Tausende erweisen sri-lankischem Trotzkisten Wije Dias bei seiner Beerdigung die letzte Ehre

Am Samstag versammelten sich fast tausend Familienmitglieder, Genossen und Unterstützer aus allen Teilen des Landes auf dem Borella-Friedhof in Colombo, um dem verstorbenen Genossen Wije Dias – dem Vorsitzenden der Socialist Equality Party (SEP), der srilankischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI) – die letzte Ehre zu erweisen.

Sargträger mit dem Sarg von Genosse Wije Dias (WSWS)

Der Sarg mit Wijes Leichnam wurde zum Friedhof in einer feierlichen Prozession von 500 Menschen gebracht, unter ihnen SEP-Mitglieder und Sympathisanten der Partei, welche die zwei Kilometer vom Beerdigungsinstitut zu Fuß zurücklegten. Während des gesamten Zugs wurde die Internationale gespielt.

Wije Dias starb am Morgen des 27. Juli, nur einen Monat vor seinem 81. Geburtstag, an einem schweren Herzinfarkt. Seine sterblichen Überreste wurden ab Donnerstagmorgen im Jayaratne Respect Home in Borella (Colombo) aufbewahrt, wo man ihm die letzte Ehre erweisen konnte.

Er war eines der Gründungsmitglieder der Revolutionary Communist League (RCL), der Vorgängerorganisation der SEP. Nach dem viel zu frühen Tod des ersten Generalsekretärs Keerthi Balasuriya im Dezember 1987 übernahm Wije die Position des Generalsekretärs bis zum letzten Mai, als er in die neue Position des Parteivorsitzenden gewählt wurde.

Innerhalb von drei Tagen erwiesen ihm fast 2.000 Menschen aus allen Teilen der Insel die letzte Ehre, darunter Mitglieder und Unterstützer der SEP, Familienmitglieder, Künstler, Intellektuelle, Arbeiter und Studenten. Gruppen aus dem Norden und Süden und den Plantagendistrikten im Zentrum des Landes reisten trotz schwerer Verkehrsbehinderungen in Folge von akutem Treibstoffmangel zu der Beerdigung.

Bei der Begräbnisprozession (WSWS)

Über den Tod von Genossen Wije und seine Beisetzung berichteten mehrere private und staatliche Fernsehsender zur Hauptsendezeit mit Fotos und kurzen Kommentaren über Wijes politische Rolle. Auch die großen Zeitungen in singhalesischer, tamilischer und englischer Sprache veröffentlichten ausführliche Berichte, in denen Dias als unnachgiebiger Kämpfer geschildert wurde, der sein ganzes Erwachsenenleben dem Trotzkismus gewidmet hatte. Darin wurden auch die SEP und ihre Beziehung zum IKVI erwähnt.

Der Daily Mirror, eine weit verbreitete englischsprachige Zeitung, titelte: „Der legendäre Trotzkist Wije Dias ist verstorben.“ Der Sri Lanka Mirror erklärte: „Trotzkistische Ikone Sri Lankas verstorben.“

Der Trauerzug wurde von rot gekleideten Parteimitgliedern angeführt und erregte die Aufmerksamkeit vieler Passanten. Ein Banner an der Spitze der Prozession zeigte sein Foto mit dem Schriftzug: „Unsere revolutionäre Ehrerbietung für Genossen Wije Dias, Vorsitzender der SEP, der sri-lankischen Sektion des IKVI.“ Mitglieder der Aktionskomitees des Gesundheits- und Bildungswesens und der Plantagen trugen Banner mit Beileidsbekundungen.

Die gesamte Trauerveranstaltung wurde auf der Facebookseite der SEP live übertragen, unter Beteiligung von fast 1.000 Zuschauern aus den USA, Europa, Australien, Indien, dem Nahen Osten und andernorts. Bisher haben mehr als 3.000 Menschen das Video gesehen, fast 450 haben es geteilt. Viele, darunter Mitglieder der Schwesterparteien der SEP, verfassten im Kommentarbereich Beileidsbekundungen und revolutionäre Grüße.

K. Ratnayake, ein langjähriges SEP-Mitglied, nationaler WSWS-Redakteur für Sri Lanka und sehr enger Genosse von Dias, führte den Vorsitz bei dem Treffen. In seiner Eröffnungsrede sprach er über die Gründung der RCL im Jahr 1968 nach dem Verrat der Lanka Sama Samaja Party (LSSP) an den Prinzipien des sozialistischen Internationalismus, als sie 1964 der bürgerlichen Koalitionsregierung von Premierministerin Sirima Bandaranaike beigetreten war.

