IKVI
Das IKVI verteidigt den Trotzkismus 1982–1986

Brief von Cliff Slaughter an David North

26. November 1985

Lieber Genosse Dave,

wie Du weißt, hat das Zentralkomitee der WRP am 26. /27. Oktober eine Sonderkonferenz einberufen, um über die Situation zu diskutieren, die im Zusammenhang mit Healys Ausschluss am 19. Oktober 1985 entstanden ist. Diese Konferenz wurde am 2. November und am 9. November fortgesetzt. Die Diskussion wurde nicht abgeschlossen. Die Durchführung der Parteiaufgaben erfordert, dass die Genossen einige Zeit dafür haben. Zur Fortsetzung der Diskussion wird das interne Bulletin benutzt werden; und natürlich wird die von den Statuten der WRP erforderte Zeit für die Diskussion vor dem für den 9. Februar 1986 einberufenen achten nationalen Kongress der WRP zur Verfügung stehen. Der Inhalt dieses Briefes (den ich nach unserem Telefongespräch vor einigen Tagen geschrieben habe) beruht auf Notizen, die ich zur Vorbereitung des dritten Teils der Sonderkonferenz gemacht habe, und ich stelle eine Kopie dieses Briefes sowohl für die schriftliche als auch für die internationale Diskussion zur Verfügung. Ich lege auch eine Niederschrift meiner Bemerkungen auf der Londoner Mitgliederversammlung vom 18. Oktober bei. In diesen Bemerkungen benutzte ich den Begriff „nahezu-faschistische Ideologie“, um das Verhalten (nicht nur die Ideen) der damaligen Minderheit zu charakterisieren. Seither haben Du und andere die Anwendung solcher Bergriffe (wie nahezu-faschistisch, neofaschistisch, usw.) mit der Begründung abgelehnt, sie klängen zwar „links“, würden aber den wirklichen Degenerationsprozess verschleiern. Wer das behauptet, will allerdings nicht berichten oder analysieren, was wirklich gesagt worden ist. Wenn Du meine Erklärung liest, wirst Du feststellen, dass ich mir große Mühe gebe, auf parallele Vorgänge in der Degeneration der Komintern-Parteien aufmerksam zu machen, dass ich Trotzki bezüglich der Natur dieser Parallelen zitiere, und dass ich keinen einen Faschist nenne. Nicht nur das; ich betone, dass eine Degeneration von einem solchen Ausmaß, wie wir es erlebt haben, seine Wurzeln in dem Druck haben muss, der von dem verfallenden Kapitalismus ausgeht, und nicht in der „menschlichen Natur“ oder etwas ähnlichem; und es sollte niemanden überraschen, dass die Ergebnisse ideologisch der „Kultur“ des Faschismus gleichen, der selbst das letzte Produkt des verfallenden Kapitalismus ist. Wenn Du sorgfältig liest, was ich sage, dann wirst Du sehen, dass ich das Wort „beinahe-faschistisch“ nicht benutze, um einer Analyse auszuweichen oder an der Oberfläche zu bleiben, sondern um sie zu vertiefen.

Ich schlage Dir vor, Deine lange Rede auf der ersten Sitzungsperiode des WRP-Sonderkongresses am 26. Oktober einer sehr gründlichen Kritik und Selbstkritik zu unterziehen, da sie, weil sie sehr einseitig und irreführend ist, Gefahren beinhaltet. Sie ist derart einseitig und irreführend, dass sie Genossen zu einem viel zu einfachen und oberflächlichen Verständnis der Bedeutung von Healys Degeneration, des Healyismus und seiner Auswirkungen auf die WRP und das IK verleitet. Sie malt ein Bild einer WRP und einer WRP-Führung, die in einem solchen Ausmaße von Healy verdorben worden ist, dass niemand in der WRP Kritik an Healys antimarxistischen Schriften und Praktiken äußern konnte oder wollte, während im Gegensatz dazu Dave North, zumindest seit 1982, zu den Waffen gegen Healy gegriffen oder korrekte Positionen ihm gegenüber vertreten habe. Wenn wir die Verbreitung eines derart falschen Bildes zulassen, ohne es in Frage zu stellen, werden wir niemals den wirklichen Prozess der Degeneration, deren Hauptrepräsentant Healy war, verstehen und überwinden. Ich habe deshalb vor, Deine Rede Punkt für Punkt durchzugehen. Zuvor jedoch muss ich noch ein oder zwei Punkte über die Ereignisse erwähnen, die dem außerordentlichen Kongress vorausgingen, und über die Bemerkungen, die Du dabei gemacht hast.

Als ich von einem Besuch beim Zentralkomitee der Workers League am 5. und 6. Oktober dieses Jahres zurückkam, war ich froh, 50 Exemplare Deiner Notizen zu Healys Studien im Dialektischen Materialismus mitzubringen, die Du (entsprechend einer Übereinkunft mit Genossen M. Banda und mir selbst) zusammen mit Briefen von Dir an M. Banda und C. Slaughter veröffentlicht hattest. Dieses Material war, wie wir alle übereinstimmten, von großem Wert für die Eröffnung der notwendigen Diskussion in der WRP. Was ich nicht verstand, war, weshalb Du entschieden hattest, die Briefe, auf die Du geantwortet hattest, nicht zu veröffentlichen. Das hätte noch mehr zur Klärung beigetragen. Ich hoffe, dass bei jeder zukünftigen Veröffentlichung Deiner Briefe Bandas und meine eigenen Briefe zusammen veröffentlicht werden, denn dann können unsere Fehler für die Erziehung der Bewegung benutzt werden. Ich muss auch erwähnen, dass Deine Notizen zu Healys Dialektik ohne die acht Seiten Deiner ursprünglichen Notizen erschienen sind, die sich mit „Lenin über die Dialektik“, einer 1962 von mir verfassten Broschüre, beschäftigen, über die Du 1982 folgendes geschrieben hast: „Ein bedeutender Beitrag zum Kampf für den dialektischen Materialismus in der trotzkistischen Bewegung, und sie bleibt bis heute vielleicht die beste Darstellung der allgemeinen Grundzüge der dialektischen Methode.“

Was mich betrifft, so stimme ich damit nicht überein, doch wäre es für die Genossen, denen lediglich gezeigt wurde, was Du 1982 über Healys Broschüre dachtest, nützlich gewesen, auch Deine Meinung über Slaughter zu erfahren.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, bevor ich mich mit Deiner Rede auf dem außerordentlichen Kongress befasse, betrifft die paar Tage, die diesem Kongress vorausgingen. Wir müssen die Vorstellung korrigieren, dass Du und andere IK-Genossen spätestens am 19. Oktober oder um diese Zeit herum für einen entschiedenen Bruch mit Healys Anti-Partei-Gruppe waren, und dass die Führung der WRP-Mehrheit sich irgendwie einem wahrhaft internationalistischen Verständnis, einer wahrhaft internationalistischen Behandlung des Problems widersetzte. Wie Du weißt, bist Du selbst noch am 25. Oktober, am Abend bevor das healyistische Überbleibsel unterstützt von den Führern der griechischen und spanischen Sektion zu einer Spaltungskonferenz aufrief, zusammen mit Genossen aus Sri Lanka und Australien für eine Vorgehensweise eingetreten, die von der Perspektive ausging, die Partei zu vereinen. Ich erinnere Dich daran, dass die ehemalige Minderheit, obwohl sie volle Minderheitsrechte in Anspruch nahm, sich geweigert hatte, an der ZK-Sitzung vom 19. Oktober teilzunehmen, die die Anklagen gegen Healy hörte und ihn ausschloss; und darüber hinaus hatte V. Redgrave begonnen, die Gerichte des bürgerlichen Staats einzusetzen, und C. Redgrave hatte versucht, die Marxistische Schule für sich zu beanspruchen. Ich will noch hinzufügen, dass, als das IK sich am 25. Oktober traf, um an einer Einigung über die IK-Resolution zu arbeiten, die auf dem außerordentlichen Kongress schließlich angenommen worden ist, der ursprüngliche Entwurf für diese Resolution folgende Abschnitte enthielt:

(4) Alle Handlungen von Mitgliedern der WRP gegen andere Mitglieder, die mit dem Einsatz von Agenturen des bürgerlichen Staates verbunden sind, müssen sofort zurückgenommen werden. Alle Auseinandersetzungen sind WRP- und IKVI-intern und müssen es auch bleiben. (Das war natürlich immer noch ein Tag vor der offenen Spaltung.)

