. Dieser Mann ist mit der Aussicht konfrontiert, dass er niemals mit seiner Frau und seiner Familie zusammenleben kann (…)

Ich glaube, dies ist ein echter Sieg für Julian. Er musste kämpfen, um diese Hochzeit durchzusetzen, obwohl er ganz klar das Recht dazu hat.“

Den Fakt, dass ein Pressefotograf von Assanges Gästeliste gestrichen wurde, obwohl er erklärtermaßen in privater Funktion teilgenommen hätte, kommentierte Murray mit den Worten: „Die gesamte Hochzeit wird natürlich in jeder einzelnen Sekunde und wahrscheinlich aus mehreren verschiedenen Blickwinkeln heimlich fotografiert und überwacht, und zwar von der staatlichen Sicherheit, nicht von einem Hochzeitsfotografen.“

Auf die Frage, warum die Behörden so ängstlich seien und nicht einmal ein Foto von Assange an seinem Hochzeitstag zuließen, antwortete Murray: „Sie wollen nicht, dass er irgendeine Art von sympathischer Medienberichterstattung erhält. Deshalb haben sie Angst vor einem Hochzeitsfoto und davor, dass ich einen Bericht darüber schreibe, wie es war, dort zu sein.“

Weniger als zwei Wochen vor der Hochzeit hatte der Supreme Court des Vereinigten Königreichs die Berufung von Assanges Anwälten gegen eine frühere Entscheidung des High Court abgelehnt, die seine Auslieferung an die USA angeordnet hatte. Assange hat das Recht, weitere Rechtsmittel einzulegen, aber es gibt keine Garantie dafür, dass die zuständigen Gerichte sie zulassen werden. Wenn sie sich weigern, könnte seine Auslieferung innerhalb weniger Monate erfolgen.

Angesichts dieser gnadenlosen Kampagne beweisen Assange und seine Familie weiterhin großen Mut. Ihre Tapferkeit verschafft seinen Unterstützern die Gelegenheit, die Kampagne für seine Freiheit auszuweiten.

Diese Kampagne ist jetzt von größter Bedeutung; sie muss die breiteste Unterstützung finden. Dies kann nicht durch Appelle an die bürgerlichen Medien erreicht werden, denn diese sind selbst entscheidend für die Isolierung des WikiLeaks-Gründers verantwortlich. Sie haben ihn verleumdet und versucht, ihn totzuschweigen. Auch der Weg über die Gewerkschaften und den „linken“ Flügel der Labour Party ist eine Sackgasse. Von ihnen war niemand am Mittwoch anwesend. Sie vertreten jedenfalls keine wichtigen Kräfte außerhalb einer dünnen Schicht der Mittelklasse und der Gewerkschaftsbürokratie.

Die Kampagne für Assanges Freilassung kann nur Erfolg haben, wenn sie sich an die internationale Arbeiterklasse wendet, denn diese erhebt mehr und mehr ihre Stimme im Kampf gegen ihre jeweiligen Regierungen. Sie kämpft gegen die Zerstörung ihres Lebensstandards, gegen die Sozialkürzungen, gegen Diktatur und die wachsende Kriegsgefahr. Nur in Verbindung mit einer Massenbewegung von Arbeitern und Unterdrückten, die weltweit gegen Diktatur und Imperialismus kämpfen, kann Julian Assange befreit werden, und können seine Peiniger zur Verantwortung gezogen werden.

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