„Rückblickend war die Periode um 1968 politisch keine einfache Zeit. Die Welle von bankrotten, reaktionären Koalitionen – des Sozialismus auf parlamentarischem Weg – breitete sich aus. Damals waren Maoismus, Castroismus, Guevarismus und der bewaffnete Kampf politisch weltweit in Mode. Der Marxismus und die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse wurden abgelehnt. Diese Ideologien fanden auch in Sri Lanka ihren Widerhall. Keerthi, Wije und andere Genossen gründeten 1968 die RCL, wiesen dabei diese antimarxistischen Theorien zurück und stellten die Partei auf das Fundament des Trotzkismus, der Fortführung des Marxismus, der nur vom Internationalen Komitee verteidigt wurde.“

Ratnayake erklärte, Wije Dias’ Tod sei ein großer Verlust für die sri-lankische Sektion sowie das IKVI, und fügte hinzu: „Doch wir versprechen, ihn zu ehren, indem wir unerbittlich für die trotzkistische Perspektive kämpfen, der er sein ganzes Leben gewidmet hat.“ Er erklärte, Wije habe die Kämpfe der Arbeiter, Jugendlichen und Unterdrückten in Sri Lanka in den letzten drei Monaten sehr optimistisch gesehen und sei bis zur letzten Minute seines Lebens entschlossen gewesen, die SEP inmitten dieser Entwicklungen politisch zu bewaffnen und zu führen.

K. Ratnayake, nationaler WSWS-Redakteur für Sri Lanka (WSWS)

Der Vorsitzende der amerikanischen SEP und der Internationalen Redaktion der WSWS, David North, sprach per Internet-Schaltung auf der Veranstaltung. Zu Beginn äußerte er sein Bedauern, nicht selbst in Colombo zu Wijes Beerdigung anwesend sein zu können. Die Teilnehmer der Trauerveranstaltung, erklärte er, „sind sich bewusst, dass sie einem historischen Ereignis beiwohnen. Es besteht kein Zweifel, dass Wije Dias im Kampf für den Aufbau der trotzkistischen Bewegung sechzig Jahre lang eine monumentale Rolle gespielt hat. “

North erklärte, Wije und ein herausragender Kader junger Trotzkisten unter Führung von Keerthi Balasuriya hätten bei der Gründung der RCL „gegen den Strom schwimmen“ müssen. „Aber Wije, Keerthi, Ratnayake und ihre Genossen taten dies mit einem unerschütterlichem Vertrauen in die Kraft der historischen Wahrheit, in die Richtigkeit der Perspektive und des Programms der Vierten Internationale und in die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse in Sri Lanka und auf der ganzen Welt.“

Der vollständige Text von David Norths Würdigung kann hier aufgerufen werden.

Vilani Periris vom Politischen Komitee der SEP beschrieb die entscheidende Rolle, die Dias bei der Gründung der RCL gespielt hatte. Sie erklärte, Dias habe sich gemeinsam mit Keerthi Balasuriya in brillanter Weise auf die politische Führung und die entscheidende Intervention des IKVI gestützt. Dieses hatte erklärt, dass die Ursache des großen Verrats der LSSP nicht auf nationaler Ebene zu finden sei, sondern auf internationaler Ebene im pablistischen Revisionismus.

Der stellvertretende Sekretär der SEP Saman Gunadasa erklärte, Genosse Wije habe mit großem Enthusiasmus daran gearbeitet, die Partei auf den Klassenkampf vorzubereiten, der sich derzeit in Sri Lanka entwickelt. Er würdigte Wijes unermüdlichen Einsatz in seinen letzten Tagen – seine aktive Beteiligung am dritten nationalen Parteitag der SEP in Sri Lanka und seine enge Zusammenarbeit mit dem IKVI bei der Erarbeitung der entscheidenden jüngsten Erklärung der SEP mit dem Titel „Für einen demokratischen und sozialistischen Kongress der Arbeiter und ländlichen Massen in Sri Lanka!“ Zum Schluss seiner Rede erklärte Saman, die Partei werde den Kampf für die Vierte Internationale fortführen, wie es Wije getan habe und es sich gewünscht hätte.