Wie Du weißt, haben sich die WRP-Delegierten im IK (C. Slaughter, P. Jones, M. Banda) mit Nachdruck gegen diesen Passus ausgesprochen. Unsere Auffassung (im folgenden dargestellt) war, dass der Einsatz des bürgerlichen Staates eine unüberbrückbare Kluft zwischen Redgrave & Co. und der WRP geschaffen hat. Das ist eine Klassenlinie, und es ist grundsätzlich falsch, dazu aufzufordern, dass solche Aktionen „zurückgenommen“ und die „Diskussion“ mit dem Ziel der „Einheit“ aufgenommen werden sollte. Dies ist eine äußerst wichtige Meinungsverschiedenheit. Der Internationalismus besteht genau darin, solche Klassenlinien festzulegen und sie durchzukämpfen. Meine Position war, wie ich ausdrücklich erklärt habe, das IK solle erklären, dass solche Handlungsweisen, ebenso wie die von Healy, die zu seinem Ausschluss führten, und auch die Verbrechen, die durch Zusammenarbeit mit dem irakischen Regime begangen worden sind, und das, was ihnen politisch zugrunde lag, Spaltungsfragen sein sollten, und dass das IK sofort eine Erklärung gegenüber der außerordentlichen Konferenz der WRP abgeben sollte, der zufolge es nur die als Mitglieder der IK-Sektion in Großbritannien anerkennt, die unsere Linie in dieser Frage akzeptieren. Wir stimmten für die IK-Resolution, weil das alles war, worüber wir Übereinstimmung erzielen konnten. Ich halte die Resolution für unzureichend. Die Spaltung erfolgte nicht nur über die Frage des Internationalismus, definiert als Unterordnung unter das IK, sondern über die Frage der ganzen programmatischen Grundlage des Trotzkismus und des Marxismus von Marx und Lenin, der ihm vorausging. Unmittelbar im Zentrum stehen die Theorie der permanenten Revolution und das Übergangsprogramm. Weil IK-Genossen immer noch mit der Möglichkeit des „Standpunkts der Einheit der Partei“ spielten, beschränkten sie den Begriff des Internationalismus auf die Formel von der Unterordnung unter das IK. Die Bedeutung dieses Punktes wird sich, glaube ich, klar zeigen, wenn wir Deine Rede auf dem Kongress untersuchen, und er erklärt, weshalb ein WRP-Genosse berechtigterweise die 64.000-Dollar-Frage stellen konnte: „Gut, wir können kein bedingungsloses Vertrauen in die WRP-Führung haben; weshalb sollten wir dem IK vertrauen?“ Ich beantwortete diese Frage, indem ich sagte, dass wir, wenn wir unsere Unterordnung unter das IK erklären, damit nicht behaupten, das IK sei unberührt vom Healyismus geblieben – weit davon entfernt –, sondern dass wir damit ein allgemeines Grundprinzip bekräftigten. Dieses Prinzip ist von uns unter Healys Führung gebrochen worden. Wie ich gegenüber dem Zentralkomitee der Workers League am 5. Oktober dieses Jahres klar und deutlich erklärt habe, müssen wir festhalten. dass es keine führende Sektion des IK gibt, dass die WRP dieselben Verpflichtungen gegenüber dem IK hat wie jede andere Sektion, dass diese Sektionen keine Verpflichtungen gegenüber der WRP, sondern nur gegenüber dem IK haben, und dass die WRP der Autorität und Kritik des IK genauso wie jede andere Sektion unterworfen ist.

Nun zu der Rede, die Du (D. North) auf der außerordentlichen Konferenz der WRP am 26. Oktober gehalten hast. Zu Beginn Deines Vortrags erklärtest Du:

Eine Spaltung hat stattgefunden und diese Spaltung ist entscheidend, weil sie über die grundlegendste aller politischen Fragen geht: wer ist für das Internationale Komitee der Vierten Internationale und wer ist dagegen? Die Antwort darauf ist diese Woche sehr klar gegeben worden.

Ich habe schon gesagt, dass ich das für zu abstrakt und formal halte, und dieselbe Kritik gilt auch für die IK-Resolution zur Spaltung. Zweifellos ist die Spaltung im IK ebenso vorhanden wie in der WRP: die Führer der griechischen und spanischen Sektion lehnen bis jetzt den Ausschluss Healys ab und sie lehnen jede Zusammenarbeit mit dem IK ab. Ihre Abspaltung geht programmatisch und prinzipiell auf grundlegende Fragen der marxistischen Politik und Theorie zurück, und ihre Ablehnung der Autorität des IK ist das sicherste Zeichen dafür. Sie weigern sich, die groben antikommunistischen Missbräuche abzulehnen – sexuelle und physische Angriffe, die systematisch über Jahrzehnte hin ausgeführt worden sind, wobei die Mittel der Partei und des IK benutzt wurden, um die Kader der WRP und anderer Sektionen des IK zu erniedrigen und zu zerstören. Diese Mittel sind durch die Opfer von Hunderten von Trotzkisten angesammelt und entwickelt worden. Healy, der auf der Grundlage einer Theorie und Ideologie handelte, die direkt die übelste Degeneration der Bourgeoisie in der Epoche des kapitalistischen Verfalls repräsentiert, begann seine Autorität und Macht in dieser Bewegung zu missbrauchen, um im Interesse des Imperialismus den Kader des Trotzkismus in der WRP und im Rest des IK zu zerstören und aufzulösen. Wer behauptet, dies seien keine politischen Fragen, hat völlig unrecht. Sie könnten nicht politischer, grundsätzlicher sein. Die organisierte und absichtliche Korruption von Generationen junger Führer – das zehrt an der grundlegendsten aller historischen Notwendigkeiten: der Sammlung und Erziehung der gesamten alternativen revolutionären Führung in der Arbeiterklasse, ohne die die Arbeiterklasse ihre revolutionäre Rolle nicht erfüllen kann und ohne die es deshalb keine proletarische Revolution und keinen Sozialismus gibt. Hier geht es nicht einfach um zwei gegensätzliche Positionen in einer verbalen Debatte über Moral; es geht um den Kampf, die wirkliche Zerstörung der WRP und des IK, und die Zerstörung seiner Kader zu stoppen. Diese Zerstörung bestand in einer Zurückweisung der Theorie der permanenten Revolution, gleichzeitig in einer Zurückweisung unabhängiger Führung, und einer theoretischen und physischen Zurückweisung der Notwendigkeit einer unabhängigen Entwicklung des Marxismus für die Ausbildung der Kader der Partei. Wir müssen uns allen Versuchen entgegenstellen, die sexuellen und physischen Übergriffe von ihrer sogenannten Politik zu trennen. Diese Übergriffe waren ein politischer Krieg gegen den Trotzkismus. C. Redgrave und alle, die argumentieren, das revolutionäre Ziel rechtfertige solche Praktiken oder lasse ein neutrales Verhalten ihnen gegenüber zu, sind Feinde des Marxismus. Sie argumentieren, dass das Ziel, der Zweck, die sozialistische Revolution, jedes Mittel rechtfertige, jede Maßnahme, die auf dem Weg dazu durchgeführt wird. Genau das lehnt Trotzki ab und greift es in „Ihre Moral und unsere“ an. Die Mittel, die wir anwenden und entwickeln, müssen so beschaffen sein, dass sie die Arbeiterklasse wirklich in die Lage versetzen, die Statur, Einheit und Unabhängigkeit zu besitzen, die sie braucht, um die Macht zu erobern und den Sozialismus aufzubauen. Die – sexuellen, physischen, geistigen – Brutalitäten, die von Healy ausgeübt worden sind, stärken, verteidigen und schützen den Apparat und den „Führer“, doch sie zerstören die revolutionären Kräfte, die von der Arbeiterklasse und der Intelligenz zur Partei gekommen sind, und sie bewirken ständig, dass das Vertrauen zwischen der revolutionären Partei und der Arbeiterklasse zerstört wird. Wer kann da behaupten, das sei in irgendeiner Weise unpolitisch? Eine solche Behauptung ist absurd.

Die Beziehungen von Healy (und durch ihn der WRP) mit bürgerlich-nationalen Regimen waren politisch, ideologisch, oder materiell nicht von den ekelhaften Praktiken im Zentrum der WRP bis zum Juni 1985 getrennt. Die Beziehungen mit den Herrschern arabischer Länder können nicht ausschließlich aus einer opportunistischen Suche nach Geld um den Preis von Prinzipien und der Unabhängigkeit der revolutionären Bewegung erklärt werden. Sowohl bezüglich arabischer bürgerlicher Führer wie Saddam Hussein (Irak) und Gaddafi (Libyen) als auch bezüglich der Labour-Linken in der Führung des GLC sind Healy und die WRP ein gutes Stück auf dem Weg gegangen, der schon früher breitgetrampelt worden ist: dem Weg des Pablismus. Das Wesen davon ist: der Aufbau der unabhängigen revolutionären Partei durch unsere wenigen trotzkistischen Kräfte hat sich angesichts des wirklichen Tempos der Revolution als zu langsam und zu schwierig erwiesen, und diese Revolution könnte uns leicht überholen. Weiter wird argumentiert, andere, nicht-marxistische, sogar unproletarische Kräfte könnten diese revolutionären Strömungen verkörpern. Die Beziehungen des Erzbürokraten Healy mit diesen bürgerlichen Herrschern arabischer Länder waren völlig opportunistisch. Der tatsächliche Aufbau der revolutionären Parteien des IKVI wurde aufgegeben, während Healy durch Verbindungen mit diesen bürgerlichen Herrschern um finanzielle Mittel feilschte. Diese politische Degeneration hat denselben Inhalt, wie ihn der pablistische Revisionismus und das Liquidatorentum seit dem Zweiten Weltkrieg hatten: nämlich die permanente Revolution aufzugeben und den wesentlichen, zentralen Inhalt des Übergangsprogramms zu liquidieren, den Kampf, unabhängige revolutionäre Parteien aufzubauen, um der Arbeiterklasse die Wahrnehmung ihrer revolutionären Rolle zu ermöglichen. Diesen Inhalt findet man nicht in den gelegentlichen, korrekten, allgemeinen Erklärungen der WRP und des IK, sondern in den materiellen Beziehungen von GHs Clique mit den bürgerlich-nationalen Bewegungen, die durch die formale Bekräftigung korrekter Positionen abgedeckt wurden. (Dies verhinderte natürlich nicht den Abstieg zu völlig falschen und offenen Erklärungen, die direkt im Gegensatz zur Theorie der permanenten Revolution standen: zur Bejubelung Gaddafis als jemanden, „der sich in Richtung des revolutionären Sozialismus entwickelt“, und zur Rechtfertigung der Abschlachtung von Mitgliedern der irakischen Kommunistischen Partei und irakischer Gewerkschafter 1979).

Diese Entwicklungen sind charakteristisch und lehrreich, wie Healys Praktiken die Bewegung zerstören halfen. Positive und theoretische Arbeit, die von anderen (z.B. von C. Slaughter, M. Banda, D. North und anderen) geleistet worden ist, wurde mehr und mehr von der wirklichen Durchführung der Arbeit des IK, WRP und der News Linegetrennt, die direkt von G. Healy von seinem Londoner Büro oder der Schule in Parwich geleitet worden ist. Ein solches theoretisches und politisches Schreiben und Reden wird nicht nur immer steriler, weil es von den wirklichen Arbeitsbeziehungen der Führung getrennt ist. Es wird wenig mehr als eine Rechtfertigung für die wirklichen materiellen Ausplünderungsbeziehungen zwischen Healys WRP-Büro und den IK-Sektionen und für die Kapitulation vor den bürgerlich-nationalen Herrschern und für die Aufgabe des Aufbaus unabhängiger revolutionärer Sektionen in deren Ländern. Während Genossen Perspektivdokumente schrieben und IK-Konferenzen leiteten (wie auf dem 10. Weltkongress, wo Slaughter, Banda und North ohne jegliche Differenzen mit Healy zusammenarbeiteten, die Linie und die Arbeit der Konferenz festzulegen), ließen sie Healys unangefochtene Autorität in der WRP und im IK weiterhin die Praxis des IK beherrschen. Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass jeder dieser führenden Genossen sich an mehr als einem Punkt seiner politischen Entwicklung mit Kritik und Angriffen konfrontiert sah, weil er Kritik geäußert hatte, und entschied, dass er den (zu jener Zeit) unausweichlichen Ausschluss und die Isolierung von der Bewegung nicht in Kauf nehmen könne. Der unvermeidliche politische Kompromiss, der daraus resultierte, vertiefte natürlich die Desorientierung und Degeneration, und die Weltbewegung kann sich heute nur mit knapper Müh und Not mit Unterstützung dieser Genossen regenerieren. Dieser wirkliche Widerspruch muss begriffen werden, und nicht die Verteilung von Schuld und Vorwürfen.

Dieser wirkliche Widerspruch und seine Analyse fehlen in Deiner Darstellung, die den Eindruck von einer Geschichte hinterlassen hat, in der es nur Deinen einsamen Protest und Deine Oppositionserklärung gegen die Degeneration gibt. Das ist irreführend und gefährlich. Die Korruption der Beziehungen zwischen Genossen, wie sie durch Healys sexuelle Angriffe auf weibliche Kader in ihrer schärfsten Form brutal ausgedrückt wurde, kann nicht als nicht-politisch oder „weniger politisch“ als die politische und theoretische Degeneration der WRP unter Healys Führung ausgesondert werden, die von den WRP-Führern und -Mitgliedern, und von den IK-Sektionen und sympathisierenden Organisationen (wie der Workers League, die durch gesetzliche Bestimmung an einer Mitgliedschaft gehindert wird) akzeptiert worden ist.

Dieselbe extrem dekadente kapitalistische Ideologie, die zum zynischen sexuellen Missbrauch von weiblichen Genossen führte, und zu der zynischen Rechtfertigung dieser Praktiken durch Healys Anhänger, wurde reproduziert, als das Politische Komitee der WRP (auf Antrag von Healy und nur mit einer Gegenstimme von M. Banda) die Hinrichtung der irakischen Stalinisten 1979 unterstützte. So sagte Torrance von einem der Mädchen: „Die war nichts wert. Sie wäre sowieso gegangen.“ So sagten Healy und seine Anhänger über die Opfer Saddam Husseins: „Das waren nur Stalinisten.“ Der Hintergedanke dabei ist: unser Wille entscheidet, was getan werden muss, und jeder, wirklich jeder kann benutzt werden, ist entbehrlich und kann weggeworfen werden, wenn man damit fertig ist. All das wurde natürlich im Namen des Trotzkismus getan und im Namen des Kampfs gegen subjektiven Idealismus. Es ist bis zu einem gewissen Grad ein extremer Ausdruck von subjektiven Idealismus in seiner im 20. Jahrhundert heruntergekommenen Form: ein Ausdruck des Pragmatismus und des „Willens“ (Bergson): genau der Ideologie, die Mussolini inspirierte.