M. Thevarajah vom Politischen Komitee der SEP erklärte auf Tamilisch: „Ich habe Wije 1976 in Jaffna getroffen, nur zwei Monate nach meinem Eintritt in die Partei. Er kam, um theoretischen Unterricht zu Lenins Buch Was tun? zu halten. Er betonte, die Arbeiterklasse sei die einzige revolutionäre Klasse und das sozialistische Bewusstsein könne nur von einer revolutionären Partei kommen. Er betonte die Rolle der marxistischen Partei beim Sieg der sozialistischen Revolution. Nach 45 Jahren sehen wir, wie sehr sich das bestätigt hat...

M. Thevarajah

Entgegen der zahlreichen nationalistischen Tendenzen hat Genosse Wije gemeinsam mit den entschlossenen jungen Genossen der RCL unter der Führung Keerthis entschieden für die internationalistische Politik gekämpft, auf der Grundlage des Verständnisses, dass die Arbeiterklasse die internationale revolutionäre Klasse ist. Wir sollten aus dem Leben von Genosse Wije lernen und uns der Aufgabe widmen, die Arbeiterklasse an die Macht zu bringen.“

Wijes zwölfjährige Enkelin Janarthi sprach im Namen seiner Familie bei der Veranstaltung. Sie erklärte, ihr Großvater sei ein erstaunlicher Mensch gewesen, dem sie sehr wichtig war. Das, was alle anderen über ihn gesagt haben, hat sie dazu inspiriert, so entschlossen zu sein, wie er es war: „Trotz seines Kampfs für eine Revolution der Arbeiter hatte er immer noch Zeit für seine Familie und mich.“ Im Namen der Familie bedankte sie sich bei den Teilnehmern der Veranstaltung.

Kapila Fernando vom Politischen Komitee der SEP und Sprecher der International Youth and Students for Social Equality erklärte: „Es sollte vor allem erwähnt werden, dass alle Genossen in der Jugendbewegung von Genossen Wije bei der Organisation öffentlicher Veranstaltungen und dem Verfassen von Artikeln für die WSWS über die Angriffe auf das öffentliche Bildungswesen, Jugendarbeitslosigkeit und andere kulturelle Themen in unermesslicher Weise angeleitet wurden.“ In einigen Fällen schrieb er selbst die notwendige Analyse, um die Jugendbewegung aufzubauen, wobei er von seinem immensen Wissen und seiner politischen Schärfe Gebrauch machte.

Kapila erinnerte daran, dass Wije im Jahr 1986 verhaftet wurde, als er bei einer Veranstaltung in Chilaw das kostenlose Bildungswesen verteidigte. Er und zwei weitere Parteimitglieder wurden sechs Wochen von der Polizei festgehalten. Dies war Teil der Unterdrückungsmaßnahmen des damaligen Regimes der United National Party (UNP).

Er erklärte: „Wir alle in der Jugendbewegung betrachteten es als großes Privileg, mit ihm zusammenzuarbeiten.“

SEP-Generalsekretär Deepal Jayasekara (WSWS)

SEP-Generalsekretär Deepal Jayasekara hielt die Abschlussrede. Er erklärte, seit dem Kampf gegen den Verrat der LSSP sei Genosse Wijes Eintreten für die Prinzipien des trotzkistischen sozialistischen Internationalismus sein ganzes politisches Leben über ungebrochen gewesen: „Inmitten all der Schwierigkeiten, mit denen unsere Partei als RCL von 1968 bis 1996, und später als SEP in Sri Lanka und weltweit aufgrund der bösartigen Natur der kapitalistischen Klassenherrschaft konfrontiert war, kämpfte er ohne zu zögern und mit unbeugsamem Mut für diese Prinzipien.“

Über die Entschlossenheit, mit der Wije den Kampf der SEP für die Einheit der singhalesisch-tamilischen Arbeiterklasse geführt hatte, erklärte Jayasekara: „Genosse Wije hat sich sehr entschlossen dem Kampf gewidmet, die Arbeiterklasse gegen den singhalesischen Chauvinismus der Regierung in Colombo und gegen den tamilischen Separatismus der LTTE zu vereinen...

Genosse Wije wird den Respekt erhalten, den er für den Aufbau der SEP zur revolutionären Massenpartei in Sri Lanka und des IKVI weltweit sowie für die Förderung des sozialistischen Internationalismus verdient, dem er sein ganzes Erwachsenenleben gewidmet hat.“

Zum Schluss der Trauerveranstaltung wurde die Internationale gesungen.

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