Das dritte grundlegende Problem, das in der Spaltung beinhaltet ist, ergibt sich direkt aus diesem letzten Punkt, nämlich die systematische und langandauernde Revision marxistischer Prinzipien in der Philosophie und wissenschaftlichen Weltanschauung (dem dialektischen und historischen Materialismus) durch G. Healy über die letzten 20 Jahre hinweg und besonders während der letzten zehn Jahre. Diese Version war ihrem Charakter nach nicht „hegelianisch“, sondern subjektiv-idealistisch, und es war, ich wiederhole das, ein subjektiver Idealismus der ausgesprochen modernen Form des 20. Jahrhunderts, bei der eigenmächtiger Wille und Selbstrechtfertigung die subjektiv interpretierte „Vernunft“ der klassischen subjektiven Ideologie ersetzen. Healys „Dialektik“ ist überhaupt keine Philosophie oder Logik, sondern nur die mystifizierte Form einer Vertuschung und Rationalisierung von Healys korrupten Praktiken und seiner Wegwendung von der Arbeiterklasse. Der Kult um Healys fortgeschrittene und unfehlbare „Praxis der Erkenntnis“ war nichts weiter als ein Mechanismus der Rechtfertigung und Bekräftigung der willkürlichen Kontrolle über WRP und IK durch Healy und seine nächsten Anhänger, wobei Healy von jeder Kritik ausgenommen wurde, und auch die WRP von der Pflicht ausgenommen wurde, gegenüber dem IK Rechenschaft ablegen zu müssen. Durch diesen Mechanismus wurden sowohl IK als auch WRP für Healys politische und persönliche Zwecke einfach benutzt und ausgeblutet. Der „Erkenntnisprozess“ ist für Marxisten nicht eine Art besonderes Instrumentarium logischer Kategorien, das sich das Gehirn aneignet und das so eine Person in die Lage versetzt, „mit hoher Geschwindigkeit Praktiken zu entwickeln“.

Engels sagt im „Ludwig Feuerbach“, dass Hegels große Entdeckung, die von Marx übernommen und entwickelt worden ist, darin bestand, dass die Wahrheit „in diesem Prozess der Erkenntnis selbst“ liege, und dann erklärt er sofort, dass mit diesem Prozess der Erkenntnis die ganze Geschichte der Wissenschaft, der Kampfs des Menschen, Natur und Geschichte zu beherrschen, gemeint ist. Das ist das genaue Gegenteil von Healys individualistischer „Praxis der Erkenntnis“.

Viertens. Das unverschämte und brutale persönliche Verhalten Healys war die Form, durch die dieser politische und theoretische Klasseninhalt am rohesten und vollkommensten ausgedrückt war. Und diese Form verstärkte an jedem Punkt den Inhalt. Als diese Formen die Probleme nicht mehr länger zurückhalten und unterdrücken konnten, da entstanden unter dem Druck der Entwicklungen im Klassenkampf die Bedingungen für die Zerstörung dieser Formen. Und dies bedeutete konkret, Healys persönliche Herrschaft abzuschütteln. Im September und Anfang Oktober trug dieser Kampf, die sehr reale Beherrschung der Bewegung durch Healys brutale Praktiken zu durchbrechen, entschieden dazu bei, zu klären, was getan werden musste und was die Bedeutung davon war: hier war ein Bruch, eine Spaltung mit dieser ekelhaften rechten Tendenz notwendig. Der politische Kampf im ZK und auf den Vollversammlungen, und der Rückgriff auf das bürgerliche Gesetz durch die Redgraves haben darüber Klarheit verschafft, und ich bin mir nicht sicher, was Du meintest, als Du sagtest, das IK müsse „die Bedingungen schaffen, unter denen der gesamte Kader in der Partei und international sich darüber Klarheit verschaffen kann, worum es in diesem Kampf überhaupt geht.“ Wenn Du das sagst, solltest Du den Klärungsprozess, der schon vor dem 25. Oktober in der WRP im Gange war, analysieren und daraus lernen. Wenn das gemacht worden wäre, dann hättest Du, glaube ich, nicht den Fehler machen können, an die (damalige) Minderheit und Mehrheit in der WRP „vom Standpunkt der Einheit der Partei“ heranzugehen. Und dann hätten wir eine Spaltung nicht nur über das allgemeine Prinzip der Unterordnung unter das IK, sondern über alle entscheidenden politischen und ideologischen Fragen gehabt.

In Deinen Bemerkungen auf dem außerordentlichen Kongress am 25. Oktober hast Du es begrüßt, dass Du, mit Ausnahme von öffentlichen oder feierlichen Ereignissen, zum ersten Mal die Gelegenheit hattest, direkt zur WRP-Mitgliedschaft sprechen zu können. Du hättest vielleicht hinzufügen können, dass es Deine erste Gelegenheit war, der Mitgliedschaft der WRP zuzuhören. Du hast jedoch auf Versammlungen, Kongressen und Schulungen gesprochen, und bei diesen Gelegenheiten warst Du nicht derselbe David North, der Du jetzt bist. Du warst bei diesen Gelegenheiten der noch ungebrochenen „Disziplin“ von Healys Vorherrschaft unterworfen, und bei vielen Gelegenheiten hattest Du, wie der Rest von uns, als Vollstrecker seiner Politik und Methoden gearbeitet. Ich bin mir sicher, dass Du Dich an viele Beispiele erinnern kannst. In diesem Sinne können auch wir, so wie Du, sagen, dass wir zum ersten Mal die Möglichkeit haben, direkt zur WRP-Mitgliedschaft und miteinander zu reden.

Du fuhrst fort zu sagen, dass Du zusammen mit anderen Genossen 1982 zu dem Schluss gekommen wärst, Healys „Studien“ seien Unsinn. Und Du hast dann Applaus bekommen, als Du sagtest, dass „wir uns gefragt haben, wie es möglich sei, dass solch ein Unsinn gedruckt werden konnte und niemand in der britischen Sektion dem ein Ende setze.“ Ich muss Dir sagen, dass Du das Regime, das von Healy geschaffen worden ist, aus eigener Erfahrung kennst, und dass Du weißt, weshalb niemand etwas dagegen unternommen hat. Der Applaus, den Du erhalten hast, drückte das völlig berechtigte Misstrauen der WRP-Delegierten in die WRP-Führung aus. Aber es ist angebracht zu fragen, wie es ein Genosse getan hat, ist nicht Misstrauen in das IK gleichermaßen gerechtfertigt?

Du hast zum Beispiel erklärt, weshalb Du Deine Kritik von Healys „Studien“ 1982/1983 zurückgezogen hast. Dies geschah in Anbetracht der Erfahrung und Autorität der WRP und von Healy, und nachdem Du an die politischen Konsequenzen der Opposition der OCI in ähnlichen Fragen erinnert worden warst, und aus Furcht vor einer Spaltung und Isolation von der Bewegung. Du machtest einen Rückzug – und, wie ich in einem Dokument vom 12. Oktober erklärt habe, Du tatest recht daran.

Ähnlich sahst Du Dich, als Du 1984 korrekte Kritik an den Positionen der WRP und des IK zur nationalen Frage vorbrachtest, mit Drohungen und Ultimaten und der unmittelbaren Gefahr der Spaltung konfrontiert. Du hast selbst gesagt, dass Du (im Februar 1984) dann einen Rückzieher gemacht hast, und zwar „unter dem Einfluss“ dieser Drohungen und der Tatsache, dass Du immer noch von der Tatsache ausgingst, dass Du die US-Sektion immer als loyal gegenüber der WRP und dem IK gesehen hast. Du hast hinzugefügt, dass M. Banda darauf hingewiesen hatte, dass Du, wäre diese Kritik korrekt, auch zu dem Schluss kommen müsstest, die WRP sei zu einem voll entwickelten Revisionismus degeneriert, und so machtest Du einen Rückzieher. Du schließt mit der Feststellung: „In der Tat hat gerade diese Art der Fragestellung sehr stark dazu beigetragen, dass ich die Dokumente zurückzog.“ (Vgl. Deine Rede im Anhang).

Mein einziger Punkt hier – und es ist ein wichtiger, glaube ich – ist, dass dieser ganze Prozess, durch den Du gegangen bist, für viele von uns, die in der Führung der WRP und des IK arbeiteten, genauso verlief. Opposition in irgendeiner Frage rief erbitterte und erbarmungslose Angriffe hervor, und wenn Genossen an einem bestimmten Punkt nicht erklärten, dass sie Unrecht hätten, oder ihre Kritik beiseite legten, dann waren sie nur mit der Aussicht auf Isolation und Ausschluss konfrontiert, so wie Du. Ich glaube, dass Du genauso ein Opfer davon warst wie z.B. ich, und wenn ich bei früheren Gelegenheiten an meiner Kritik an Perspektiven oder an der Philosophie festgehalten hätte, dann wäre es bis 1982 noch möglich gewesen, dass Du Dich den von Healy mobilisierten Angriffen angeschlossen hättest.

Auf Grund solcher Überlegungen machten wir alle äußerst schwere Fehler in der Vergangenheit, und die Fehler, die von Gen. Banda begangen worden sind, indem er 1982 einen Rückzieher machte, und von mir zur selben Zeit, indem ich Deine Kritik nicht unterstützte, mit der ich in großem Maße übereinstimmte, gehörten zweifellos zu den schwerwiegendsten. Wenn wir nicht alle von diesen Fehlern lernen, können wir in der notwendigen Regeneration der Bewegung keinerlei Rolle spielen, können wir überhaupt nichts lernen oder korrigieren. Wenn wir ein Bild malen, als ob ein oder mehrere Genossen die ganze Zeit über Recht gehabt hätten, selbst nur während der vergangenen vier Jahre, dann verbreiten wir eine Lüge und können nicht zu einer wissenschaftlichen Analyse kommen.

Ich halte also daran fest, dass die Einseitigkeit und der bruchstückhafte, selektive Charakter des Berichts, den Du auf dem Kongress gegeben hast, beunruhigend und gefährlich war, und dass er im Widerspruch zu der dringenden Notwendigkeit steht, uns mit unserer Verantwortung zu konfrontieren und sie zu analysieren. Du hast mehrere wichtige politische Fragen, die während der letzten vier Jahre aufgetaucht sind, ausgelassen. Um Klarheit über die Spaltung zu gewinnen ist es unerlässlich, sie zu analysieren. Du wirst Dich z.B. daran erinnern, dass die Führung der Workers League nahe daran war, die alte Perspektive der Vierten Internationale in den Vereinigten Staaten für eine Labour Party aufzugeben. Diskussionen im Internationalen Komitee korrigierten dies. Wir alle wissen, dass Meinungsverschiedenheiten über grundlegende Perspektiven in Sektionen und im IK selbst auftauchen und das IK und seine Sektionen kämpfen, diese zu korrigieren. Aber wenn Du einen Bericht gibst, wie Du die Positionen von Healy und der WRP angegriffen und dabei keine Unterstützung in der WRP bekommen hast, dann ist es völlig falsch, diese Frage zu ignorieren, in der – dem wirst Du zustimmen – die Genossen vom IK und von der WRP Dir und allen gegenüber Recht hatten, die Deine Position (die Du korrigiert hast) in der Workers League unterstützten. Später, 1985, bist Du in eine Analyse der Gewerkschaftsbürokratie in den USA abgeglitten, die wir in ihren Methoden und Schlussfolgerungen als völlig unmarxistisch angriffen, und am Ende stimmtest Du zu. Niemand hat Dich gezwungen, diese Analyse zu schreiben, und Du hast vermutlich kritisch analysiert, wie Du dazu kamst, in einer absolut undialektischen, völlig empirischen und „objektivistischen“ Weise, auf die Art der bürgerlichen Soziologie vorzugeben und die Schlussfolgerung zu ziehen, die „materielle Basis“ der amerikanischen Gewerkschaftsbürokratie sei ihr gewaltiges Imperium an Reichtum, Privilegien und bürokratischer Organisation. Doch Du hast keine Spur einer solchen unschätzbaren Selbstkritik in Deinen Bericht über die Entwicklungen im IK seit 1982 eingebaut. Doch mit Sicherheit gibt es gesellschaftliche Kräfte hinter einer solchen Verbeugung vor den vollendeten Tatsachen, genauso wie gesellschaftliche Kräfte hinter dem Healyismus stehen (siehe den „Politischen Brief Nr. l“, den Du selbst im Namen des Politischen Komitees am 8. Juli dieses Jahres an die Mitglieder der Workers League verfasst hast.)

Schließlich muss ich auf die Konferenz der Workers League vom 30. Juni/1. Juli dieses Jahres zu sprechen kommen, die Gegenstand Deines von mir erwähnten Politischen Briefes ist. Du hast dem 12. Kongress der Workers League ein Perspektivdokument vorgelegt, das nichts weniger als eine totale Fehlorientierung darstellte. Als ich begann, dieses Dokument mit Dir zu diskutieren (Du wirst Dich daran erinnern, dass ich am Abend vor dem Kongress in Detroit eintraf und bis dahin, wie die Delegierten, das Dokument noch nicht gesehen hatte), kam ich sehr bald zu dem Schluss, dass die verschiedenen Formulierungen, die ich für falsch oder verwirrt hielt, in Wirklichkeit Teil einer Perspektive waren, die nur pablistisch genannt werden konnte.

Du hast auf Erklärungen der US-Regierung und des Präsidenten und auf bedrohliche Kriegsvorbereitungen reagiert, und Deine Schlussfolgerung war, dass die Perspektive für die Workers League sein müsse, sich auf einen revolutionären defätistischen Kampf gegen die US-Imperialisten, wenn sie einen Krieg begännen, vorzubereiten. Dies ist die alte pablistische These der „Kriegsrevolution“ von vor über 30 Jahren. Du hast diese Position korrigiert, sogar noch bevor der Kongress begonnen hat, und Du hast richtig gehandelt, als Du den Delegierten verkündetest, dass die Perspektiven durch und durch revisionistisch seien und eine Aufgabe des trotzkistischen Programms und der marxistischen Methode darstellten. Der schriftliche Bericht, den ich nach der Rückkehr der WRP vorlegte, erklärte dasselbe, und er erklärte auch, dass Du in Zusammenarbeit mit mir bestrebt warst, den Kongress zu wenden und am Ende eine starke Einheit zu erreichen. Du wirst Dich daran erinnern, dass ich den zweitägigen Kongress in keiner Weise benutzte, um jemanden gegen Dich aufzubringen oder Vorwürfe und Verurteilungen zu verbreiten, trotz der Tatsache, dass Du persönlich für diese Resolution verantwortlich warst.

Ich teile jetzt Deine Überzeugung, dass eine solch grobe Revision unserer Grundpositionen aus der Fehlorientierung stamme, die durch unsere eigenen falschen Perspektiven für den 10. IK-Kongress geschaffen worden ist, und dass man Dir in keiner Weise die Entwicklung dieser falschen Positionen in der Workers League vorwerfen könne. Aber all dies steht in direktem Widerspruch zu dem Bild, das Du auf unserem außerordentlichen Kongress gemalt hast, Du hättest auf Grund einer korrekten Linie gegen uns gearbeitet – dem war nicht so. Die Genossen werden Deinen eigenen, hier beigefügten Politischen Brief über den Kongress der Workers League lesen, der am selben Wochenende tagte, an dem Genossin Aileen Jennings Brief abgeschickt wurde, und sich fragen, ob er von demselben Genossen geschrieben worden ist, der zu ihnen am 26. Oktober gesprochen hat. Zu den Werken, die Du im Juli als Lektüre für jeden Genossen empfohlen hast, gehörten unter anderen Healys „Studien im Dialektischen Materialismus“. Ich fordere Dich nicht auf zu erklären weshalb – wir beide wissen weshalb. Als ich Dir meine Meinung über diese Erfahrung sagte, hast Du geantwortet, wir würden auf unserem außerordentlichen Kongress nicht amerikanische Perspektiven diskutieren. Darum geht es nicht. Die amerikanischen Perspektiven können nicht von den Weltperspektiven getrennt werden, darin wirst Du mir sicherlich beipflichten, und das wirkliche Problem ist hier ein anderes, dass wir nämlich über eine objektive Analyse jener Vergangenheit diskutieren, die wir negieren und überwinden müssen. Sie muss objektiv, nicht einseitig und subjektiv sein, sonst werden wir ähnliche Fehler in der Zukunft nicht vermeiden. Ich bin sicher, dass Du Deine Bemerkung zurückziehen wirst, dass „wir nicht amerikanische Perspektiven diskutieren“.

Ein kleiner Teil Deiner Rede ist repräsentativ für dieselbe Argumentationsweise. Du sagtest, dass Du bei Deinem Besuch in Großbritannien im August 1985 verblüfft warst über G. Healys Bemerkungen, Genossin A. Jennings könne möglicherweise Beziehungen zur Polizei haben, aber dass „wir nicht der Auffassung waren, unsere Sektion könne dies auf der Grundlage von Zweifeln aufbringen. Wir hatten eine Krise, mit der wir uns konfrontieren mussten, es war unsere Krise, die Krise unserer Tageszeitung“. Ich verstehe den Bericht über Dein Erlebnis und Deine Gedankengänge sehr gut, sie sind mir sehr vertraut; aber ich kann nicht einsehen, weshalb Du dies korrekt als einen aufrichtigen Rechenschaftsbericht darüber, weshalb Du Deine Zweifel unterdrückt hast, hinstellen kannst, während Du andere verurteilst, die ihr Zögern bei früheren Gelegenheiten genau auf dieselbe Art rationalisiert hatten. Dieselbe Denkweise und selbstauferlegte Zensur als Reaktion auf den Druck von „Krisen“ erklärt die Handlungsweise von vielen Genossen in der Vergangenheit.

In Deiner Rede hast Du große Betonung auf Gen. M. Bandas Telefonanruf vom 3. September 1985 gelegt, als er sagte, „es ist an der Zeit, unser Bündnis zu erneuern“. Du hast das Wort „Bündnis“ benutzt, um die Schlussfolgerung zu ziehen: „Womit wir es in Großbritannien zu tun hatten, war eine prinzipienlose Cliquenführung, die sich auf nationale Überlegungen stützte und Bündnisse auf der Grundlage schloss und fallen ließ, was in Großbritannien passiert. Einmal konnte man uns sagen, wir hätten Übereinstimmung in politischen Fragen und ein andermal, dass dies nicht so wäre. Man konnte uns zu einem Zeitpunkt sagen, wir hätten Übereinstimmung und in einem anderen, wir hätten keine, und dann konnte man uns, auf der Grundlage von Entwicklungen in Großbritannien, plötzlich anrufen und auffordern, uns einem internationalen Bündnis anzuschließen.“ Du willst, dass wir daraus die Schlussfolgerung ziehen, die Hauptfrage in dieser ganzen Erfahrung sei die Unterordnung der WRP unter das IK – das Gegenteil von dem, was unter Healy vorgeherrscht hat.

Du hast die Benutzung des Begriffs „Bündnis“ durch M. Banda im Zusammenhang mit Deinem vorangegangenen Bericht über eine Unterhaltung mit Healy herausgestrichen – wo er, als Du ihn kritisiertest, gesagt hatte, „das Bündnis ist vorbei“. In Wirklichkeit war natürlich der Inhalt von M. Bandas Bemerkung völlig anders. Warum bist Du, statt die Schlussfolgerung zu ziehen, Banda erweise sich selbst als Teil einer, wie Du es nanntest, „prinzipienlosen Clique“, warum bist Du nicht zu der Schlussfolgerung gekommen, dass er einen wichtigen Schritt aus dieser Clique macht, indem er die Angelegenheit Dir vorlegte und damit dem IK? Entwicklungen der Art, wie wir sie diskutieren, finden nicht statt, indem Individuen reine, korrekte Positionen ausarbeiten und dann danach handeln. Die Genossen stoßen mit den existierenden Formen in einem wirklichen Kampf zusammen und machen Durchbrüche. Mag Genosse M. Banda vor und nach dem 3. September auch noch so sehr gezögert haben, er hat zu handeln begonnen, indem er z.B. Kontakt mit internationalistischen Genossen aufnahm, was die Brücken hinter ihm abbrach. Du hättest Dich auf diese objektive Logik des Bruchs von der Clique gründen sollen, mit allen seinen realen Problemen, und nicht auf verbale und formale Ähnlichkeiten in der Benutzung des Begriffs „Bündnis“. Wie Du weißt, haben Genosse Banda, Du, ich und andere wirklich zusammengearbeitet, und wir alle stimmten überein, dass Du und nicht wir an diesem Punkt die internationalen Kontakte aufnehmen solltest. Ich gab Dir in meiner Eigenschaft als Sekretär des IK einen Brief mit, in dem ich in vollständigem politischen Vertrauen Deine Besuche unterstützte. Deine Arbeit war unsere Arbeit. Erinnere Dich, dass Du sehr entschieden gegen ein sofortiges IK-Treffen warst und eine Diskussion mit den einzelnen Sektionen vorzogst, um ihnen Zeit zu geben, die Dokumente und Erfahrungen zu studieren und auch mit Dir oder uns zu diskutieren. Als Teil dieser Arbeit besuchte ich am 5./6. Oktober Euer eigenes Zentralkomitee. Dies waren sicherlich keine prinzipienlosen Beziehungen, und ich kann daher Deine Bemerkung, „wie konnte die Führung der ältesten Sektion des Internationalen Komitees solche Beziehungen mit uns haben“, nicht akzeptieren. Wir sahen diese Beziehungen als notwendige Form der Zusammenarbeit, um als internationale Genossen zusammen in einer Bewegung gegen Healy, seine Praktiken, seine theoretischen Revisionen und seine Cliquenherrschaft über die Bewegung zu kämpfen. Wenn Du darauf bestehst, dass das IK so als Waffe für die Regulierung interner Auseinandersetzungen der WRP benutzt wurde, dann hast Du Unrecht.

Du sagst, und wir stimmen dem zu: „Wir wollen, dass nicht nur Healy zerstört wird, sondern dass der Healyismus aus dieser Partei ausgerottet wird.“ Doch der Healyismus hatte, wie Du selbst betont hast, Opfer in allen Sektionen des IK, nicht nur in der WRP, und diese Arbeit kann nicht getan werden, ohne sich mit den Resultaten des Healyismus bei allen Kadern des IK zu konfrontieren. Alle Führer des IK waren sowohl Teil des Healyismus als auch seine Opfer, und damit muss man sich auseinandersetzen, es analysieren und korrigieren. Der Test für Führer besteht heute in ihrer Fähigkeit, sich mit ihrer eigenen Rolle in all dem zu konfrontieren, sie zu analysieren, zu negieren und zu überwinden, und nicht darin, zu beweisen, dass sie weniger beschmutzt seien als andere. Du hast in Deiner Rede angedeutet, die WRP-Führung (anscheinend bezogst Du Dich besonders auf die Genossen M. Banda und C. Slaughter) versuche weiterhin, Probleme pragmatisch, empirisch und auf der Grundlage von Impressionen und drückenden, unmittelbaren nationalen Bedürfnissen zu lösen. Das sei so, weil wir uns noch nicht von Healys Erblast befreit hätten und die Kontrolle durch das IK ebenso wie die Perspektive, die Weltpartei aufzubauen, zurückwiesen. Unserer Ansicht nach wird sich das nur im Kampf erweisen, aber wir wissen, dass eine unerlässliche Voraussetzung ist, dass man sich mit der eigenen Verantwortung für die gegenwärtige Krise konfrontiert.

Ich kann einen Teil des bisher Geschriebenen ungeschminkt dahingehend zusammenfassen, dass den vielen Genossen, die mit der Geschichte der Meinungsverschiedenheiten im IK aus wohl bekannten Gründen nicht vertraut sind, ein Bild vorgesetzt wurde, wonach Gen. D. North mindestens seit Oktober 1982 gegenüber Healy Recht hatte. Du hast eine weitere Runde Beifall geerntet, als Du die Frage stelltest, weshalb die Führung der britischen Sektion erst reagierte, als die Übergriffe hier, innerhalb der WRP, Auswirkungen hatten. Das beruht einfach nicht auf Tatsachen. Die Missbräuche haben der Mitgliedschaft der WRP über Jahrzehnte hinweg Schläge versetzt, bösartige Schläge. Was sich 1985 änderte, war, dass der systematische Charakter dieser im Namen der trotzkistischen Führung begangenen Übergriffe durch die Arbeit einer kleinen Anzahl von Genossen entlarvt worden ist. Ihre „subjektiven“ Vorbereitungen konnten erstarken und zum Erfolg führen, weil das ganze bürokratische und opportunistische Gebäude in unversöhnlichen Konflikt mit den Veränderungen im Klassenkampf und den neuen Anforderungen an die WRP kam (ich beziehe mich natürlich besonders auf den Bergarbeiterstreik). Es ist gefährlich, Sätze wie Deine rhetorische Frage (warum erst, als die Übergriffe hier Auswirkungen hatten? usw.) zu benutzen, die auf das allgemeine Misstrauen in der Partei abzielen, statt zu analysieren, was wirklich stattgefunden hat.

Als entscheidendes Beispiel schilderst Du, wie das IK eine Verschiebung der Veröffentlichung der ZK-Erklärung zu Healys Ausschluss um 24 Stunden erbeten und nicht erhalten hat. Du scheinst zu glauben, dass dies die Befürchtung plausibel erscheinen lässt, dass wir vom Regen in die Traufe kommen könnten. Ich sehe das ganz anders. Ich akzeptiere nicht, dass die Beziehungen zwischen IK-Mitgliedern in London auf der einen Seite und WRP-ZK-Mitgliedern in London auf der anderen Seite von entscheidenderer geschichtlicher Bedeutung, wichtiger sind, als die tatsächlichen Probleme, derentwegen Healy ausgeschlossen worden ist. Wir waren zur Erkenntnis gezwungen worden, dass ein ultra-rechtes Krebsgeschwür begonnen hatte, uns zu zerstören. Gerichtliche Verfügungen waren bereits in Kraft. Außerdem übersahst Du den Zustand in unseren eigenen Reihen. Die Entlarvung von Healy hatte in der Mitgliedschaft zu einer gewaltigen Explosion und zum Ausbruch eines wirklichen Aufstands geführt, einschließlich der Besetzung und Schließung unserer Druckerei. Das war völlig gerechtfertigt und verständlich, und Du hast es ausdrücklich in Deinen einleitenden Sätzen unterstützt. Doch Du ignorierst die Konsequenzen, deren erste berechtigterweise „Schnappt Healy!“ war. Anscheinend wünschst Du eine perfekte Sammlung „internationalistischer“ Verhaltensregeln, die jeden Schritt der wirklichen Bewegung anleiten. Es war nicht so und konnte auch nicht so sein. Dahinter steckte die andere Meinungsverschiedenheit, die wir schon erwähnt haben. Du warst immer noch auf der Suche nach einem Rahmen für eine Diskussion mit der Minderheit, genauso wie Du vorher nicht für den Ausschluss, sondern für die Suspension von Healy warst. Dies war eine legitime und wichtige Meinungsverschiedenheit zwischen uns, es ging nicht einfach um die Verschiebung einer Erklärung, bis das IK sich hätte treffen können. Du warst bis dahin, wie ich schon bemerkt habe, sowieso nicht für ein IK-Treffen, sondern nur für Diskussionen. Wir schlugen schließlich ein Treffen am Mittwoch, den 23. Oktober vor. Deine Reaktion war die, dass das Treffen, nachdem die Erklärung nun erschienen war, bis Freitag, den 25. warten könne. Das hinderte einige Genossen, die es für nützlich halten, das IK gegen die WRP-Führung aufzuhetzen, nicht daran zu behaupten, dass man die IK-Genossen die ganze Woche über in London habe warten lassen. Ich möchte Dich auch daran erinnern, dass wir noch bis Mittwoch den 23. Oktober versuchten, die spanische und griechische Sektion zu einem Treffen zu bringen. Es ist wichtig, hier auch noch einmal zu erwähnen, dass wir ein IK-Treffen vor dem außerordentlichen Kongress am 26. Oktober wollten, um zu erreichen, dass das IK die politischen Bedingungen für eine Neuregistrierung in der britischen Sektion des IK festlegt, und um die Anhänger von Healy aus politischen Gründen auszuschließen. Das hätte mehr Sinn gehabt als eine allgemeine Bestätigung der Unterordnung nationaler Sektionen unter das IK.

Du greifst ausdrücklich an, was ich angeblich über „neofaschistische Tendenzen“ in der WRP-Minderheit gesagt habe. Dies, sagst Du, klinge sehr links, habe aber keinen Inhalt und werde nur als Ersatz für eine wirkliche Analyse benutzt. Ich habe das schon im Zusammenhang mit Healys „Moral“ und der Frage der Hinrichtungen im Irak diskutiert. Die „Rechtfertigungen“ für diese gemeinen Taten hatten einen äußerst rechten, amoralischen Charakter und waren bestens den Bedürfnissen des Kapitals angepasst. In einem Bericht des Zentralkomitees an Genossen, die am 12. Oktober eine „Lobby“ veranstalteten, widersprach ich jenen Genossen, die einige Mitglieder der healyistischen Minderheit als „Faschisten“ bezeichneten. Faschisten sind in Menschenformationen organisiert, um gegenüber der Arbeiterklasse und dem Marxismus Gewalt auszuüben. Worüber ich sprach (siehe meine Bemerkungen auf der Vollversammlung in London), war die rechte, „beinahe-faschistische“ Ideologie, die eine Rolle spielte. Ich gab eine damit eng verbundene und direkt relevante Parallele aus Paris, wo jetzt mehrere sehr „radikale“ Führer der Bewegung von 1968 ultra-rechte Zeitschriften herausgeben. Es wäre nicht richtig, die Healy-Clique und ihre Apologeten lediglich als „Nationalisten“ zu charakterisieren. Sie stehen bezüglich der Rechte menschlicher Individuen jeder faschistischen Position nahe, Rechte, die für sie natürlich aus nichts als den Erfordernissen der Partei bestehen.

Jetzt möchte ich auf das Gebiet zurückkommen, wo wir scheinbar problemlos übereinstimmen, doch dies ist eindeutig nicht der Fall. Du sagst: „... es gibt hier wirklich keinen einzigen Genossen, der ernsthaft glauben könnte, dass wir uns hier versammelt haben, um darüber zu entscheiden, ob Vergewaltigung eine legitime Frage in der Arbeiterbewegung sei.“ Und Du fährst fort: „In dieser Bewegung ist das eine erledigte Frage.“ Wir sind da anderer Meinung. Es ist gefährlich, bezüglich Healys sexueller Übergriffe auf der Ebene von, „wir waren natürlich entsetzt“, stehen zu bleiben. Wir haben gehört, wie Mitglieder der ausgeschlossenen Spalterminderheit beinahe dasselbe gesagt haben. Das tendiert dazu, um es nochmals zu sagen, diese Übergriffe in eine „unpolitische“ Kategorie zu verlegen, die den irgendwie „wirklicheren“, „politischen“ Fragen untergeordnet sein soll. Es sind aber grundlegende politische Fragen. Es trifft in keiner Weise zu, dass „dies eine erledigte Frage“ sei. Wir haben es nicht mit einer Debatte über „diese erledigte Frage“ zu tun, sondern über die tatsächlichen, systematischen Verbrechen einer Führung, die entgegen dieser „erledigten Frage“ jahrzehntelang Genossen zerstört hat. Und wir müssen diese Degeneration, eine politische Degeneration, bis auf den Grund verstehen. Es waren „Spaltungs“-Fragen, und sie führten zur Spaltung. Die Behauptung, wir könnten nicht sagen, die Spaltung habe über die Frage der Vergewaltigung stattgefunden, schlägt der Wirklichkeit ins Gesicht.

Wir sind uns natürlich alle über das bewusst, was Du auf dem Kongress betont hast, dass der Stalinismus mit einer Revision der marxistischen Position zur Weltrevolution begann, an deren Stelle er den „Sozialismus in einem Land“ setzte. Doch wir sind uns auch dessen bewusst, dass die materiellen Bedingungen für die Entwicklung und den Sieg dieses Revisionismus in der Rückständigkeit der isolierten russischen Wirtschaft und Kultur lagen, die bürokratische Privilegien und Unterdrückung förderte. So haben Rückständigkeit und bürokratische Reaktion, verbunden mit den internationalen Niederlagen des Proletariats, die hauptsächlich aus den Fehlern der Stalin-Fraktion in der Führung der Dritten Internationale resultierten, die Schlinge gebildet, die sich um den Hals der Linken Opposition zusammenzog, erklärt Trotzki. Er hätte sich bestimmt nicht mit einer abstrakten Bekräftigung der Prinzipien des Internationalismus zufrieden geben können.

Du sagst, die Spaltung habe aus entscheidenden, kategorischen Gründen stattgefunden. Ja, aber es ist, ich wiederhole es, nicht einfach eine Frage der Beziehung der WRP zum IK. Die Unterordnung von nationalen Sektionen im IK ist die notwendige Form internationalistischer revolutionärer Praxis. Der Inhalt dieses Internationalismus geht tiefer bis zu den grundlegenden Fragen, über die wir Healy und seine Anhänger ausgeschlossen haben. Die entscheidende Arbeit über diese Fragen wird am wichtigsten sein. Ich kann Deine Behauptung (mehr ist es nicht) nicht akzeptieren, dass die Arbeit des IK die griechische Führung „ausgeräuchert“ habe. Ihre endgültige Spaltung vom IK ist die Folge der Arbeit des Healyismus im IK über zwei Jahrzehnte hinweg, und wir müssen uns mit der Tatsache konfrontieren, dass wir nicht in der Lage waren, sie zu verhindern, trotz Deines Besuches in Griechenland Anfang September. Die Arbeit, die wirklichen Fragen vor der Mitgliedschaft der griechischen/spanischen Sektion zu enthüllen, bleibt immer noch zu tun.

Wie Du sehen kannst, stimme ich mit dem gesamten Schwerpunkt Deiner Erklärung nicht überein. Deine abschließende Beifallsrunde konntest Du einstecken, weil Du die WRP-Mitgliedschaft dazu aufriefst, der WRP-Führung klarzumachen, dass sie sich dem IK unterzuordnen haben. Warum stellst Du die WRP-Mitglieder auf diese Art in Gegensatz zu den WRP-Führern? Warum nicht die Mitglieder in Gegensatz zum IK stellen, das letzten Endes die internationale Führung ist, die Healys Programm und Politik durchgeführt hat? Doch es sollte wirklich nicht darum gehen, irgendjemand irgendjemand anderem gegenüberzustellen; vielmehr sollten wir deutlich machen, dass wir bereit sind, gemeinsam zu arbeiten und zu kämpfen, um unbarmherzig die theoretischen Fragen zum Neuaufbau der Bewegung als Grundlage für die Entwicklung der marxistischen Theorie zu klären.

Ich habe gesagt, dass meiner Meinung nach Dein „Standpunkt der Einheit der Partei“ in der Woche zwischen Healys Ausschluss und unserem außerordentlichen Kongress grundfalsch war, weil wir durch intensive Erfahrungen bei der Entlarvung der damaligen Minderheit gegangen sind. Weil Du die Konsequenzen dieser Kämpfe nicht teilst oder studierst, kommst Du zu der falschen Schlussfolgerung, dass Deine Suche nach einem „objektiven“ Beweis für die Korrektheit der Mehrheitsposition schließlich mit der Resolution vom 25. Oktober, die der Unterordnung der WRP unter das IK zustimmte, Erfolg fand. Doch dies ist falsch. Die WRP-Delegierten hätten natürlich einer solchen Formulierung jederzeit zugestimmt, genauso wie jede andere Sektion in der Welt. Eine solche Erklärung entscheidet nicht im geringsten „objektiv“ über irgendetwas und kann dies auch nicht tun. Ich glaube, dass Du, noch lange nachdem die Minderheit sich tatsächlich an den Staat gewandt und die Spaltung vollzogen hatte, an einer gefährlich überformalen Linie des „lasst die Differenzen herauskommen, so dass sie klar gesehen werden können“, festgehalten hast. Dieser Formalismus verleitete Dich dazu, den wirklich grundlegenden Klassenfragen der Spaltung wenig Bedeutung beizumessen, so dass Du sogar noch am 25. Oktober ernsthaft den Vorschlag machen konntest, die Redgrave möge ihre Klage zurückziehen und ihre Minderheitsrechte wieder wahrnehmen! Erst nachträglich, nachdem die Diskussion dieses Argument entlarvt hatte, hast Du uns versichert, dass dies nur ein taktischer Vorschlag sei (Verteidigung des Vermögens usw.) Es war in Wirklichkeit Teil Deines „vom Standpunkt der Einheit ausgehen“. Diese Möglichkeit hat niemals bestanden, seit Healy angeklagt wurde und diese Minderheit dagegen stimmte. Ich bin sicher, dass Du ernsthaft über das nachdenken wirst, was ich hier sage: dass Du die wirklichen Fragen, die in dem Ausschluss von Healy beinhaltet sind, gefährlich unterschätzt hast, und dass Du den Internationalismus in einer formalen Art darstellst, die diese Fragen verschleiert. Wir werden viele in der Bewegung finden (ich bin sicher, die australische Sektion liefert dafür Beispiele), die zur Position der ausgeschlossenen Minderheit zurückgreifen werden, dass nämlich die sexuellen Übergriffe ein unerfreulicher, sogar „entsetzlicher“ Vorfall seien, dass sie aber sekundär seien und beiseite gelegt werden sollten. Dies in irgendeiner Weise zu ermutigen, hieße, die gewaltigen reaktionären Kräfte zu ignorieren, die durch Healys Praktiken und die Positionen derjenigen, die seine Praxis und Ideen rechtfertigen, ausgedrückt werden. Wenn man das zulässt, können wir das, was Du wie ich am meisten wollen, nicht tun: den Healyismus ebenso rauszutreiben wie Healy.

Mit brüderlichen Grüßen

Cliff